Politik

Warten auf den Tod: In Mariupol und Wolnowacha droht ein Massenmord

Russland wirft dem ukrainischen Militär vor, Zivilisten in den Städten Mariupol und Wolnowacha als menschliche Schutzschilde zu benutzen und ihre Evakuierung zu verhindern. Doch Kiew wirft Moskau vor, die Evakuierung der Zivilisten durch gezielte Luftschläge zu verhindern. In Mariupol und Wolnowacha ist das Schlimmste zu befürchten.
05.03.2022 21:45
Aktualisiert: 05.03.2022 21:45
Lesezeit: 1 min
Warten auf den Tod: In Mariupol und Wolnowacha droht ein Massenmord
Menschen sitzen und liegen auf dem Boden in einem improvisierten Unterkunft in einem Sportzentrum, das bis zu 2000 Menschen aufnehmen kann. (Foto: dpa) Foto: Evgeniy Maloletka

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums verhindern „nationalistische Truppen“ der Ukraine, dass Zivilisten die Städte Mariupol und Wolnowacha über die errichteten Korridore verlassen.

„Kein einziger Zivilist konnte Mariupol und Wolnowacha über die erklärten Sicherheitskorridore verlassen. Nationalistische Gruppen nutzen die Bevölkerung dieser Städte als menschliche Schutzschilde. Nationalistische Bataillone nutzten die Zeit des Waffenstillstands, um ihre Streitkräfte neu zu gruppieren und ihre Positionen zu stärken (…) Deshalb wurde die Offensive um 18:00 Uhr Moskauer Zeit wieder aufgenommen“, zitiert die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass den Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

Seinen Worten zufolge rücken die russischen Streitkräfte auf breiter Front vor und haben bereits die Städte Malaya Tokmachka, Marfopol, Removka, Novokarlovka, Orlinskoye, Volodino und Malinovka unter ihre Kontrolle gebracht.

Generaloberst Mikhail Mizintsev, teilte am Samstagmorgen mit, dass ein Waffenstillstand erklärt wurde, um Zivilisten aus Mariupol und Wolnovakha auf Ersuchen der ukrainischen Seite zu evakuieren. Die Routen und die Transportlogistik wurden entwickelt und mit Kiew abgestimmt. Die russische Armee sorgte für die Sicherheit der humanitären Korridore, und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Kiew und Moskau wurde benachrichtigt. Laut Mizintsev konnten 200.000 Flüchtlinge aus Mariupol und 15.000 aus Volnovakha die humanitären Korridore nicht erreichen.

Doch die staatliche ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform teilt mit: „Die russischen Truppen verletzen die Vereinbarungen und greifen Mariupol und Wolnowacha weiter aus der Luft an, heißt es in einer Erklärung des Außenministeriums der Ukraine. Das macht die Öffnung humanitärer Korridore zur Evakuierung der Einwohner und Lieferungen von Lebensmitteln und Medikamenten nicht möglich. Die Berichte des russischen Verteidigungsministeriums darüber, dass die ukrainische Führung die Evakuierung verhindert, bezeichnete das Außenministerium als ,Desinformation, um Kriegsverbrechen der russischen Armee zu rechtfertigen.‘ Die russischen Handlungen sei ein grober Verstoß gegen die Genfer Abkommen und nach dem Römischen Statut ein Kriegsverbrechen. Das Außenministerium rief die Staaten und internationalen Organisationen auf, die Verletzung der Vereinbarungen über die humanitären Korridore zu verurteilen und Moskau aufzufordern, die Angriffe einzustellen. ,Die Ukraine ist bereit, die Evakuierung der Zivilbevölkerung durchzuführen, sobald die Sicherheit geleistet ist.‘“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Sieben Wege wie Unternehmen Fachkräfte finden und halten
09.12.2025

Qualifizierte Fachkräfte werden knapp – das spüren Unternehmen bei der Personalsuche immer deutlicher. Die Folgen: Engpässe,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milan Nedeljkovic folgt auf Oliver Zipse bei BMW
09.12.2025

BMW bekommt einen neuen Chef: Milan Nedeljkovic übernimmt das Ruder von Oliver Zipse. Der Produktionsvorstand bringt Erfahrung aus fast...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie im Fokus: Allianz-Kooperation mit Oaktree – was der Syndikat-Pakt für Anleger bedeutet
09.12.2025

Ein neuer Deal in London, ein bestätigtes Top-Rating und höhere Gewinnziele treiben die Allianz-Aktie bis an das Jahreshoch. Doch hinter...

DWN
Politik
Politik Merz fordert Abschaffung: EU-Lieferkettengesetz wird deutlich gelockert
09.12.2025

Das EU-Lieferkettengesetz sollte Unternehmen weltweit verpflichten, Menschenrechte zu achten. Doch bevor es überhaupt greift, haben sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kosten für Wohnen und Essen fressen geringere Einkommen auf
09.12.2025

Wohnen und Lebensmittel werden teurer – doch die Härte trifft nicht alle gleich. Neue Daten der Statistiker zeigen, wie stark vor allem...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putins Besuch in Indien zeigt die gefesselten Hände des Kreml
09.12.2025

Wladimir Putins Besuch in Indien sollte Stärke demonstrieren, doch die Realität wirkt gegenteilig. Der Kreml ist stark von Ölexporten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thyssenkrupp-Aktie: Rückkehr in die Gewinnzone trotz Sanierungsdruck
09.12.2025

Thyssenkrupp meldet wieder Gewinn, doch der Preis dafür ist hoch. Der Konzern kämpft mit sinkender Nachfrage, Sanierungsrückstellungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Butterpreis im Sturzflug: Milchbauern schlagen Alarm – "wirtschaftliches Desaster"
09.12.2025

Der Butterpreis rutscht auf 99 Cent je 250 Gramm und jubelnde Kunden treffen auf alarmierte Milchbauern. Hinter dem Preisschub steckt der...