Weltwirtschaft

IWF-Chefin: Momentum der Weltwirtschaft wird schwächer

Lesezeit: 1 min
17.02.2022 11:00  Aktualisiert: 17.02.2022 11:27
Die Direktorin des Internationalen Währungsfonds warnt vor einer fragilen Weltwirtschaft.
IWF-Chefin: Momentum der Weltwirtschaft wird schwächer
Ein Containerfrachter im Hamburger Hafen. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa warnt vor zunehmenden Risiken für die Weltwirtschaft. In den vergangenen Wochen habe sich das Momentum noch einmal abgeschwächt, schrieb Georgiewa am Mittwoch in einem Blog vor dem Treffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20). Die Lieferkettenprobleme erwiesen sich als hartnäckig, die Inflation steige noch stärker als erwartet und die geopolitischen Spannungen hätten sich verschärft. Vor drei Wochen hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft in diesem Jahr bereits auf 4,4 Prozent gekürzt - vor allem wegen schwächerer Aussichten in den USA und China. Die Wirtschaft erhole sich also von der Corona-Krise, aber mit einem moderateren Tempo.

Die G20-Finanzminister und Notenbankchefs treffen sich am Donnerstag und Freitag in Jakarta, viele werden wegen der Omikron-Welle aber nur virtuell zugeschaltet sein. Eine starke internationale Zusammenarbeit sei entscheidend, so Georgiewa. Viele Länder müssten weiter die Konjunktur stützen und mit Steuergeld Arbeitsplätze sichern. Alle Staaten müssten schnell Zugang zu Corona-Impfstoffen, Testmöglichkeiten und Medikamenten bekommen. Dies ist bislang vor allem in reicheren Ländern der Fall. Der IWF kalkuliert, dass bis 2024 durch die Pandemie fast 14 Billionen Dollar an Wirtschaftsleistung ausgefallen sein dürften.

Wegen der sprunghaft gestiegenen Inflation ändert sich derzeit etwa in den USA und Großbritannien die Geldpolitik - mit bereits erfolgten oder schon absehbaren Zinserhöhungen. Die Euro-Zone könne sich noch etwas mehr Zeit lassen, sofern der Preisschub weiter vor allem auf Energiepreissprüngen basiere, so Georgiewa. Notenbanken müssten jede Änderung ihrer Maßnahmen klar kommunizieren. Dies sei wichtig, um die Finanzstabilität zu erhalten. Experten befürchten teilweise, dass Zinserhöhungen in den Industriestaaten größere Kapitalabflüsse in Schwellenländern verursachen könnten - und damit Chaos.

Sobald sich die Länder aus dem Griff der Pandemie lösen, müssen sie laut IWF ihre zuletzt sehr expansive Finanzpolitik vorsichtig wieder normalisieren. 2020 habe es den größten Sprung bei der Verschuldung seit dem Zweiten Weltkrieg gegeben. Weltweit summierten sich die öffentlichen und privaten Verbindlichkeiten mittlerweile auf 226 Billionen Dollar. Es gehe also um das Kunststück, die Haushaltsdefizite und Schuldenberge zu reduzieren, gleichzeitig aber die Gesundheitssysteme weiterhin mit nötigen Mitteln auszustatten, schrieb die IWF-Chefin. Das werde vor allem für Entwicklungsländer ein großes Problem. Sie seien weiterhin auf Hilfen, auch ihrer Gläubiger angewiesen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Die EZB: Spezialist für die Vernichtung von Vermögen

Die EZB und alle anderen Zentralbanken richten seit der Finanzkrise 2008 ein Unheil nach dem anderen an, das stets mit der Vernichtung von...

DWN
Politik
Politik Nato schickt bis zu 300.000 Soldaten an Grenze zu Russland

In den kommenden Monaten will die Nato bis zu 300.000 Soldaten an der Grenze zu Russland stationieren. Doch dies ist mit hohen Kosten für...

DWN
Politik
Politik EU und Deutschland beenden Streit um Verbrenner

Auch nach 2035 können in der EU neue Verbrenner zugelassen werden, wenn man sie nur mit „klimaneutralem“ E-Fuel betanken kann. Das...

DWN
Politik
Politik Der wahre Grund für den Abschwung in der Baubranche

Die Baubranche wird von einem kräftigen Abschwung erfasst. Eine der wichtigsten Ursachen – vielleicht die wichtigste – für die Krise...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brasilien ignoriert Energiewende, sieht Zukunft im Erdöl

Brasiliens staatlicher Ölkonzern Petrobras schert sich nicht um die globale Energiewende und wäre CEO Prates zufolge auch gern der letzte...

DWN
Finanzen
Finanzen Kredit-Krise: Drama um Credit Suisse wird zum „Alptraum“ für Europas Banken

Die nicht ohne Kollateralschäden abgelaufene Abwicklung der stark angeschlagenen Schweizer Großbank hat die Finanzmärkte aufgewühlt. Es...

DWN
Finanzen
Finanzen Märkte in Europa: Bank-Aktien stehen unter Druck

Die Aktien von Finanzinstituten standen am Freitag europaweit unter Druck