Deutschland

Statistisches Bundesamt: Preise von Wohnimmobilien gehen durch die Decke

Am deutschen Immobilienmarkt wächst eine Bewertungsblase heran.
28.03.2022 10:26
Aktualisiert: 28.03.2022 10:26
Lesezeit: 2 min

Die Preise für deutschen Wohnimmobilien sind Ende 2021 in Rekordtempo gestiegen. Sie erhöhten sich von Oktober bis Dezember um durchschnittlich 12,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. "Dies ist erneut der stärkste Preisanstieg bei den Wohnimmobilientransaktionen seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000", teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. Im Jahresdurchschnitt 2021 zogen die Preise für Wohnimmobilien insgesamt um 11,0 Prozent an, nach 7,8 Prozent 2020.

Den Bericht des Bundesamtes finden Sie hier.

Experten warnen vor einer Überbewertung. "Die nochmalige Beschleunigung des Preisanstiegs verdeutlicht, dass sich Bundesbank und EZB zu Recht Sorgen um das Entstehen einer Blase am deutschen Immobilienmarkt machen", sagte Ökonom Martin Güth von der LBBW. Die extrem lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die historisch günstige Hypothekenkredite ermöglicht, habe die Preise weiter kräftig angeschoben. "Doch mit der inzwischen galoppierenden Inflation, den deutlich gestiegenen Zinsen sowie dem Krieg in der Ukraine werden die Karten für den Immobilienmarkt derzeit neu gemischt", sagte der Experte. Einerseits dürfte der jüngste Zinsanstieg zu einem spürbaren Bremseffekt bei den Hauspreisen führen. Andererseits werde der Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine neue Nachfrage nach Wohnraum schaffen. "Zudem dürften Immobilien als krisenfeste Kapitalanlage in der Anlegergunst weiterhin hoch angesiedelt sein", sagte Güth.

Die Bundesbank warnt seit längerem vor zunehmenden Gefahren auf dem deutschen Immobilienmarkt. "Die Überbewertungen bei Wohnimmobilien nahmen zu", hieß es jüngst im Monatsbericht der Bundesbank. "Gemäß aktuellen Schätzergebnissen lagen die Immobilienpreise in den Städten im Jahr 2021 zwischen 15 Prozent und 40 Prozent über dem Preis, der durch soziodemografische und wirtschaftliche Fundamentalfaktoren angezeigt ist." 2020 hatte die Überbewertung noch maximal 30 Prozent betragen.

Besonders stark kletterten die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser in dünn besiedelten ländlichen Kreisen im vierten Quartal mit 15,9 Prozent. Eigentumswohnungen verteuerten sich dort um 13,2 Prozent. In dichter besiedelten ländlichen Kreisen lag das Plus für Ein- und Zweifamilienhäuser bei 14,5 Prozent und für Eigentumswohnungen bei 11,2 Prozent.

Überdurchschnittlich starke Steigerungen verzeichneten auch die sieben Großstädte Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf. Hier kosteten Ein- und Zweifamilienhäuser Ende 2021 rund 12,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Eigentumswohnungen verteuerten sich um 12,7 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klassengesellschaft 2.0 – Warum Demokratie ohne soziale Gleichheit zerbricht
15.11.2025

In Deutschland redet kaum jemand über Klassen – als wäre soziale Herkunft heute keine Machtfrage mehr. Doch die Soziologin Prof. Nicole...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzblasen 2025: Wo der nächste große Crash drohen könnte
15.11.2025

An den Finanzmärkten steigt die Nervosität. Künstliche Intelligenz treibt Bewertungen auf Rekordhöhen, Staaten verschulden sich wie nie...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreise: Boom zu Neuverträgen – eine Prognose
15.11.2025

Laut ifo sind Neuverträge in Großstädten um 48 Prozent teurer als Bestandsverträge. Das, so Experten, ist nicht nur ein Problem für...

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...