Deutschland

Diese drei Rohstoffe aus Russland dürften Deutschland bei einem Embargo besonders fehlen

Lesezeit: 2 min
09.04.2022 14:29  Aktualisiert: 09.04.2022 14:29
Nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit ist die Industrie auf russische Rohstoffexporte angewiesen.
Diese drei Rohstoffe aus Russland dürften Deutschland bei einem Embargo besonders fehlen
Die Welt kann ohne Chromfelgen leben - aber viele andere Produkte, die ohne Chrom nicht hergestellt werden können, sind nahezu existenziell. (Foto: dpa)
Foto: Friso Gentsch

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Sollten sich Sanktionen und Embargos gegen Russland zukünftig verschärfen, dürfte sich die deutsche Industrie zunehmend mit Rohstoffknappheiten konfrontiert sehen. Denn obwohl Deutschland 2019 nur etwa zwei Prozent seiner Importe aus Russland bezog, ist der Anteil russischer Importe bei bestimmten einzelnen Rohstoffen um ein Vielfaches höher.

So sind es vor allem drei Rohstoffe, die Deutschland derzeit in großem Stil aus Russland importiert: Nickel, Palladium und Chrom. Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln haben mithilfe von Zahlen der UN-Datenbank "Comtrade" nun berechnet, wie groß die Rohstoffabhängigkeit Deutschlands von Moskau ist. Als Ausgangsjahr für die Importberechnungen zogen die Ökonomen das Jahr 2019 heran, um ihr Ergebnis von möglichen Einflüssen der Pandemie zu bereinigen.

Nickel

40 Prozent aller deutschen Nickel-Importe stammten laut dem IW im Jahr 2019 aus Russland. Doch auch für den Rest der Welt ist Russland laut den Berechnungen der Wirtschaftsforscher ein wichtiger Nickel-Lieferant: So kämen über zehn Prozent der weltweiten Nickel-Exporte aus Russland, womit das Land im Ranking weltweiter Nickel-Exporteure den dritten Platz einnähme.

Als alternative Bezugsquellen für Nickel gelten laut dem IW vor allem Indonesien mit 17,5 Prozent sowie Kanada mit 11,8 Prozent der weltweiten Nickel-Exporte. Gleichzeitig betonen die Forscher: Exporte zeigen nur die Handelsbilanz an, nicht unbedingt die real produzierten Mengen der Güter. So trage Indonesien insgesamt 31,3 Prozent der weltweiten Nickelproduktion, gefolgt von den Philippinen mit 13,8 Prozent.

Doch 2020 stoppte Indonesien seine Nickel-Exporte. Was folgte, war ein Handelsstreit mit der EU, die schließlich bei der World Trade Organisation (WTO) Beschwerde einlegte. Mit einem Urteil der WTO sei laut dem IW jedoch erst Ende 2022 zu rechnen. Gebraucht würde Nickel derzeit vor allem noch in der Herstellung korrosionsfreier Stahllegierungen – und künftig auch in der E-Mobilität.

Palladium

Rund 25,3 Prozent der deutschen Palladium-Importe stammen laut dem Bericht des IW aus Russland. Bei Palladium in unverarbeiteter Pulverform sei das Land somit Deutschlands wichtigster Handelspartner. Insgesamt würden 42 Prozent des weltweit produzierten Palladiums aus Russland stammen – und somit fast 20 Prozent der Palladium-Exporte weltweit.

Auf den Palladium-Exportweltmeister Russland folge das Vereinigte Königreich (18 Prozent), de USA (14 Prozent) und Südafrika (13 Prozent). Neben Südafrika zählen laut den Berechnungen der IW auch Kanada und Simbabwe zu den größten Palladium-Produzenten.

Gebraucht würde Palladium vor allem beim Bau von Autokatalysatoren, sowie in der Chemie-Industrie und der Elektrotechnik – also von führenden deutschen Industrien. Zwar könne man Palladium mit Platin ersetzen, doch nur zu höheren Preisen. Das IW warnt, dass neben dem Gas- auch der Palladium-Mangel zum Problem für die deutsche Industrie werden könnte.

Chrom

Rund 20 Prozent der deutschen Chrom-Importe kommen laut IW aus Russland. Zwar würden russische Exporte nur etwa sechs Prozent der weltweiten Chrom-Exporte ausmachen, doch damit läge Russland immer noch auf Platz vier der Chrom-Exportnationen. Auch bei Chrom gelte Südafrika als potenzieller Ersatz-Kandidat für die Ware aus Russland.

So sei Südafrika etwa für die Hälfte der weltweiten Chrom-Exporte verantwortlich. Auch Kasachstan (19 Prozent) und Indien (acht Prozent) nennt das IW als wichtige Exporteure von Chrome. Vor allem komme das Metall in der Produktion von Edelstählen, Chemikalien und Pigmenten zum Einsatz.

Was also tun?

Neben den genannten Rohstoffen könnten der deutschen Industrie künftig dem IW-Bericht zufolge aber auch Aluminium und Phosphate aus Russland fehlen – wenn auch nicht in so drastischem Ausmaße wie bei Nickel, Palladium und Chrom. Das IW konstatiert unmissverständlich: "Russland ist ein Rohstoffgigant."

Daher sei es wichtig, dass "Freihandelsabkommen wie TTIP und CETA mit anderen rohstoffreichen und möglichst stabilen Demokratien wie USA, Kanada und Südafrika" weiter vorangetrieben würden. Ebenfalls gälte es zu prüfen, "welche nationalen und europaweiten Kapazitäten für einen Abbau und die Weiterverarbeitung essenzieller Rohstoffe möglich" seien.

Auch Recycling von Sekundärrohstoffen wird im Bericht des IW als mögliche alternative Bezugsquelle für Rohstoffe genannt. Freilich setzt der Bericht des IW jedoch einen baldigen Import-Stopp russischer Rohstoffe voraus. Bislang gilt jedoch bereits ein Gasembargo gegen Russland nicht nur in der deutschen Wirtschaft, sondern auch in Politik, Wissenschaft und Bevölkerung als umstritten und riskant.



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