Politik

BND-Chef Kahl: Wir brauchen mehr Geld für neue Aufgaben

Der Bundesnachrichtendienst benötigt nach mehr Geld aus dem Bundeshaushalt, um die Aufgaben der Zukunft zu bewältigen. „Wir brauchen also weitere finanzielle Mittel, zumal wir auch unsere Cyber-Fähigkeiten ausbauen wollen“, so Deutschlands Top-Aufklärungschef.
29.01.2022 09:59
Aktualisiert: 29.01.2022 09:59
Lesezeit: 2 min
BND-Chef Kahl: Wir brauchen mehr Geld für neue Aufgaben
Bruno Kahl, Präsident des Bundesnachrichtendienstes, steht in der Ausstellung des neuen Besucherzentrums des Bundesnachrichtendienstes. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

Der Bundesnachrichtendienst braucht nach Ansicht seines Präsidenten Bruno Kahl mehr Geld, um die wachsenden neuen Aufgaben zu bewältigen. „Wir haben zwar einen personellen Aufwuchs bekommen und Satelliten“, sagte BND-Chef Kahl in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Aber für die Aufklärungs-Satelliten müssten bereits frühzeitig die Nachfolge und die dafür nötigen Ausschreibungen organisiert werden. „Wir brauchen also weitere finanzielle Mittel, zumal wir auch unsere Cyber-Fähigkeiten ausbauen wollen“, sagte er.

Insgesamt würden die Aufgaben des deutschen Auslandsgeheimdienstes immer vielfältiger, sagte Kahl mit Hinweis auf die geopolitische Lage und internationale Krisenherde. „Nehmen Sie nur die Sahel-Zone. Der Terror frisst sich durch die gesamte Region, die Verbindungen reichen bis nach Mosambik.“ Es gebe die Erwartung an den BND, alles im Blick zu behalten. Und das Spektrum der Arbeit sei dabei immer breiter. „Wir beobachten die Auswirkungen mit Blick etwa auf Migration oder Schmuggel. Auch die Bedrohung durch Russland ist vielfältig – und Russland ist präsent bis nach Syrien, Libyen und bis in den Sahelraum“, fügte er hinzu.

Im Herbst 2021 hatte der Auslandsgeheimdienst eine grundlegende Umstrukturierung verkündet, um effektiver arbeiten und bei Gefahrenlagen schneller Einschätzungen liefern zu können. „Ein Auslöser für die Reform war die Analyse, dass wir für bestimmte Prozesse zu lange brauchen – manchmal auch bei einer Lageeinschätzung“, sagte Kahl. Dass die Verkündung der Neuorganisation mit der letzten Phase deutschen Afghanistan-Einsatzes zusammenfiel, sei aber eher Zufall gewesen. „Natürlich haben wir auch da einen Lernprozess mitgemacht – obwohl die extrem schnelle und kampflose Übernahme von Kabul durch die Taliban auch kein anderer Nachrichtendienst der Welt vorhergesehen hat“, fügte er hinzu. Bei der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan waren die westlichen Geheimdienste dafür kritisiert worden, das Tempo der Entwicklung nicht vorhergesehen zu haben.

Auch die neue Bundesregierung unterstütze den Umbau des BND, sagte Kahl. Man habe bereits 2019 einen großen strategischen Reformprozess aufgesetzt und dann gemerkt, dass ein Teil der Ziele ohne strukturelle Änderungen nicht erreicht werden könne. „Also haben wir die Struktur des BND nach Grundfähigkeiten neu sortiert: die Beschaffung von Information, die Auswertung, die nachrichtendienstliche Unterstützung der Beschaffung, IT und Administration.“ Die Kunst sei, nun alles so zu verlinken, dass nicht neue Brüche entstünden.

Unterhalb der fünf großen Ebenen gebe es ein Regionalprinzip. „Und dort wiederum gibt es einen multidisziplinären Ansatz in der Arbeit, um auf die neuen Entwicklungen reagieren zu können“, sagte Kahl mit Blick auf die immer komplexeren Konfliktherde. „Wir hoffen, dass die Neuorganisation bis Sommer 2022 abgeschlossen ist. Das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel – aber es lohnt, zumal sich die neue Regierung erkennbar auf unsere Arbeit stützt.“

Erneuten Änderungen am BND-Gesetz erteilte Kahl nach der Novelle im vergangenen Jahr eine Absage. Zwar bestehe das BND-Gesetz vor allem aus Verweisen auf das Bundesverfassungsschutz-Gesetz, was sehr unübersichtlich und nicht immer sinnvoll sei. „Insgesamt wäre ich aber vorsichtig, ob wir jetzt gleich wieder über gesetzliche Änderungen reden sollen. Vielleicht bietet es sich ja an, erstmal eine fundierte Bestandsaufnahme zu machen“, betonte Kahl.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2026: Rohstoffexperten sehen weiteren Kursanstieg
12.11.2025

Laut aktuellen Prognosen dürften 2026 sowohl Edelmetalle als auch Industriemetalle weiter ihren Wert steigern. Analysten und Händler...

DWN
Politik
Politik COP30 in Brasilien: So sollen Milliarden die grüne Transformation und das Klima sichern
12.11.2025

Auf dem Klimagipfel COP30 in Belém stehen nicht nur ökologische Ziele im Mittelpunkt, sondern vor allem die Finanzierung der globalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation: Keine Entlastung für Verbraucher in Sicht
12.11.2025

Die Inflation in Deutschland verliert an Tempo – doch im Alltag spüren viele davon wenig. Zwar sind Energie und manche Lebensmittel...

DWN
Finanzen
Finanzen Infineon-Aktie: Warum der KI-Hype die Probleme nicht verdeckt
12.11.2025

Infineon-Aktie: Der Halbleiterkonzern Infineon enttäuscht mit seinem Ausblick – trotz florierender KI-Sparte. Während die Nachfrage aus...

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: Drei Punkte beim geplanten Militärdienst noch ungelöst
12.11.2025

Die Debatte um den neuen Wehrdienst spitzt sich zu: Ungeklärte Fragen, politische Differenzen und ein wachsender Druck auf die...

DWN
Technologie
Technologie Krieg im All: Deutschland und Großbritannien warnen vor russischen Satelliten
12.11.2025

Deutschland und Großbritannien schlagen Alarm: Russische und chinesische Satelliten bedrohen zunehmend die westliche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft COP30: Klimarisiko für Unternehmen und Entwicklungsstaaten steigt
12.11.2025

Entwicklungsstaaten erleiden die schwersten Schäden durch Hitzewellen, Stürme und Überschwemmungen. Doch auch Unternehmen spüren die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflationsrate: Verbraucherpreise sinken leicht auf 2,3 Prozent
12.11.2025

Die Inflationsrate in Deutschland sinkt leicht – doch Entwarnung gibt es nicht. Trotz rückläufiger Verbraucherpreise bleibt die...