Deutschland

Hohe Inflation trifft ärmere Haushalte und Rentner schwer

Die hohe Inflation in Deutschland trifft einer Studie zufolge vor allem ärmere Haushalte und Rentner.
10.12.2021 13:00
Lesezeit: 1 min
Hohe Inflation trifft ärmere Haushalte und Rentner schwer
Flaschen des «Beaujolais nouveau» stehen am Tag der offiziellen Veröffentlichung des Weines in einem Geschäft. (Foto: dpa) Foto: Christopher Jue

Die hohe Inflation in Deutschland trifft einer Studie zufolge vor allem ärmere Haushalte und Rentner. Für die Einkommensärmsten seien die Lebenshaltungskosten seit 1995 um fast 34 Prozent gestiegen, heißt es in der am Freitag veröffentlichten Analyse des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die der einkommensreichsten Haushalte legten dagegen nur um rund 28 Prozent zu. Ein 80-Jähriger mit durchschnittlichem Konsumverhalten zahle heute knapp 43 Prozent mehr für seinen Lebensstandard als ein 80-jähriger im Jahr 1995. Junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 müssten dagegen nur rund 19 Prozent mehr berappen.

Die Unterschiede erklärt das IW vor allem mit den unterschiedlichen Konsumgewohnheiten: Ärmere Haushalte geben demnach einen großen Teil ihres Einkommens für Miete, Gas, Strom und Lebensmittel aus – hier gab es zuletzt deutliche Preissteigerungen. Reichere kaufen hingegen vergleichsweise viele Elektrogeräte. Letztere seien gemessen an der Qualität deutlich günstiger geworden. „Von diesem Effekt profitieren auch Jüngere, die deutlich mehr Elektronik kaufen als 80-Jährige“, so das Institut. Zudem lebten Jüngere in kleinen Wohnungen oder Wohngemeinschaften, sie zahlen entsprechend weniger an Miete und Nebenkosten aus, weshalb sie die Teuerungen in diesem Bereich deshalb nicht so stark zu spüren bekämen.

Grundsätzlich hätten ärmere Haushalte in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein größeres Risiko, arbeitslos zu werden. „Gleichzeitig tragen sie die Hauptlast von Preissteigerungen“, sagte IW-Studienautor Markus Demary. „Sie geben einen großen Teil ihres Einkommens für lebensnotwendige Güter aus. Steigt dort der Preis, gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten.“ Es sei nicht Aufgabe der Geldpolitik, individuelle Inflationsraten zu kontrollieren. Dennoch würde eine geringere Inflation alle Bevölkerungsschichten entlasten und müsse deshalb zentrales Ziel bleiben.

Aktuell liegt die Inflationsrate mit 5,2 Prozent so hoch wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Werden nur die Auswirkungen der vergangenen Monate betrachtet, spürten Reiche die Folgen der Inflation stärker als Arme, so das IW. Zu diesem Ergebnis kam unlängst auch das Ifo-Institut. „Der Grund ist die Zusammensetzung des Warenkorbs“, sagte dazu Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. "Die hohen Preise beim Sprit und bei den Autokäufen machen bei reicheren Haushalten einen wesentlich größeren Anteil an den monatlichen Ausgaben aus." Kraftstoffe kosteten im November 43,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Fahrzeuge 7,7 Prozent mehr.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Bankenregulierung: Neue Regelungen setzen Europas Institute unter Druck
26.11.2025

Die europäische Bankenaufsicht ringt derzeit mit der Frage, wie sich Regulierung und Wettbewerbsfähigkeit neu austarieren lassen, ohne...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Deutsche gegen militärische Führungsrolle in Europa
25.11.2025

Rente, Bürgergeld, Wehrdienst – bei solchen Themen ist die Stimmung der Bürger gut erforscht. Für die Außenpolitik gilt das hingegen...

DWN
Politik
Politik Lawrow zu Europa: "Ihr hattet eure Chancen, Leute"
25.11.2025

Haben sich die Ukraine und die USA geeinigt? Europa jedenfalls habe seine Chance verspielt, den Ukrainekonflikt politisch zu entschärfen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biotech-Unternehmen wandern aus: Europa verliert 13 Mrd. Euro an die USA
25.11.2025

Europas Biotech-Branche steht an einem Wendepunkt, weil zentrale Finanzierungsquellen immer seltener im eigenen Markt zu finden sind....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
25.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Experten warnen vor wachsenden Risiken am Markt
25.11.2025

Die Finanzmärkte stehen unter spürbarer Spannung, während Anleger die Dynamik rund um künstliche Intelligenz bewerten. Doch weist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Doppelbesteuerung Rente: Ob Sie betroffen sind und was Sie tun können!
25.11.2025

In Deutschland müssen auch Rentner ihre Rente versteuern, weil Renten als Einkünfte gewertet werden, obwohl Arbeitnehmer bereits im...

DWN
Politik
Politik Georgiens Krise: Welche Machtverschiebung Europa jetzt alarmieren sollte
25.11.2025

Ein Land am Schwarzen Meer verliert seine demokratischen Sicherungen, während die Regierung Kritiker verfolgt und neue Allianzen mit...