Politik

Top-Investor Ray Dalio: Die Welt kann von Chinas Politik des „gemeinsamen Wohlstands“ lernen

Der Gründer des Bridgewater-Hedgefonds erkennt in der chinesischen Strategie ein Modell, von dem auch westliche Länder profitieren könnten.
12.01.2022 09:00
Lesezeit: 1 min

Der Gründer und Leiter des US-Hedgefonds Bridgewater Associates, Ray Dalio, sieht in Chinas Politik des „gemeinsamen Wohlstandes“ ein erfolgversprechendes Modell für das 21. Jahrhundert. Insbesondere Staaten, in denen die Schere zwischen arm und extrem reich immer weiter auseinanderginge, könnten von einer Übernahme der Strategie profitieren.

„Der gemeinsame Wohlstand ist eine gute Sache. Es bedeutet nichts anderes, als dass man möglichst vielen Menschen den Zugang zu Wohlstand ermöglichen möchte. Das Ganze ist - wie Deng Xiaoping und andere verstanden haben - ein Kreislauf. Erst wird man reich, und dann versucht man, die daraus erwachsenden Möglichkeiten auf eine fairere Weise zu verteilen. Viele Leute verstehen die Strategie nicht, obwohl es Erklärungsversuche gibt, und machen den Fehler, sie als Rückkehr zum Kommunismus unter Mao Zedong zu begreifen anstatt zu verstehen, dass es einfach Teil eines evolutionären Prozesses ist“, zitiert das Wallstreet Journal Dalio, der am vergangenen Montag auf der „Greater China Conference“ der Schweizer Großbank UBS auftrat.

Dalio zufolge könnten jene Länder von dem Ansatz profitieren, in denen die Verteilung des Wohlstands immer weiter zwischen vielen Armen und wenigen reichen Bürgern auseinanderklafft. Statistiken zeigen beispielsweise, dass die Ungleichheit bei Vermögen und Einkommen in den Vereinigten Staaten inzwischen wieder jene extremen Niveaus erreicht hat, die zur Zeit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren verzeichnet wurden.

Dalios Hedgefonds setzt seit Jahren verstärkt auf die sich schrittweise öffnenden Finanzmärkte Chinas. Im November 2021 hatte Bridgewater mit einem 1,25 Milliarden Dollar-Vehikel seinen bislang größten Investmentfonds in China lanciert.

Mit der Politik des „gemeinsamen Wohlstands“ versucht die chinesische Regierung, das Vermögen und die wirtschaftlichen Kapazitäten großer Konzerne und superreicher Unternehmer langfristig zum Aufbau eines breit abgestützten Wohlstandes zu nutzen. Die Lancierung des Modells im vergangenen Jahr ging mit verschärften Kontrollen und Regulierungsmaßnahmen gegenüber großen Technologie-Unternehmen und Branchen einher, deren Aktienkurse dadurch teilweise beträchtlich absackten.

Das Ziel des „gemeinsamen Wohlstands“ korreliert zudem mit der Initiative der „Wirtschaft der zwei Kreisläufe“ deren Zweck darin besteht, die Bedeutung des Exportgeschäfts zu Gunsten von Binnenkonsum und Innovation zurückzuschrauben, um nicht in die sogenannte „Middle Income Trap“ zu fallen. Dabei handelt es sich um das Verharren aufstrebender Staaten auf einem mittleren Niveau in den weltweiten Wertschöpfungsketten.

Lesen Sie dazu: Peking lanciert Generationenprojekt des „Gemeinsamen Wohlstands“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...