Deutschland

Materialmangel durch Ukraine-Krieg: Lieferengpässe im Baugewerbe nehmen zu

Lesezeit: 1 min
18.03.2022 10:05
Rohstoffmangel und Preisanstiege lassen die Produktion vieler Baustoffe zunehmend versiegen.
Materialmangel durch Ukraine-Krieg: Lieferengpässe im Baugewerbe nehmen zu
Weil viele Baustoffpreise unkalkulierbar steigen, fallen deutschen Bauunternehmen verbindliche Zusagen für Bauleistungen zunehmend schwerer. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Krieg in der Ukraine sorgt für immer mehr Lieferengpässe von Baustoffen. Somit werden die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine und des damit verbundenen Rohstoffmangels auch in der Bauwirtschaft zunehmend sichtbar. Am stärksten seien aktuell Bitumen für den Straßenbau und Stahl sowie Stahlerzeugnisse für den Hoch- und Ingenierbau betroffen, wie Matthias Wächter, Hauptgeschäftsführer des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen im Gespräch mit dem „handwerk magazin“ erklärt.

So drohe aufgrund der Abhängigkeit der Raffinerien in Schwedt und Leuna von Lieferungen aus Russland ein Ausfall von bis zu einem Drittel der hiesigen Bitumenversorgung. Dementsprechend seien Auswirkungen auf den deutschen Straßenbau zu erwarten. Darüber hinaus komme 30 Prozent des Baustahls entweder aus Russland, der Ukraine oder Weißrussland – genauso wie 40 Prozent des Roheisens sowie weitere Rohstoffe wie Nickel oder Titan.

Doch auch Personalmangel mache der Branche zu schaffen: Zunehmend würden Lkw-Fahrer aus Polen und der Ukraine fehlen. Die Aufhebung der EEG-Umlage durch die Bundesregierung ab Juli bezeichnet Wächter als „Tropfen auf den heißen Stein“. Bis dahin könnten Energie- und Treibstoffpreis bereits weiter ansteigen. Der akute Mangel an Bitumen und Stahle sorge für Preisanstiege um das zwei- bis dreifache des vorher üblichen Preises.

Darunter leide auch das Angebot an Stahlmatten, Trägern, Stabstahl, Blechen sowie Röhren und Aluminiumprodukten. Wächter betont: „Dadurch wird es für die Bauunternehmen zunehmend schwierig, verbindliche Angebote für Bauleistungen mit diesen Bauprodukten abzugeben, da die Preise unkalkulierbar steigen.“ Alternative Bezugsquellen böten in dieser Lage genauso wenig einen Ausweg wie alternative Rohstoffe: Erstere gibt es laut Wächter einfach nicht und zweitere müssten erst langwierige Prüfungs- und Genehmigungsverfahren durchlaufen.

Bauunternehmen rät Wächter dazu, die Situation mit ihren Kunden zu besprechen und an deren guten Willen zu appellieren, viel mehr bleibe nicht. Zusätzlich empfiehlt er, Preise für Bauwerke erst kurz vor Baubeginn festzulegen und von der Entwicklung der Materialpreise abhängig zu machen – was natürlich nur im privaten Sektor funktioniere. Im Hinblick auf öffentliche Bauvorhaben verweist Wächter auf die Notwendigkeit enger Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und den ausführenden Unternehmen. Laufende Bauerträge sollten individuell angepasst und neue die „extreme Unsicherheit bei den Baustoffpreisen unbürokratisch und kooperativ berücksichtigen“.

 


Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

 

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China bezahlt LNG-Importe erstmals mit Yuan

Chinas Abkehr vom US-Dollar kommt in kleinen Schritten voran. Interessant ist, wer an dem LNG-Deal mitwirkte.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferengpässe in Industrie sinken sechsten Monat in Folge

Der Anteil der deutschen Industrieunternehmen, die über Lieferengpässe berichten, ist massiv zurückgegangen. Ökonomen warnen dennoch...

DWN
Politik
Politik Taiwan verliert seine letzten Freunde an China

Nun hat auch Honduras seine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und sich stattdessen China zugewandt. Die Luft für den...

DWN
Finanzen
Finanzen Sicherer Hafen: Yen ist der große Gewinner der Bankenkrise

Vor dem Hintergrund der Bankenkrise erlebt der Yen ein massives Comeback. Investoren fliehen in die japanische Währung, um ihre Felle ins...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Corona: PetroChina meldet Rekord-Gewinn für 2022

Obwohl die Corona-Beschränkungen die Nachfrage nach Kraftstoffen in China dämpften, meldet der größte Ölproduzent PetroChina des...

DWN
Finanzen
Finanzen Kuwait verkauft Mercedes-Aktien für 1,4 Milliarden Euro

Kuwaits Staatsfonds hat überraschen eine riesige Summe an Mercedes-Aktien zum Verkauf auf den Markt geworfen. Dies sorgte für einen...

DWN
Deutschland
Deutschland GfK: Konsumstimmung besser, aber schwache Realeinkommen belasten

Die wieder etwas gesunkenen Energiepreise sorgen für Lichtblicke. Aber die Menschen bleiben wegen Inflation und starker realer...

DWN
Deutschland
Deutschland Deutsche Staatsschulden steigen auf neues Rekordhoch

Der deutsche Staat ist so stark verschuldet wie noch nie. Hintergrund sind die massiven Kosten für den Corona-Kampf und für die...