Deutschland

Stuttgart 21 verteuert sich um 950 Millionen Euro plus Puffer

Nun herrscht Klarheit im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn: Der Konzern hat das Gremium am Freitag über Mehrkosten bei Stuttgart 21 in Höhe von 950 Millionen Euro informiert. Angesichts der aktuellen Krisen gehen manche von weiteren Steigerungen aus.
18.03.2022 20:48
Aktualisiert: 18.03.2022 20:48
Lesezeit: 1 min

Das Großbauprojekt Stuttgart 21 wird sich wie erwartet voraussichtlich um weitere 950 Millionen Euro verteuern - und wird nach aktuellen Annahmen insgesamt rund 9,15 Milliarden Euro kosten. Darüber habe die Bahn am Freitag auf einer Sondersitzung den Aufsichtsrat informiert, teilte der Konzern am Abend mit. Hinzu komme ein Vorsorgepuffer von 640 Millionen Euro, der im Bedarfsfall aktiviert werden könne.

Das geht aus einem Prüfbericht hervor, den der Konzern dem Gremium auf der Sitzung präsentierte. Bislang gingen die Verantwortlichen bei der Planung von Gesamtkosten in Höhe von 8,2 Milliarden Euro aus. „Gründe für die aktuelle Entwicklung sind zum einen erhebliche Preissteigerungen bei Baufirmen, Lieferanten und Rohstoffen“, teilte die Deutsche Bahn weiter mit. „Zum anderen schlägt der geologisch anspruchsvolle Untergrund im Stadtgebiet negativ zu Buche.“

Den geplanten Termin für die Inbetriebnahme zum Fahrplanwechsel Ende 2025 bestätige der Prüfbericht.

Eingefordert hatte die Sondersitzung des Aufsichtsrats eigenen Angaben zufolge die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Gewerkschaftschef Klaus-Dieter Hommel betonte im Anschluss, dass nun endlich Klarheit mit Blick auf die aktuelle Kostenlage herrsche. „Wir haben für den Aufsichtsrat sowohl was die Kosten als auch was die zeitliche Schiene anbelangt einen guten Überblick und eine entsprechende Transparenz erhalten“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Es sei nun wichtig, dass die Bahn, der Bund und das Land Baden-Württemberg sich darüber verständigten, wie die Mehrkosten am besten verteilt werden können. Die Landesregierung wiederum betonte am Abend, die Mehrkosten seien Sache der Bahn und des Bundes: „Das Land, die Stadt Stuttgart, die Region und der Flughafen haben vielfach erklärt, dass keine weiteren Zuwendungen erfolgen werden“, teilte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) mit. „Der Kostendeckel gilt.“ Bahn und Bund müssten klären, wer das Defizit trägt.

Nicht eingepreist seien in den aktuellen Kalkulationen aus Sicht von EVG-Chef Hommel allerdings die Lage in der Ukraine und die damit verbundenen steigenden Energie- und Baukosten. Weitere Kostensteigerungen im weiteren Verlauf seien deshalb denkbar. „Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass wir bei den Kosten noch die Zehn-Milliarden-Euro-Marke reißen“, betonte er. Der Bau des unterirdischen Durchgangsbahnhofs in Stuttgart und die Verbindung nach Ulm waren über die Jahre immer teurer geworden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Kuka weitet Stellenabbau in Augsburg aus – 560 Jobs betroffen
16.11.2025

Der Roboterhersteller Kuka plant an seinem Stammsitz in Augsburg einen größeren Stellenabbau als zunächst angekündigt. Statt der...

DWN
Immobilien
Immobilien PV-Anlagen für Unternehmen: Wie Betriebe mit Steuerbonus und Eigenstrom doppelt punkten
16.11.2025

Gewerbliche Photovoltaikanlagen gewinnen für den Mittelstand zunehmend an Bedeutung. Durch den Investitionsabzugsbetrag und die...

DWN
Politik
Politik Europa im Wandel: Populismus und Spannungen in Deutschland, England und Frankreich
16.11.2025

Europa steht vor politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, während der Zusammenhalt innerhalb der EU zunehmend brüchig wird....

DWN
Politik
Politik Von der Leyen unter Druck: Zwei Billionen Euro und kein Plan für Europas Bauern
16.11.2025

Der Streit um Agrarsubventionen spaltet die Europäische Union. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den EU-Haushalt...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzskandal bei privaten Krediten: HPS und BNP Paribas verlieren hunderte Millionen
16.11.2025

Der Markt für private Kredite außerhalb regulierter Banken erlebt ein rasantes Wachstum, das zunehmend systemische Risiken birgt. Wie...

DWN
Politik
Politik TNT-Produktion in Europa: NATO-Staaten planen neue Fabriken zur Versorgungssicherung
16.11.2025

Europa verfügt derzeit über nur eine Produktionsstätte für NATO‑Standard‑TNT, während mehrere Länder neue Fabriken planen. Wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...