Finanzen

Federal Reserve bereitet Märkte auf Abbau der Bilanz vor

Die amerikanische Zentralbank stellt einen Abbau der aufgeblasenen Bilanz noch im laufenden Jahr in Aussicht.
18.02.2022 14:00
Aktualisiert: 18.02.2022 14:31
Lesezeit: 2 min
Federal Reserve bereitet Märkte auf Abbau der Bilanz vor
Jerome Powell, US-Notenbankchef. (Foto: dpa) Foto: Graeme Jennings

Die USA-Notenbank Fed stemmt sich gegen die hohe Inflation und will neben der Zinswende auch den Abbau ihrer aufgeblähten Bilanz angehen. Während den Finanzmärkten zumindest der Termin der Zinserhöhung mit dem 16. März bekannt ist, sind Beginn und Umfang der Bilanz-Schrumpfkur noch unklar. Die Fed will auf den kommenden Zinssitzungen Details offenlegen. Klar ist: Sie will das in Krisenzeiten auf fast neun Billionen Dollar angeschwollene Portfolio eindampfen und dem Markt somit Liquidität entziehen. Sie wird dabei schneller und womöglich radikaler agieren als in den Jahren vor der Corona-Krise.

Commerzbank-Experte Christoph Balz verweist darauf, dass die Fed seit dem Ausbruch der Pandemie Anleihen im Volumen von vier Billionen Dollar erworben hat. Die Zukäufe werden im März enden. Erst wenn sie die ersten Stufen der an den Finanzmärkten erwarteten Serie von Zinsanhebungen gezündet hat, dürfte der Bilanzabbau folgen - voraussichtlich im Sommer: "Wir rechnen mit einem entsprechenden Beschluss auf der Mai-Sitzung, wonach die Erlöse aus auslaufenden Anleihen nicht mehr vollständig reinvestiert werden", erklärt Balz.

PLAN B: PAPIERE VERKAUFEN

Damit würde die Fed zunächst eine eher schonende Variante des Abbaus wählen, bei dem die Bilanz quasi organisch abgespeckt würde. Da die Fed in der Krise jedoch nicht nur Staatsanleihen, sondern auch Hypothekenpapiere (MBS) in rauen Mengen aufgekauft hat, kommt auch ein "Plan B" ins Spiel: Diese von mehreren Währungshütern angesprochene Variante ist aggressiver und sieht das Abstoßen von MBS-Papieren vor.

Damit könnte die Notenbank versuchen, die langfristigen Zinsen nach oben zu treiben und damit der Inflation stärker entgegenzuwirken. Viele der Währungshüter sind laut den Protokollen der jüngsten Zinssitzung der Ansicht, dass ein Abstoßen von MBS-Papieren künftig angemessen sein könnte. Wann, blieb allerdings offen. Die Kosten der Baufinanzierung steigen bereits. Doch noch wirkt der Bestand von Hypothekenpapieren in der Fed-Bilanz in Höhe von 2,7 Billionen Dollar wie eine Bremse, die einen schnelleren Anstieg der Hypothekenzinsen verhindert.

"HÄRTER AGIEREN"

Die Fed hatte die Käufe in großem Stil im Kampf gegen die Rezession im Corona-Jahr 2020 begonnen und dafür gesorgt, dass die Hypothekenzinsen zwischenzeitlich auf historische Tiefstände von unter drei Prozent sanken. Nun sind sie bereits vor der Leitzinswende auf über vier Prozent gestiegen. Einige Währungshüter sind der Meinung, dass die Fed mit dem Verkauf von MBS-Papieren den Marktkräften noch mehr ihren Lauf lassen sollte - auch weil sich der Arbeitsmarkt der Vollbeschäftigung nähert und die Inflation so hoch ist wie seit Anfang der 80er Jahre nicht mehr. Hinzu kommt, dass der Abbau der MBS über die organische Variante - also auslaufende Papiere nicht zu ersetzen - langwierig wäre.

US-Währungshüter James Bullard sieht die aggressivere Variante als Option, wenn sich die Inflation als hartnäckiger als erwartet herausstellen sollte. Dann müsse auch die Fed "ein wenig härter" agieren. Dem Sender CBS sagte der Chef des Fed-Bezirks St. Louis, er sei für einen Beginn der Schrumpfkur der Bilanz noch im zweiten Quartal. Wenn das Nicht-Ersetzen von auslaufenden Papieren nicht ausreichen sollte, um dem Inflationsdruck Herr zu werden, solle "Plan B" hinzukommen.

Doch wäre dieses Vorgehen nicht ohne Fallstricke: Kritiker verweisen darauf, dass die Notenbank in Zeiten steigender Zinsen bei Plan B draufzahlen würde. Denn die Bondpreise steigen, wenn Zinsen klettern. Wohl auch aus diesem Grund verzichtete die Notenbank in den Jahren 2017 bis 2019 bei der Verkürzung ihrer Bilanz auf einen Verkauf von Vermögenswerten. Auch bei der nun ins Auge gefassten Portfolio-Schlankheitskur wollen die Währungshüter primär auf die organische Variante setzen, wie die Fed zur Beruhigung der Finanzmärkte klargestellt hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Endet die Koalition 2026 vorzeitig? Schwarz-Rot steht vor einem Schicksalsjahr
31.12.2025

Fünf Landtagswahlen, umstrittene Reformen: Der Dauerwahlkampf kommendes Jahr hat das Potenzial, die Koalition und die Reformprojekte...

DWN
Finanzen
Finanzen Italien greift nach dem Gold: Droht jetzt die stille Enteignung in der Eurozone?
31.12.2025

Wenn ein hoch verschuldetes Euroland wie Italien den Griff nach dem Gold wagt – wer garantiert, dass andere Staaten nicht nachziehen? Und...

DWN
Politik
Politik CO2-Preis steigt ab morgen: 1.000 Euro mehr Heizkosten im Jahr
31.12.2025

Mit dem Jahreswechsel steigt der CO2-Preis – was das für Tanken, Heizen und Ihre Nebenkostenabrechnung konkret heißt. Und wie es danach...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Home Office vs. Büropräsenz: Warum Führungskräfte unter Druck geraten
31.12.2025

Viele Unternehmen ringen damit, die Erwartungen ihrer Mitarbeitenden an flexible Arbeitsmodelle mit den Anforderungen einer...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse: Verlängerung bis 2029 – was das konkret bringt
31.12.2025

Ende 2025 sollte die Mietpreisbremse in ganz Deutschland auslaufen. Doch im Angesicht der andauernden Mietpreiskrise hat der Bundestag...

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett übergibt Berkshire: Was vom Orakel von Omaha bleibt
31.12.2025

Er ist das Gesicht des Value Investing, ein Vorbild für Generationen von Anlegern – und nun zieht sich Warren Buffett zurück. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im MDax 2025
31.12.2025

Der MDax hat 2025 Anlegern wieder Hoffnung gemacht: Mit einem Plus von 19,65 Prozent wuchs der Index mittelgroßer Unternehmen, während...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im Dax 2025
31.12.2025

Das Börsenjahr 2025 war abermals ein starkes für den Dax. Der deutsche Leitindex erreichte mit 24.490,41 Punkten einen Jahresgewinn von...