Deutschland

Baerbocks neue Klimabeauftragte ist "Agenda Contributor" beim World Economic Forum

Außenministerin Baerbock hat Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan, die auch "Agenda Contributor" beim World Economic Forum ist, zur Klimabeauftragten gemacht.
09.02.2022 16:10
Aktualisiert: 09.02.2022 16:10
Lesezeit: 2 min
Baerbocks neue Klimabeauftragte ist "Agenda Contributor" beim World Economic Forum
Jennifer Morgan und Außenministerin Annalena Baerbock am Mittwoch in Berlin. Das WEF (Foto: dpa) Foto: John Macdougall

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan als Traumbesetzung für den Posten der Klimabeauftragten gelobt. "Ich kenne weltweit keine zweite Persönlichkeit mit ihrer Expertise, Vernetzung und Glaubwürdigkeit in der internationalen Klimapolitik", sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch bei der Vorstellung von Morgan als Klima-Sonderbeauftragte in Berlin. Sie werde als Steuerfrau die deutsche Klima-Außenpolitik lenken.

Morgan sagte, es sei eine einmalige Chance mit einer Grünen-Außenministerin zusammenzuarbeiten. Die deutsche Energiewende weg von Atom und Kohle sei der richtige Weg. "Deutschland hat Vorbildcharakter weltweit." Das Bundeskabinett hat Morgan bereits bestätigt, ihren Posten tritt sie ab März an.

Morgan ist US-Amerikanerin, lebt in Berlin, und will sich nun einbürgern lassen. Danach wird sie als Staatssekretärin die Aufgabe als Sonderbeauftragte ausfüllen. Diesen Posten gab es bisher in Deutschland nicht. In anderen Regierungen wie etwa den USA mit John Kerry ist dies aber üblich.

Da die internationale Klimapolitik vom Umweltministerium ins Auswärtige Amt verlegt wurde, soll Morgan auch die jährlichen Weltklimakonferenzen vorbereiten. Dort ist sie für verschiedene Nicht-Regierungsorganisationen seit Jahrzehnten regelmäßig präsent gewesen.

Unter anderem aus der Union gab es teils heftige Kritik am Wechsel der Lobbyistin in die Regierung. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kämpft mit teils umstrittenen Aktionen für den Klimaschutz. Bei Greenpeace hat Morgan auch regelmäßig an der Seite von Klima-Aktivisten protestiert - etwa bei der Blockade einer Shell-Raffinerie in Rotterdam im vergangenen Jahr.

Baerbock verteidigte sie als beste Frau weltweit für den Posten. "Das ist für mich eine Traumbesetzung und ein wichtiges Signal für den internationalen Klimaschutz."

Morgan bemühte sich, Kritik zu entkräften, dass sie als US-Bürgerin schwer für deutsche Belange kämpfen könne. "Mein politisches Herz schlägt ganz für Deutschland." Sie wohne hier seit 2003. "Das ist meine Heimat und ich bin Berlinerin."

Auf der Webseite des World Economic Forum wird Jennifer Morgan als Agenda-Mitwirkende (Agenda Contributor) geführt. Dort heißt es, sie sei vor ihrer Karriere bei Greenpeace Global Director für das Klimaprogramm beim World Resources Institute gewesen, das Spenden in Millionenhöhe von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung erhalten hat. Zudem war sie Global Climate Change Director bei Third Generation Environmentalism (E3G) und leitete das Global Climate Change Program beim Worldwide Fund for Nature (WWF).

"Sie setzt sich leidenschaftlich dafür ein, Ländern, Regierungen und Einzelpersonen dabei zu helfen, positive Maßnahmen zu ergreifen, um eine kohlenstofffreie Zukunft zu erreichen, und ist ein starker Befürworter der Notwendigkeit, dass Unternehmen 'grün' werden und in nachhaltige Technologien investieren." - World Economic Forum

Neben diesen hauptamtlichen Aufgaben hat Jennifer Morgan Wikipedia zufolge während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 im Beratergremium der Bundesregierung unter der Leitung des Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber gearbeitet und unterstützt seit 2008 die Initiative Breaking the Climate Deadlock des früheren britischen Premierministers Tony Blair.

Darüber hinaus hat sie als Begutachtungseditorin (Review Editor) an einem Kapitel des Fünften Sachstandsberichts des IPCC mitgewirkt und war von Juli 2013 bis Oktober 2016 Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung der deutschen Bundesregierung. Sie war von 2010 bis 2017 Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und ist Ehrenmitglied bei Germanwatch.

Kritik an der Besetzung kommt aus der Opposition. "Die grüne Heuchelei in Sachen Lobbyismus hat große Chancen auf das Guinness Book of Records", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei, der Welt. Die Greenpeace-Aktivistin zur Staatssekretärin zu machen, passe nicht zu Vorgaben des Parlaments, den Einfluss von Interessenvertretern deutlicher zu kennzeichnen.

Auch vom Koalitionspartner FDP kommt Kritik. Er habe Verständnis dafür, "dass der Wechsel einer Lobbyistin, die in der Vergangenheit mit durchaus radikalen Ansichten in Erscheinung getreten ist, in der Öffentlichkeit auf eine gewisse Verwunderung stößt", sagte FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler dem Handelsblatt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Audi-Krise verschärft sich trotz Umsatzplus
05.05.2025

Trotz eines deutlichen Umsatzanstiegs rutscht die VW-Tochter noch tiefer in die Audi-Krise. Der Autobauer verdient im Vergleich zum...

DWN
Politik
Politik Ein starker Anführer und frische Gesichter: Das neue SPD-Kabinett
05.05.2025

Die SPD ließ sich Zeit: Erst wenige Stunden vor der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags präsentierte sie das SPD-Kabinett. Darin...

DWN
Politik
Politik SPD stellt Personal für neue Bundesregierung vor: Pistorius bleibt, Bas kommt, Esken scheidet aus
05.05.2025

Die SPD hat sich entschieden. Kurz vor der Kanzlerwahl steht das SPD-Personal für die neue Regierung fest.

DWN
Politik
Politik Drohnen nahe Moskau – Luftverkehr kurzzeitig eingestellt
05.05.2025

Die russischen Behörden haben einen Drohnenangriff in der Umgebung von Moskau bekannt gegeben. Vier unbemannte Flugkörper, die offenbar...

DWN
Panorama
Panorama Geheime Papstwahl: Wie läuft das Konklave im Vatikan ab?
05.05.2025

Die Papstwahl ist streng vertraulich, erst weißer Rauch signalisiert eine Entscheidung. Kinofilme zeigen nicht immer die Realität. Was...

DWN
Politik
Politik Trump will Suez- und Panamakanal: Gehören diese Wasserstraßen wirklich den USA?
05.05.2025

Donald Trump fordert freien Zugang für US-Schiffe durch den Panama- und den Suezkanal – doch gehören diese Wasserstraßen überhaupt...

DWN
Politik
Politik Elektronische Patientenakte: Was Versicherte jetzt über die ePA wissen müssen
04.05.2025

Beim digitalen Fortschritt im deutschen Gesundheitswesen gibt es Nachholbedarf. Eine zentrale Anwendung für Millionen gesetzlich...

DWN
Panorama
Panorama Papst-Nachfolge: Wer folgt auf Papst Franziskus? Diese Kardinäle gelten als Favoriten
04.05.2025

Um die Nachfolge von Papst Franziskus drehen sich bereits viele Spekulationen. Die Wahl erscheint diesmal besonders offen. Einige Namen...