Politik

SPD könnte Saarland bei Landtagswahl zurückerobern

Lesezeit: 2 min
24.03.2022 13:41
Umfragen sehen Anke Rehlinger (SPD) derzeit vor Ministerpräsident Tobias Hans (CDU). Die kleinen Parteien müssen um den Einzug in den Landtag kämpfen.
SPD könnte Saarland bei Landtagswahl zurückerobern
Die SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl im Saarland, Anke Rehlinger, ist Umfragen zufolge die Favoritin. (Foto: dpa)
Foto: Oliver Dietze

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Politik  

Auch von kleinen Bundesländern können Trends ausgehen. Darauf hofft die SPD bei der Landtagswahl am Sonntag im Saarland: 2017 hatte die dortige Wahl die politische Stimmung in Deutschland für das ganze Jahr vorgegeben - damals zugunsten der CDU, die nach dem überraschenden Sieg von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer auch die Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen gewann. Nach dem Sieg bei der Bundestagswahl im September hofft die SPD nun darauf, dass ein Erfolg an der Saar 2022 auch den Trend für eine Ablösung der CDU-Landeschefs im Norden und Westen einleitet.

Tatsächlich deutet sich laut Meinungsumfragen ein Regierungswechsel in Saarbrücken an. Im ZDF-Politbarometer lag die SPD zuletzt bei 39 Prozent. Die CDU von Ministerpräsident Tobias Hans landete dagegen gut eine Woche vor der Wahl nur bei 30 Prozent.

Das Kuriosum im Saarland: Folgt man den derzeitigen Umfragen, könnte sogar ein Zwei-Parteien-Parlament das Ergebnis der Landtagswahl am 27. März sein. Denn laut Forschungsgruppe Wahlen liegen die Grünen und die AfD nur bei jeweils sechs Prozent, die FDP bei fünf und die Linken bei vier Prozent. In einer Insa-Umfrage sieht es für die Grünen sogar noch knapper aus.

Der Grund ist eine Krise bei etlichen kleinen Parteien: Die Grünen an der Saar etwa hatten sich jahrelang selbst zerfleischt, was ihrem Ansehen schadete. Und die Linken sind nach dem Abgang ihrer Führungsfigur Oskar Lafontaine entscheidend geschwächt. Beides hilft der SPD. Deren Umfragestärke liegt allerdings auch daran, dass die bisherige Vize-Ministerpräsidentin Anke Rehlinger deutlich beliebter scheint als Landeschef Hans. 52 Prozent der Befragten wollen sie laut Forschungsgruppe Wahlen als Ministerpräsidentin. Für Hans votierten nur 31 Prozent.

Der Blick auf die Persönlichkeitswerte dürfte nach Ansicht des Politologen Gero Neugebauer den klassischen Schub eines Wahlsiegers für andere Landtagswahlen begrenzen. Ohnehin gilt das kleine südwestliche Bundesland mit seinen nur rund 800.000 Wahlberechtigten eher nicht als Trendsetter für den Rest der Bundesrepublik.

In Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen, wo im Mai gewählt wird, liegen die dortigen CDU-Ministerpräsidenten in aktuellen Umfragen deutlich vor ihren SPD-Herausforderern. In der SPD sieht man deshalb die Chancen, mit der Eroberung von drei CDU-geführten Ländern die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat umdrehen zu können, derzeit geringer als noch nach der Bundestagswahl.

In der Länderkammer haben CDU und CSU mit ihren Ministerpräsidenten und Regierungsbeteiligungen ein wichtiges Wort mitzureden und können Ampel-Pläne blockieren. Unions-geführte oder -mitregierte Länder verfügen über 51 von insgesamt 69 Stimmen. "Die Euphorie der Ampel-Parteien ist längst verflogen", so der Chef des Meinungsforschungs-Instituts Forsa, Manfred Güllner, zu Reuters. Forsa sieht die Union derzeit bundesweit deutlich vor der SPD.

Dass die Stimmung im Saarland anders ist, mag auch daran liegen, dass die von Strukturkrisen gebeutelten Saarländer eigene Prioritäten haben. Als wichtigstes Problem im Land nennen sie im ZDF-Politbarometer die Arbeitslosigkeit (20 Prozent), danach folgen Corona (17 Prozent), die hohen Benzinpreise und die Inflation (je 15 Prozent). Nur zehn Prozent im äußersten Westen der Republik sehen den Krieg in der Ukraine als wichtigstes Thema. Bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit werden der SPD an der Saar die höchsten Kompetenzwerte zugeschrieben.

Auch um ihren regionalen Landesparteien im Wahlendspurt noch zu helfen, verabredeten SPD, Grüne und FDP am Donnerstag ein großes Entlastungspaket wegen der hohen Energiepreise - für das sich Rehlinger stark eingesetzt hatte. Politologe Neugebauer hält den Effekt aber für begrenzt. "Drei Tage vor der Wahl dürfte dies eigentlich zu spät kommen, um einen Einfluss zu machen", meint er.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...