Politik

„Wir haben die Kontrolle über die Südwest-Grenze verloren“: Warum die USA lateinamerikanischer werden

Lesezeit: 3 min
12.01.2022 11:00  Aktualisiert: 12.01.2022 11:23
Die legale und illegale Einwanderung in die USA hat historische Höchststände erreicht.
„Wir haben die Kontrolle über die  Südwest-Grenze verloren“: Warum die USA lateinamerikanischer werden
Der Buena Vista Social Club tritt 2015 zu Ehren des Hispanic Heritage Month und des 25-jährigen Bestehens der White House Initiative on Educational Excellence for Hispanics im East Room des Weißen Hauses auf. (Foto: dpa)
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Die Einwanderung - legal wie illegal - in die Vereinigten Staaten aus den lateinamerikanischen Ländern Mittel- und Südamerikas hat im zurückliegenden Jahr einen historischen Höchststand erreicht.

Medienberichten zufolge habe die Regierung inzwischen teilweise die Kontrolle über die Südgrenze zu Mexiko verloren. „Was wir hier gerade an der Südwestgrenze erleben ist eine komplette Katastrophe. Wir haben die Kontrolle über die südwestliche Grenze verloren“, zitierte das Portal Epoch Times jüngst einen ehemaligen führenden Beamten der Customs and Border Protection.

Daten der Customs and Border Protection zufolge hätten Grenzbeamte im vergangenen Jahr rund 2 Millionen Menschen aus 150 Ländern festgenommen - mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2019. Rund 600.000 Einreisende seien unerkannt in die USA gelangt, ohne vom Grenzschutz ergriffen worden zu sein.

USA werden eine lateinamerikanische Nation

Nahezu alle Immigranten stammen aus den lateinamerikanischen Staaten Mittel- und Südamerikas. Den Daten zufolge handelte es sich bei den Festgenommenen zu 28 Prozent um Mexikaner, 44 Prozent kamen aus Guatemala, Honduras und El Salvador. 21 Prozent stammten aus Ecuador, Brasilien, Nicaragua, Venezuela, Haiti und Kuba.

Allein im September waren Aan der US-Südgrenze zu Mexiko rund 192.000 Migranten beim Versuch eines illegalen Grenzübertrittes gefasst worden. Das stellt einen Rückgang von neun Prozent gegenüber dem August dar, wie die Grenzpolizei CBP mitteilte. Im September des Vorjahres waren es nur knapp 58.000 Migranten gewesen. Die Zahl der aufgegriffenen Menschen ist im historischen Vergleich seit Monaten sehr hoch. Im Juli etwa war sie mit rund 213.000 Menschen auf den höchsten Stand seit gut 20 Jahren angestiegen.

Im gesamten US-Haushaltsjahr 2021, also von Oktober 2020 bis Ende September, wurden 1,73 Millionen Menschen aufgegriffen, wie aus den CBP-Daten hervorging. Das war ein historischer Höchstwert. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 458.000 gewesen.

Die meisten Migranten werden von den US-Behörden derzeit sofort wieder abgeschoben. Viele versuchen ihr Glück dann erneut. Die Grenzpolizei erklärte, bei etwa einem Viertel aller im September aufgegriffenen Migranten habe es sich um Wiederholungstäter gehandelt, die in den zwölf vorhergehenden Monaten bereits mindestens ein Mal gefasst worden waren. Die Zahl gefasster unbegleiteter Kinder und Minderjähriger sei im September im Vergleich zum Vormonat um 24 Prozent auf rund 14.400 zurückgegangen, hieß es weiter.

Die Regierung von Präsident Joe Biden steht wegen der vielen ankommenden Migranten und Flüchtlingen an der Südgrenze zunehmend unter Druck. Die Republikaner beschuldigen den Demokraten Biden, mit seiner liberaleren Migrationspolitik eine Krise an der Grenze ausgelöst zu haben.

Migranten stecken in Mexiko fest

Mexiko hat im abgelaufenen Jahr die mit Abstand höchste Zahl an Asylanträgen in seiner Geschichte registriert. Von Januar bis Dezember 2021 wurden in dem lateinamerikanischen Land 131.448 Anträge gestellt, wie die Flüchtlingsbehörde Comar am Montag mitteilte. Die bisherige Rekordmarke von 2019 - damals waren es gut 70.000 Anträge gewesen - wurde damit fast verdoppelt. Zum häufigsten Herkunftsland mit fast 52.000 Asylsuchenden avancierte Haiti, gefolgt von Honduras.

Viele Antragsteller hatten vermutlich zunächst versucht, über Mexiko in das Nachbarland USA zu gelangen. Die Zahl der Migranten, die beim Versuch einer illegalen Einreise an der US-Südgrenze aufgegriffen wurden, stieg im vergangenen Jahr stark an. Ein Grund war die Hoffnung nach dem Amtsantritt des Präsidenten Joe Biden auf eine liberalere US-Einwanderungspolitik als unter dessen Vorgänger Donald Trump.

Allerdings behielten die Vereinigten Staaten unter Biden die weitgehende Abriegelung der Landgrenze bei - begründet wird dies mit der Gefahr einer Einschleppung des Coronavirus. Zudem musste die Regierung auf gerichtliche Anordnung eine weitere Regelung aus Trump-Zeiten wiedereinführen: Demnach müssen Asylsuchende, die über die Südgrenze in die USA einreisen wollen, für die Dauer ihrer Verfahren in Mexiko bleiben.

Im September kam es zu großem Andrang zahlreicher haitianischer Migranten an der US-mexikanischen Grenze. Tausende von ihnen wurden abgeschoben; andere gingen nach Mexiko, um nicht dasselbe Schicksal zu erleiden. Weil die mexikanischen Sicherheitskräfte in Absprache mit den USA Migranten auf dem Weg aus Mittelamerika Richtung Norden aufhalten, stecken zudem viele Auswanderer im Süden Mexikos fest. Mit dem Asylantrag in Mexiko wollen manche Migranten erreichen, dass sie sich in dem Land frei bewegen und arbeiten können - um die Weiterreise in die USA gegebenenfalls später zu versuchen.


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