Politik

Deutscher Marine-Chef: „Die Krim-Halbinsel ist weg, sie wird nie zurückkommen“

Der Inspekteur der Deutschen Marine, Kay-Achim Schönbach, sagt: „Die Krim-Halbinsel ist weg, sie wird nie zurückkommen, das ist eine Tatsache“. Inzwischen ist der Inspekteur zurückgetreten.
22.01.2022 18:18
Aktualisiert: 22.01.2022 18:18
Lesezeit: 2 min

In der Ukraine-Krise hat der deutsche Marinechef Kay-Achim Schönbach mit Äußerungen über die von Russland annektierte Krim und den russischen Präsidenten Wladimir Putin Wirbel ausgelöst, meldet Reuters.

Schönbach hatte bei einem Besuch in Indien gesagt, die Halbinsel Krim sei für die Ukraine verloren, und damit der von Deutschland und seinen Partnern vertretenen Position widersprochen. Zu Putins Motivation hatte er erklärt, der russische Präsident verlange lediglich Respekt und verdiene diesen wahrscheinlich. Dieser Wunsch sei leicht zu erfüllen. Das Bundesverteidigungsministerium distanzierte sich am Samstag von Schönbachs Äußerungen und kündigte ein Gespräch mit ihm an. Der Vizeadmiral bezeichnete seine Äußerungen als Fehler.

Schönbach leitet als Inspekteur der Marine seit März des vergangenen Jahres die deutschen Seestreitkräfte. „Im Bundesministerium der Verteidigung und in multinationalen militärischen Gremien vertritt er die maritime Perspektive der Bundeswehr,“ heißt es auf der Internetseite der Bundeswehr. Der 56-Jährige hatte sich nach eigenen Angaben in einer Gesprächsrunde eines Think Tanks in Indien geäußert. Eine Videoaufnahme davon war im Internet verbreitet worden. „Die Krim-Halbinsel ist weg, sie wird nie zurückkommen, das ist eine Tatsache“, sagt Schönbach dort auf Englisch. Über Putin sagt er: „Was er wirklich will, ist Respekt.“ Jemandem Respekt zu zollen koste wenig oder nichts. „Es ist leicht, ihm den Respekt zu geben, den er wirklich verlangt und wahrscheinlich auch verdient.“

Das Bundesverteidigungsministerium erklärte, die Äußerungen entsprächen in Inhalt und Wortlaut in keiner Weise der Position des Ministeriums. Schönbachs Vorgesetzter, Generalinspekteur Eberhard Zorn, werde sich der Sache annehmen. „Admiral Schönbach erhält Gelegenheit zur Stellungnahme beim Generalinspekteur“, sagte ein Ministeriumssprecher. Schönbach bezeichnete am Sonntag auf Twitter seine Äußerungen als „unbedacht, fehleingeschätzt in der Situation“ und fügte hinzu: „Das war ein klarer Fehler.“ Es handle sich um seine persönliche Meinung, die nicht der Position des Ministeriums entspreche. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba kritisierte die Äußerungen. Sie liefen Deutschlands Unterstützung für die Ukraine und den diplomatischen Bemühungen der Bundesrepublik zuwider.

Russland hatte die Krim 2014 in einem international nicht anerkannten Schritt durch ein Referendum einverleibt und unterstützt pro-russische Separatisten im Osten der Ukraine. Gegenwärtig hat Russland nahe der ukrainischen Grenze rund 100.000 Soldaten zusammengezogen. Die Regierung in Moskau weist den Vorwurf zurück, eine Invasion vorzubereiten, und fordert ihrerseits Sicherheitsgarantien der Nato wie eine Absage an eine Aufnahme der Ukraine. Der Westen hat dies seinerseits zurückgewiesen und erklärt, ein Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine würde schwerwiegende politische und wirtschaftliche Folgen haben.

+++Nachtrag+++

Die „BILD“-Zeitung berichtete am Abend des 22. Januars 2022, dass Deutschlands Marine-Chef zurückgetreten ist: „Er hat mit seinen verharmlosenden Äußerungen über Russlands Aggressionspolitik eine diplomatische Krise ausgelöst. Jetzt muss er die Konsequenzen dafür tragen. Wie BILD exklusiv erfuhr, tritt Deutschlands Marine-Chef Kay-Achim Schönbach (56) ab. Der Vizeadmiral will offenbar noch heute sein Amt zur Verfügung stellen und in den Ruhestand gehen. Nach BILD-Informationen hat Schönbach seinen Rücktritt angeboten. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (56, SPD) und Generalinspekteur Eberhard Zorn (61) haben diesen angenommen.“

Zuvor hatte der stellvertretende Chefredakteur der „BILD“-Zeitung, Paul Ronzheimer Schönbachs Rücktritt gefordert. „Kay-Achim Schönbach hat mit seinen Äußerungen einen diplomatischen Eklat mit der Ukraine ausgelöst und massiv der Kreml-Propaganda geholfen. Treten Sie zurück, Herr Vize-Admiral! Ansonsten muss Verteidigungsministerin Christine Lambrecht durchgreifen und Sie umgehend von Ihrem Posten abberufen“, so Ronzheimer in einem Kommentar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...