Finanzen

Finanz-Krieg: Russland erleichtert privaten Goldkauf, besteuert den Dollar

Russland will die Mehrwertsteuer beim Goldkauf abschaffen, um die Kapitalflucht abzumildern und um den Weg freizumachen für die monetäre Unabhängigkeit vom Dollar.
03.03.2022 12:07
Aktualisiert: 03.03.2022 12:07
Lesezeit: 2 min

Russlands arbeitet seit etwa fünf Jahren ganz offen daran, den Einfluss des Dollars auf seine Wirtschaft zu beseitigen. Der Anteil des Dollars in den russischen Währungsreserven ist stetig zurückgegangen, wovon andere Fremdwährungen wie der Euro und der chinesische Yuan profitierten - und Gold, dessen Anteil an den Währungsreserven in den letzten Jahren stetig gestiegen ist.

Im Januar 2022 hatten Fremdwährungsreserven des russischen Staates einen Gesamtumfang von rund 630,2 Milliarden Dollar, wovon rund 132,3 Milliarden Dollar auf die Goldreserven entfielen, was rund 21 Prozent entspricht. Die Steigerung der Goldreserven wird dadurch begünstigt, dass Russland neben China und Australien zu den größten Goldproduzenten der Welt gehört.

Schon seit Jahren gibt es in Russland Pläne zur Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Goldinvestitionen. So legte im Jahr 2019eine Gruppe russischer Abgeordneter der Duma, dem Unterhaus des Parlaments, einen Gesetzentwurf vor, der die Abschaffung der Mehrwertsteuer in Höhe von 20 Prozent ab 2020 vorsah. Aus dem Plan wurde damals nichts, da die Bedenken wegen der erwarteten Steuerverluste überwogen.

Doch im Rahmen der eskalierenden Sanktionen des Westens und des Ausschlusses Russlands aus dem Swift-System hat sich die Lage offenbar geändert. Dies zeigt eine am Mittwoch veröffentliche Erklärung des russischen Finanzministeriums (Link nur mit VPN erreichbar). In der Mitteilung heißt es:

„Vor dem Hintergrund einer instabilen geopolitischen Lage wird die Investition in Gold eine ideale Alternative zum Kauf von Dollar sein. Die amerikanische Währung ist volatiler und unterliegt verschiedenen Arten von Risiken. Aus diesem Grund kann es nicht mit Edelmetallen konkurrieren“, sagte der russische Finanzminister Anton Siluanov.

Der Goldpreis unterliegt kurzfristigen Schwankungen, langfristig zeigen Anlagen jedoch ihre Rentabilität. In diesem Zusammenhang hat das Finanzministerium Russlands eine positive Stellungnahme zu dem von den Abgeordneten der Staatsduma ausgearbeiteten Gesetzesentwurf ausgearbeitet, der die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Gold für Privatpersonen vorsieht.

Durch die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Gold für Investmentzwecke erhalten Russlands Bürger eine Möglichkeit, sich gegen das Währungsrisiko des Rubels abzusichern. Auf diese Weise verhindern die Behörden, dass eine Kapitalflucht einsetzt, bei der die Bürger ihre Rubel gegen Fremdwährungen wie den Dollar eintauschen.

Auch die russischen Unternehmen können im Handel mit dem Ausland (denn die BRICS-Staaten und andere Schwellenländer beteiligen sich nicht an den Sanktionen) nun steuerfrei Gold halten. Dies macht die Unternehmen weniger anfällig für Finanzsanktionen des Westens. Gold könnte de facto die Währung für Russlands internationale Geschäfte werden.

Neben der faktischen Monetarisierung des Goldes kämpft Russland zugleich auch auf anderem Weg gegen den Dollar. Wie die staatlichen Nachrichtenagentur TASS am Donnerstag meldet, hat die Zentralbank der Russischen Föderation für Privatpersonen eine Provision in Höhe von 30 Prozent beim Kauf von Fremdwährungen an der Börse eingeführt. Dollar kaufen wird dadurch höchst unattraktiv.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Finanzen
Finanzen BlackRock: Die unsichtbare Macht eines Finanzgiganten
23.02.2025

BlackRock ist der weltweit größte Vermögensverwalter – doch wie groß ist sein Einfluss wirklich? Buchautor Werner Rügemer erklärt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft in der Krise – Welche Pläne haben die Parteien für Deutschland?
23.02.2025

Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise – und die Bundestagswahl steht bevor. Wie wollen die Parteien Wachstum fördern, Steuern...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr verstärkt Heimatschutz – neue Truppe startet im März
23.02.2025

Die Bundeswehr richtet ihre Verteidigung neu aus: Mit der Heimatschutzdivision will sie kritische Infrastruktur schützen und auf mögliche...

DWN
Politik
Politik Wahlkampf 2025: CDU/CSU zwischen Neustart und Tabubruch
23.02.2025

CDU und CSU setzen auf Steuererleichterungen, das Ende des Bürgergeldes und eine härtere Migrationspolitik. Doch wie realistisch sind die...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...