Finanzen

Stagflation: EZB-Ratsmitglied schiebt Probleme im Euro-Raum auf Krieg in Ukraine ab

EZB-Ratsmitglied Mario Centeno warnt wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine vor einer Stagflation in Europa. Doch eine Phase der Stagnation und der Inflation wäre auch ohne den Ukraine-Krieg eingetreten.
03.03.2022 14:42
Lesezeit: 1 min

EZB-Ratsmitglied Mario Centeno warnt wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine vor einer Stagflation in Europa. „Es liegen Stagflations-Szenarien vor uns“, sagte der Portugiese am Mittwoch bei einer Veranstaltung in Lissabon. Die Entwicklung werde von der Dauer des Konflikts abhängen und der konzertierten Reaktion bei der Fiskalpolitik der Europäer. Die Finanzsanktionen dürften verheerende Auswirkungen auf Russlands Wirtschaft haben, ergänzte Centeno. Der Weggang vieler großer ausländischer Firmen dürfte die Lage in Russland verschlimmern, meldet Reuters.

Der Begriff Stagflation beschreibt eine Situation eines Währungsraumes, in der wirtschaftliche Stagnation und Inflation miteinander einhergehen. Die USA, die EU und Großbritannien haben nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine beispiellose Schritte unternommen, um Russlands Wirtschaft und Finanzsystem zu isolieren.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte aus Sicht ihres Chefvolkswirts Philip Lane nicht überhastet auf die aktuell hochaschießende Inflation reagieren. Im Fall eines negativen Angebotsschocks könnte die Zeitspanne, in der die Inflation zu ihrem Zielniveau zurückkehrt, ausgedehnt werden, um einen starken Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten und der Beschäftigung zu vermeiden, sagte Lane am Mittwoch in Berlin. „Diese Überlegung ist relevant für die Entwicklung der angemessenen geldpolitischen Reaktion auf den aktuellen Energieschock und den Pandemieschock“, sagte Lane.

Die EZB gerät wegen der rasant steigenden Preise immer mehr unter Druck, ihre seit Jahren sehr lockere Geldpolitik zu straffen. Die Situation ist für sie schwierig. Denn wegen der nicht absehbaren Folgen des Ukraine-Krieges läuft sie bei einer zu frühen Umkehr in Gefahr, den wirtschaftlichen Aufschwung im Währungsraum abzuzwürgen. Im Februar war die Inflation im Februar auf ein neues Rekordhoch von 5,8 Prozent gestiegen. Die nächste Zinssitzung der EZB ist für den 10. März geplant.

Lane zufolge wurde der Zeitplan für die Projektionen der EZB-Ökonomen, die zur März-Sitzung vorliegen sollen, überarbeitet. Auf diese Weise sollen die Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine berücksichtigt werden. „Der überarbeitete Zeitplan bedeutet auch, dass die heutige Inflationsveröffentlichung von Eurostat in die Projektionen aufgenommen wird“, sagte Lane.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VW-Aktie im Fokus: Was die Werksschließung bei Volkswagen für die Autoindustrie bedeutet
16.12.2025

Ein symbolträchtiger Standort der deutschen Autoindustrie schließt seine Tore und rückt die VW-Aktie erneut in den Fokus von Anlegern...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzielle Unabhängigkeit für Führungskräfte: So sichern Sie echte Entscheidungsfreiheit
16.12.2025

Die meisten Führungskräfte träumen davon, unabhängig Entscheidungen treffen und nach eigenen Überzeugungen handeln zu können. In der...