Deutschland

Meister Eder und sein „Pumuckl“: Wie Gustl Bayrhammer eine ganze Generation prägte

Gustl Bayrhammer hatte in seiner Rolle als Meister Eder im „Pumuckl“ die Fantasiewelten von Kindern und Erwachsenen geprägt. An diese großen bayrischen Schauspieler und seinen „Pumuckl“ soll erinnert werden. Bayrhammer war ein scharfer und mutiger Gegner des Rechtsextremismus.
12.02.2022 14:14
Aktualisiert: 12.02.2022 14:14
Lesezeit: 2 min

Für viele ist Gustl Bayrhammer der Meister Eder, in dessen Schreinerei ein Kobold seine Späße treibt. Bis heute haben Fans sein gemütliches Bairisch im Ohr, sein Granteln, sein herzhaftes Lachen in den Hörspielen und der Kultserie „Pumuckl“. Doch der Schauspieler aus Krailling bei München spielte noch viele andere Theater- und Fernsehrollen. Unvergessen seine Auftritte als barocker Himmelspförtner in „Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben“ am Bayerischen Staatsschauspiel mit Kollegen wie Toni Berger und Fritz Strassner, festgehalten in einer legendären TV-Aufzeichnung. Nun wird wieder an den Volksschauspieler erinnert, der am Samstag (12. Februar) seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Er habe „die Grantler fröhlich und die Bedächtigen lebendig gemacht“, sagte der ehemalige Münchner Opernintendant August Everding mal über Bayrhammer. Dieser hatte schon als kleiner Bub von der Schauspielerei geträumt. „Das Schönste war für mich immer, schon daheim und in der Schule, wenn ich d'Leut zum Lachen bracht hab“, sagte er mal der „Süddeutschen Zeitung“. „A Kasperl, der zum Theater kommen ist.“

Doch das sollte noch dauern. Sein Vater Max, selbst erfolgreicher Hofschauspieler, ließ den Sohn die Mittlere Reife machen und schickte ihn auf die Kaufmannsschule in München. Erst nach dem Militärdienst wurde Bayrhammers Traum wahr. Am Berliner Schillertheater bei Heinrich George begann er noch während des Zweiten Weltkrieges eine Schauspielausbildung, die er 1944 mit Anfang 20 abschloss.

Eine Jugend im Nationalsozialismus - Erfahrungen, die Bayrhammer später vehement gegen rechte Tendenzen in der Gesellschaft wettern ließen. So im Jahr 1992, in dem eine schlimme Folge rechtsextremer Gewalt und Anschläge vor allem auf Menschen mit Migrationshintergrund Deutschland erschütterte. „Meine Angst, dass diese ganze braune Scheiße wiederkommt, und zwar vorbereitet von jetzigen sogenannten Demokraten“, sagte er damals dem Bayerischen Rundfunk (BR). „Und das ist für mich der Herbst 1992 in Deutschland. Wehret den Anfängen.“

Energisch und leidenschaftlich war Bayrhammer auch auf der Bühne. Kein Mann der leisen Töne und nicht gerade der jugendliche Held: „Stimmlich lag ich immer zu tief“, sagte er mal in einem Interview. Der Schauspieler reüssierte dennoch, auch wenn es dauerte. 1966 hatte er eine Schicksalsbegegnung mit der legendären Therese Giehse: So begeistert war die Schauspielerin, dass sie ihn bei den Münchner Kammerspielen unterbrachte.

Bayrhammers Repertoire war weitgespannt: Es umfasste unter anderem Werke von Ödön von Horváth, Friedrich Schiller, William Shakespeare und besonders gerne von Ludwig Thoma, den ihm sein Vater als den „bayerischen Shakespeare“ ans Herz gelegt hatte. Im Fernsehen spielte er etwa in der ZDF-Serie „Königlich Bayerisches Amtsgericht“, im „Komödienstadel“ oder als Kommissar Veigl im Münchner „Tatort“.

Ein Vorzeigebayer? Auf keinen Fall. Das war Bayrhammer verhasst, ebenso wie das außerhalb des Freistaats gern gepflegte „Seppl-Image“. Immer wieder wird er mit der Aussage zitiert, das Volk sei nicht tümlich. „Ich bin ein Bayer, ich weiß das. Aber ich versuche, das Klischeebild des Bayern immer zu korrigieren“, sagte er mal dem BR. Ein andermal befand er: „Bayerisch ist nicht nur Kasperltheater, es kann sehr dramatisch sein“.

Die Rolle des Dorfrichters Adam in „Der zerbrochene Krug“ am Münchner Volkstheater kam ihm da gerade recht - Heinrich von Kleists Lustspiel ins Bairische übertragen, gesetzt in fünffüßige Jamben. „Das war zwar furchtbar schwer zu lernen“, erzählte er 1984 der Deutschen Welle. Aber der Rhythmus, die Musik! Reinstes Volkstheater, so Bayrhammer. „Ein bisschen liebe ich das Ganze sehr!“

Überhaupt liebte er die Schauspielerei so sehr, dass er nach einem Herzinfarkt 1986 weiter Filme und Serien drehte und Theater spielte. Am 24. April 1993 dann erneut ein Herzinfarkt, zu Hause in Krailling, wo er mit seiner Frau Ingrid wohnte. Ein rascher Tod riss Bayrhammer aus einem Leben, dass er sehr genossen hatte, wie er kurz vor seinem 70. Geburtstag resümiert hatte: „Ich bin wunschlos glücklich, es war alles schön, ich möchte keinen Tag missen“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...

DWN
Finanzen
Finanzen Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM will Dateninfrastruktur-Spezialisten Confluent kaufen
08.12.2025

Ein Mega-Deal rückt die Confluent-Aktie schlagartig ins Rampenlicht: IBM bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...