Politik

„AUKUS“: Eine neue Monroe-Doktrin, die sich gegen China und die EU richtet?

Das trilaterale Bündnis „AUKUS“, das von den USA, Großbritannien und Australien geleitet wird, richtet sich nicht nur gegen Chinas maritime Ansprüche. Es richtet sich auch gegen die Ansprüche der EU im Indo-Pazifik. Entsteht eine neue Monroe-Doktrin, die sich auf die Weltmeere und die Ozeane erstreckt?
04.12.2021 14:54
Aktualisiert: 04.12.2021 14:54
Lesezeit: 2 min

Das trilaterale Bündnis „AUKUS“ (USA, Großbritannien und Australien) ist als konkrete Manifestation des US-amerikanischen Willens, angesichts der chinesischen Bedrohung an seiner dominanten weltpolitischen Bedeutung festzuhalten. Der Fokus liegt dabei auf dem maritimen Bereich. „AUKUS“ wurde im September 2021 ins Leben gerufen, als die Diskussionen um einen angeblichen Niedergang der USA tobten. Auslöser dieser Diskussion war der scheinbare Abzug der USA aus Afghanistan.

Während „AUKUS“ in Europa und China kritisiert wurde, begrüßten eine Reihe von Süd- und Ostasiatischen Staaten das Bündnis – insbesondere jene Staaten, die China als Bedrohung einstufen. Im Gegenzug verhängte China indirekte Sanktionen gegen australische Produkte, boykottierte japanische Produkte und führte militärische Manöver im Südchinesischen Meer und in der Nähe der Halbinsel Taiwan durch, berichtet die Zeitung „Dhaka Tribune“.

Die Führung der Kommunistischen Partei Chinas lässt sich von den Heldentaten von Zheng He (Geburtsname: Haddschi Mahmud Schams) inspirieren, dem legendären muslimisch-chinesischen Seefahrer, der im Auftrag des Ming-Reiches sieben Expeditions-Hochseereisen befehligte, um die chinesische Seemacht und kulturelle Überlegenheit in ganz Asien und Ostafrika zu demonstrieren.

Ein zivilisatorischer Staat wie China schöpft tief aus seinen Quellen der Geschichte, um seine zukünftigen Bestrebungen und Ambitionen umzugestalten und neu zu gestalten. Der Löwenanteil des Verteidigungshaushalts von Peking ist ausschließlich für die Aufrüstung und Modernisierung der Marine bestimmt, um sie besser zur Sicherung wichtiger Seewege und Versorgungsrouten zu nutzen und die Umsetzung der Seestraße zur „Neuen Seidenstraße“ zu überwachen. China hat bereits die größte Marineflotte der Welt (in Bezug auf Überwasserschiffe und U-Boote) aufgebaut. Es verfügt bereits über 360 Kriegsschiffe, und die Zahl soll bis 2025 auf 400 anwachsen. Darüber hinaus verfügt es über sechs nuklearbetriebene ballistische Raketen-U-Boote (SSBNs), die mit Atomraketen bewaffnet sind, sowie rund 40 Angriffs-U-Boote, von denen sechs mit Kernkraft betrieben werden.

Um das Ganze abzurunden, hat die PLA-Marine mit dem Bau ihres dritten Flugzeugträgers, drei neuer amphibischer Hubschrauberträger und mehrerer Zerstörer und Kreuzer der Renhai-Klasse vom Typ 055 begonnen. Zwischen 2015 und 2019 haben die Chinesen insgesamt 132 neue Schiffe gebaut, um ihre Marine aufzurüsten.

Peking würde nur zu gerne in Richtung der EU ausschwenken, um ein Gegengewicht gegen „AUKUS“ zu bilden. Die EU ist ebenfalls unzufrieden mit „AUKUS“, weil das trilaterale Bündnis das Potenzial in sich birgt, den Seehandelsweg (Containerhandel) von Asien nach Europa vollständig zu kontrollieren.

Aus der Sichtweise von Washington könnte „AUKUS“ als eine Art maritime Monroe-Doktrin umgesetzt werden, um China und die EU im Gebiet des Indo-Pazifiks militärisch zu isolieren.

Besonders pikant: Die Ankündigung Australiens, den zuvor ausgehandelten Diesel-U-Boot-Deal mit Frankreich aufzukündigen, erfolgte nur einen Tag vor der Bekanntgabe der EU-Strategie für den Indo-Pazifik-Raum. Ein symbolischer Akt Australiens und der USA, der Bände spricht.

Ob China und die EU „AUKUS“ etwas entgegenzusetzen haben, bleibt abzuwarten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schwarzarbeit: Klingbeil verschärft Kontrollen in Friseursalons und Nagelstudios
14.11.2025

Schwarzarbeit bleibt ein zentrales Problem für Staat und ehrliche Betriebe. Künftig rücken Barbershops, Kosmetik- und Nagelstudios sowie...

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett zieht sich zurück: Und setzt nun auf Bargeld angesichts schwankender Märkte
14.11.2025

Warren Buffett zieht sich nach Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway schrittweise zurück und hortet weiterhin immense...

DWN
Politik
Politik EU plant Ukraine-Hilfe: Kann Russlands eingefrorenes Vermögen helfen?
13.11.2025

Die Europäische Union steht vor einer heiklen Entscheidung: Sie will die Ukraine weiterhin finanziell unterstützen, sucht jedoch nach...

DWN
Politik
Politik Zollfreigrenze in der EU: Billigwaren künftig ab dem ersten Euro zollpflichtig
13.11.2025

Billige Online-Waren aus Asien könnten bald teurer werden. Die EU plant, die 150-Euro-Freigrenze für Sendungen aus Drittländern...

DWN
Politik
Politik EU-Politik: Fall der Brandmauer öffnet Tür für Konzernentlastungen
13.11.2025

Das EU-Parlament hat das Lieferkettengesetz deutlich abgeschwächt. Künftig sollen nur noch sehr große Unternehmen verpflichtet sein,...

DWN
Politik
Politik Wehrdienst-Reform: Union und SPD einigen sich auf Kompromiss
13.11.2025

Union und SPD haben ihren Streit über den Wehrdienst beigelegt – und ein Modell beschlossen, das auf Freiwilligkeit setzt, aber eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Google: Milliardenstreits um Marktmissbrauch
13.11.2025

Google steht erneut unter Druck: Die Preissuchmaschine Idealo verlangt Milliarden, weil der US-Konzern angeblich seit Jahren seine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Stabilisierungsversuch nach Kursverlusten
13.11.2025

Nach der kräftigen Korrektur in den vergangenen Tagen zeigt sich der Bitcoin-Kurs aktuell moderat erholt – was steckt hinter dieser...