Politik

BlackRock is coming: Über 60 Prozent der CDU-Mitglieder stimmen für Merz als Parteichef

Der BlackRock-Lobbyist Friedrich Merz übernimmt die Macht innerhalb der CDU.
17.12.2021 14:58
Aktualisiert: 17.12.2021 14:58
Lesezeit: 2 min
BlackRock is coming: Über 60 Prozent der CDU-Mitglieder stimmen für Merz als Parteichef
Friedrich Merz (CDU) steht nach der Bekanntgabe der Ergebnisse der CDU Mitgliederbefragung. Er soll nach dem Willen der CDU-Mitglieder neuer Parteivorsitzender werden. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

Friedrich Merz wird neuer CDU-Chef. Am Freitag gab die CDU bekannt, dass der 66-Jährige 62,1 Prozent und damit die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen bei der Befragung der Parteibasis erhalten hatte. Er soll nun auf dem Bundesparteitag am 21./22. Januar zum Parteivorsitzenden bestimmt werden. Der Wirtschaftspolitiker setzte sich gegen seine Konkurrenten Norbert Röttgen und Helge Braun durch. Der Außenpolitiker Röttgen erhielt 25,8 Prozent der Stimmen, der frühere Kanzleramtschef Braun 12,1 Prozent. An der Wahl hatten 132.617 Mitglieder online teilgenommen, 115.743 per Brief.

Merz hatte seinen ehemaligen Arbeitgeber BlackRock im Dezember 2020 für seine Rolle in der Klimapolitik gelobt. Einer seiner größten Unterstützer und Kumpanen innerhalb der CDU ist übrigens Philipp Amthor. Amthor sagte im Gespräch mit dem „Deutschlandfunk“ über Merz: „Er hat als Wirtschaftsanwalt gearbeitet, und da sind ganz viele deutsche Mittelständler dabei gewesen, die er unterstützt hat. Ich kann Ihnen sagen, ich halte es erstens für falsch, Friedrich Merz auf BlackRock zu reduzieren, gleichzeitig irgendwie alles, was dieses Unternehmen macht, ihm anrechnen zu wollen, das ist aus meiner Sicht eine Verkürzung. Gleichzeitig sage ich pointiert, trotzdem, es schadet sicherlich nicht, wenn man auch in der Wirtschaft Erfahrung gesammelt hat, das schätzen auch viele Delegierte. Sein Schwerpunkt aber ist die Politik.“

Merz sollte eine Diskussion darüber führen, warum BlackRock der größte Corona-Krisenprofiteur der Welt ist. Im August 2019 veröffentlichte das US-Finanzunternehmen BlackRock eine Studie, welche Strategien beinhaltete, wie im Falle einer neuen (Finanz-)Krise reagiert werden solle. Vorgestellt wurden die Ideen damals am alljährlich stattfindenden Notenbanktreffen in Jackson Hole.

Schon der von den Autoren angegebene Grund, der zur Erstellung des „Whitepapers“ mit dem Titel „Mit dem nächsten Abschwung umgehen: Von der unkonventionellen Geldpolitik zu einer präzedenzlosen Kooperation“ geführt hatte, ist bemerkenswert. So heißt es im Vorwort, dass die seit 2008 von den großen Zentralbanken verfolgte expansive Geldpolitik wirkungslos geworden sei – vielmehr müssten im Falle neuer Krisen Zentralbanken und Staaten künftig eng zusammenarbeiten.

Ein weiterer bemerkenswerter Umstand ist, dass es einen Monat nach Vorstellung der Empfehlungen im amerikanischen Geldmarkt wie aus dem Nichts zu schweren Verwerfungen kam, welche die Fed erst nach Monaten und der Bereitstellung mehrerer Billionen Dollar an Liquidität in den Griff bekam.

Als die Unruhe im Repo-Markt zu Beginn des laufenden Jahres schließlich abebbte, breitete sich die Corona-Pandemie über den Globus aus. BlackRock rechnet mit Blick auf die Pandemie mit grundlegenden Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Die Verbreitung des Virus habe „nicht nur die Finanzmärkte und das kurzfristige Wachstum unter Druck gesetzt“, sondern auch eine Neubewertung vieler Annahmen zur Weltwirtschaft bewirkt, schrieb der Chief Executive Officer, Larry Fink, Ende März an die Aktionäre des Unternehmens.

„Wenn wir diese Krise überstanden haben, wird die Welt eine andere sein. Die Psychologie der Anleger wird sich verändern. Das Geschäftsleben wird sich verändern. Der Konsum wird sich verändern“, heißt in dem Schreiben.

BlackRock hat Aktien in den gewinnträchtigsten Unternehmen, etwa bei Coca Cola, Goldman Sachs, Exxon, Nestlé, Nike, Bayer, BASF, Siemens, VW, BMW, Daimler, Allianz, Amazon, Google, Apple, Microsoft, Facebook, auch etwa bei den größten Rüstungskonzernen, also zum Beispiel Lockheed, Boeing, Northrop, Raytheon (alle USA), Leonardo (Italien), Thales (Frankreich) und Rheinmetall (Deutschland). Da wurden und werden erhebliche Gewinne ausgeschüttet, auch durch Aufrüstung gegen neue und alte Feinde. Gegen prekäre Arbeitsverhältnisse etwa bei Amazon und Apple hat Fink noch nie protestiert, denn sie erhöhen die Gewinne. Und die Null- und Niedrigzinsen sind da besonders günstig: BlackRock nutzt sie, um billig immer neue Unternehmen beziehungsweise Unternehmensanteile aufzukaufen“, hatte zuvor Werner Rügemer, Publizist, Vorsitzender der Aktion gegen Arbeitsunrecht, in einem Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten gesagt.

Ein Großteil dieser Konzerne ist im Verlauf der Pandemie gewachsen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...

DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...