Finanzen

Financial Times: Die Zeit für ein „Great Reset“ des Finanzsystems ist gekommen

Lesezeit: 2 min
01.01.2022 16:19  Aktualisiert: 01.01.2022 16:19
„Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für die großen Volkswirtschaften des Westens (und idealerweise der Welt), sich zusammenzusetzen und eine neue internationale Währungsordnung zu erarbeiten“, heißt es in einem Bericht der Financial Times.
Financial Times: Die Zeit für ein „Great Reset“ des Finanzsystems ist gekommen
Eine zerknitterte US-amerikanische Ein-Dollar-Note aufgenommen am 15.07.2011 in Kaufbeuren (Schwaben). (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Übermäßige monetäre Anreize, ein Nebenprodukt eines „undisziplinierten“ Fiat-Geldsystems, werden Probleme für unsere Wirtschaft sowie finanzielle Verzerrungen verursachen, und die langfristige Lösung ist ein monetärer „Reset“, bei dem sich die Volkswirtschaften von diesem System entfernen und die Wiedereinführung eines Goldstandards in Gang bringen, so der Goldanalyst Jan Nieuwenhuijs von „The Gold Observer“.

„Es gibt viele Finanzblasen, es gibt übermäßige Schuldenstände, die Ungleichheit steigt (…) all diese Nebenwirkungen eines Fiat-Geldstandards sind nicht wirklich das, was wir wollen, und schließlich bekommen wir viel Geld-Instabilität. Ich denke, dass wir dann zu einem Goldstandard zurückkehren müssen“, sagte Nieuwenhuijs gegenüber „Kitco News“.

Der Übergang vom derzeitigen Fiat-Währungssystem zu einem Goldstandard muss zunächst den Schuldenüberhang in unserer Wirtschaft beseitigen, so Nieuwenhuijs.

Der Gold-Analyst wörtlich: „Das Hauptproblem, das wir derzeit in der Wirtschaft haben, ist der massive Schuldenüberhang, vor allem in den Industrienationen. Die Staatsverschuldung, aber auch die Unternehmensverschuldung und die Privatverschuldung sind einfach sehr hoch und liegen auf Rekordniveau.“

Ein Goldstandard kann in verschiedenen Formen auftreten. „Es gibt verschiedene Optionen für einen Goldstandard. Man hat den klassischen Goldstandard, aber man hat auch ein Goldpreisziel, das von den Zentralbanken angestrebt wird. Wenn man ein Goldpreis-Targeting haben würde, würden die Zentralbanken nur den Goldpreis anstreben, und das wäre ihre Geldpolitik“, meint er.

Ein Mechanismus zur Ausrichtung des Goldpreises unterscheidet sich von einer klassischen Form des Goldstandards, die eine direkte Umwandlung von Fiat-Noten in Gold ermöglichen würde.

Derzeit sind Länder auf der ganzen Welt auf dem Weg, ihre Währungen abzuwerten, und Nieuwenhuijs sagt, dies sei ein Versuch, die Inflationsraten zu erhöhen und indirekt den Wert der noch in der Wirtschaft befindlichen Schulden zu senken.

„Eine Abwertung gegenüber anderen Nationen kann manchmal von Vorteil sein, aber was sie tatsächlich in den USA und in Europa, aber auch in Japan wollen, ist die Inflation der Verbraucherpreise und vorzugsweise mit Zinssätzen bei oder unter Null, um die Schuldenlast senken“, sagte er.

Am 18. März 2021 veröffentlichte die „Financial Times“ einen Artikel unter der Überschrift „Time for a great reset of the financial system“ („Zeit für einen ,Great Reset‘ des Finanzsystems“).

Die FT führt im Zusammenhang mit dem „Reset“ des Finanzsystems aus:

„Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für die großen Volkswirtschaften des Westens (und idealerweise der Welt), sich zusammenzusetzen und eine neue internationale Währungsordnung zu erarbeiten.“

„Mit einem Liquiditätsanker wird sich die Weltwirtschaft dann einem saubereren kapitalistischen Modell nähern, bei dem die Finanzmärkte zu ihrer primären Rolle der Preisfindung und Kapitalallokation auf der Grundlage der wahrgenommenen Fundamentaldaten (und nicht des Liquiditätsniveaus) zurückkehren.“

„Der Hauptgrund dafür, dass viele westliche Volkswirtschaften jetzt übermäßig von Konsum, Schulden und Immobilienpreisen abhängig sind, liegt in der Struktur der nationalen und internationalen Währungs- und Finanzarchitektur. Ein Great Reset bietet daher die Möglichkeit, (einen Anschein von) wirtschaftlicher Fairness in westlichen und anderen Volkswirtschaften wiederherzustellen.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
07.05.2024

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Menge sichergestellten Kokains im Hamburger Hafen verdreifacht
06.05.2024

Im Hamburger Hafen werden alle nur erdenklichen Waren umgeschlagen - auch Drogen. Immer mehr Kokain findet durch das Tor zur Welt seinen...