Wirtschaft

IfW warnt vor "gefährlicher China-Abhängigkeit" deutscher Firmen

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht deutsche Firmen auf dem Weg in die China-Abhängigkeit, da sie ihr Know-how transferieren und ersetzt werden.
21.02.2022 09:03
Lesezeit: 1 min
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Deutschland bindet sich dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge ökonomisch zu stark an China. "Deutsche Firmen befinden sich auf dem Weg zu einer gefährlichen Abhängigkeit vom Wohlwollen der chinesischen Führung", sagte IfW-Handelsforscher Rolf Langhammer zu einer am Montag veröffentlichten Studie.

"Sie dienen dem geopolitischen Machtanspruch Chinas, wenn sie ihr Know-how in das Land transferieren, und können von heimischen Firmen verdrängt werden." Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen fließen demnach verstärkt nach China, vor allem im Verarbeitenden Gewerbe wie etwa der Automobilindustrie. US-Unternehmen würden sich hingegen zurückhalten.

Seit den 1990er Jahren steigt der Untersuchung zufolge die Zahl an Tochterunternehmen und Produktionsstätten deutscher Firmen in China kontinuierlich. Zuletzt seien rund sieben Prozent der Auslandsinvestitionen Deutschlands in China getätigt worden, was etwa 89 Milliarden Euro entspricht (Datenbasis 2019). Im Jahr 2000 waren es lediglich rund ein Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe - also etwa Chemie, Maschinenbau oder Autobau - stiegen sie von gut zwei auf zuletzt 14 Prozent (61 Milliarden Euro).

Dagegen würden die USA als weltgrößter Auslandsinvestor bislang diese Wachstumsregion eher meiden und stattdessen auf Investitionen in Europa setzen: 2020 flossen nur rund zwei Prozent aller Auslandsinvestitionen nach China (110 Milliarden Euro). Bei Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes waren es gut sechs Prozent (54 Milliarden Euro).

"Die Zurückhaltung US-amerikanischer Firmen ist umso erstaunlicher, als China seit vielen Jahren eine der am dynamischsten wachsenden Weltregionen ist und Firmen einen äußerst lukrativen Absatzmarkt bietet", sagte Langhammer. Außerdem gewähre China ausländischen Firmen auch allmählich Zugang zum Dienstleistungssektor, in dem US-Firmen weltweit führend sind. "Ganz offenbar sind die Bedenken zu groß, von China für den Wissenstransfer oder das Ausspähen sensibler und sicherheitsrelevanter Informationen ausgenutzt zu werden", sagte Langhammer.

Die USA führen dem IfW zufolge Investitionskontrollen zum Schutz der nationalen Sicherheit nicht nur gegenüber ausländischen Unternehmen durch, die sich in den USA niederlassen wollen. Sondern auch die Expansion von US-Unternehmen außerhalb des Heimatlandes werde reguliert. So solle sichergestellt werden, dass dadurch nicht sensible Informationen in ausländische Hände fallen können. Deutschland dagegen reguliert über das Außenhandelsgesetz nur die Aktivitäten ausländischer Firmen im Inland.

"Chinas Ziel ist es, sich vom Ausland und speziell dem systemischen Rivalen USA unabhängiger zu machen und Schlüsseltechnologien selbst produzieren zu können", sagte Langhammer. "Dafür braucht das Land Know-how, das es bislang noch nicht hat." Ausländische Investoren müssten sich vergegenwärtigen, dass sie diesem Ziel dienen sollen und durch heimische Anbieter abgelöst werden, sobald diese über die notwendigen Technologiekenntnisse verfügten.

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