Deutschland

Özdemir und Lemke stimmen Bauern auf Kurswechsel in deutscher Agrarpolitik ein

Steffi Lemke und Cem Özdemir - ein umstrittenes Grünen-Duo will Deutschlands Landwirtschaftspolitik umkrempeln. An die Bäuerinnen und Bauern richtet die neue Umweltministerin klare und kantige Erwartungen.
18.01.2022 12:31
Aktualisiert: 18.01.2022 12:31
Lesezeit: 1 min
Özdemir und Lemke stimmen Bauern auf Kurswechsel in deutscher Agrarpolitik ein
Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, und Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. (Foto: dpa) Foto: John Macdougall

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat die Landwirte in Deutschland auf einen Kurswechsel unter der Ampelregierung eingestimmt. „Wir brauchen eine Neuausrichtung der Agrarpolitik, die unserer Umwelt, Natur und dem Klimaschutz und ebenso den Landwirtinnen und Landwirten zugutekommt“, sagte Lemke der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Unter den Bedingungen der EU-Agrarpolitik einen Nutzen für Landwirte und für die Umwelt hinzubekommen, gehe nur mit sehr viel Dialog und klugen Ideen. „Und ich hoffe schon auf ein Verständnis in der Landwirtschaft, dass wir von dem jetzigen Pestizideinsatz runter müssen, wenn wir das Insektensterben und den Artenschwund insgesamt reduzieren wollen“, sagte die Grünen-Politikerin.

An diesem Dienstag wollen Lemke und Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) auf einem virtuellen Kongress ihre Pläne für eine nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft skizzieren. Am Abend findet dann der agrarpolitische Jahresauftakt des Bauernverbands mit Özdemir statt. „Der Pestizideinsatz ist hier nicht das einzige Problem, aber ein relevantes“, sagte Lemke.

„Wir wollen uns darauf konzentrieren, in Deutschland gute Lebensmittel zu produzieren, regionale Lebensmittel, saisonale Lebensmittel“, so die Grünen-Politikerin. Wenn Weltmarktorientierung dazu führe, dass Lebensmittel um den halben Globus kutschiert würden, Landwirte kein ausreichendes Einkommen hätten und Tierwohl auf der Strecke bleibe, müsse das geändert werden.

„Wir müssen Lebensmittelabfälle reduzieren“, so Lemke weiter. „Wenn bis zu einem Drittel der Lebensmittel gar nicht auf den Tischen oder auf den Tellern landen, dann ist das ein gravierendes Problem.“

Angesprochen auf die Konflikte zwischen ihrer Vorgängerin Svenja Schulze (SPD) und der früheren Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) sagte Lemke: „Neu ist vor allem unsere Herangehensweise: zielgerichtet, entschlossen und gemeinsam. Das ist eine neue strategische Allianz zwischen Umwelt und Landwirtschaft.“ Auch die inhaltliche Ausrichtung sei bei Özdemir und ihr anders. Neu seien die Herausforderungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft aber nicht.

Lemke betonte, das Thema Klimaschutz sei jetzt für die gesamte Bundesregierung eine Zielvorgabe. „Wir brauchen biologische Vielfalt auch in den Böden“, sagte Lemke. „Von gesunden, humusreichen Böden profitiert die Landwirtschaft letztendlich.“ Für natürlichen Klimaschutz seien intakte Böden, Wälder, Moore und Auen nötig. „Sie helfen gleichzeitig als Schutz gegen die Auswirkungen der Klimakrise.“

Auf die Frage, ob Landwirte jetzt zurückstecken müssten, sagte Lemke: „Sie mussten die ganzen letzten 30 Jahre zurückstecken. Das war ja das Problem.“ Die Agrarpolitik habe die Preise immer weiter in den Keller gedrückt und dem Höfesterben zugesehen. Zugleich seien Böden ausgelaugt worden. Die Artenvielfalt habe dramatisch abgenommen. Zuviel Nitrat sei in die Umwelt gelangt. „Es geht nun darum, diese Blockade zu durchbrechen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Medienkrieg: Warum Paramount Skydance das Netflix-Angebot sprengt
10.12.2025

Ein Übernahmekampf erschüttert die US-Medienbranche, weil Paramount Skydance das vermeintlich entschiedene Rennen um Warner Bros....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen beendet Fahrzeugproduktion: Umbaupläne für Gläserne Manufaktur in Dresden
10.12.2025

Die VW-Fahrzeugproduktion in Dresden endet aus wirtschaftlichen Gründen nach mehr als 20 Jahren. Über die Zukunft des ehemaligen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jobabbau bei BASF und Co.: Deutsche Chemie-Industrie historisch schlecht ausgelastet
10.12.2025

Teure Energie, Wirtschaftskrise und Preisdruck: Die deutsche Chemiebranche steckt in der schwierigsten Krise seit 25 Jahren. Auch 2026...

DWN
Politik
Politik Schutz vor Einschüchterung: Bundesregierung beschließt besseren Schutz vor Schikane-Klagen
10.12.2025

Die Bundesregierung schützt Journalisten, Wissenschaftler und Aktivisten künftig besser vor sogenannten Schikane-Klagen. Mit dem Vorhaben...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalmarkt 2026: Mehr Börsengänge in Deutschland und Europa erwartet
10.12.2025

Mit Ottobock, TKMS und Aumovio zählen drei deutsche Börsendebüts zu den gewichtigsten in Europa im laufenden Jahr. Doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Weihnachtsfeier steuerlich absetzen: So gelingt es – Tipps vom Steuerberater
10.12.2025

Viele Unternehmen möchten ihre Weihnachtsfeier steuerlich absetzen und gleichzeitig die Kosten im Blick behalten. Eine gut geplante Feier...

DWN
Politik
Politik „Reichsbürger“-Verfahren: Prinz Reuß wird zu Vorwürfen sprechen
10.12.2025

Der mutmaßliche „Reichsbürger“ Heinrich XIII. Prinz Reuß wird zu den Vorwürfen eines geplanten „Staatsstreichs“ Stellung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Warum die Rekordausgaben der Tech-Giganten zum Risiko werden
10.12.2025

Die Tech-Konzerne pumpen Milliarden in künstliche Intelligenz und treiben ihre Investitionslast auf historische Höhen. Doch aus dem...