Deutschland

170 Rinder verhungert – Landwirt aus Mittelfranken vor Gericht

Etliche Rinder sterben qualvoll in einem Mastbetrieb. Jetzt steht der Landwirt vor Gericht. Er soll die Tiere über Monate vernachlässigt haben.
12.04.2022 14:31
Aktualisiert: 12.04.2022 14:31
Lesezeit: 1 min
170 Rinder verhungert – Landwirt aus Mittelfranken vor Gericht
Außenansicht des Mastbetriebes, in dem nach Angaben der Staatsanwaltschaft rund 170 Rinder verendet sind. Der Landwirt soll diese über Monate vernachlässigt haben. (Foto: dpa) Foto: Daniel Karmann

Rund 170 Rinder soll ein Landwirt in Mittelfranken verhungern lassen haben. Deshalb muss sich der 44-Jährige wegen Tierquälerei und der Tötung von Tieren am Mittwoch vor dem Amtsgericht in Ansbach verantworten. Ein Urteil könnte einem Gerichtssprecher zufolge noch am selben Tag fallen.

Die Polizei hatte die qualvoll verendeten Rinder nach einem anonymen Hinweis im Mai 2021 auf dem Hof bei Rothenburg ob der Tauber entdeckt. Der Landwirt soll diese der Anklage zufolge über Monate nicht ordentlich mit Futter und Wasser versorgt haben. Außerdem unterließ er es demnach, einen Tierarzt zu rufen.

Im Stall bot sich den Beamten damals ein grauenvolles Bild: Rund 170 tote Rinder lagen herum. Die übrigen etwa 50 waren in einem so erbärmlichen Zustand, dass sie später getötet werden mussten. Der Landwirt begab sich daraufhin in psychiatrische Behandlung. Ein Gutachten ergab inzwischen, dass er im Tatzeitraum vermindert schuldfähig war.

Berichte von vernachlässigten Kühen, Schweinen oder anderen Nutztieren erregen immer wieder bundesweites Aufsehen. Zuletzt hatte der Allgäuer Tierschutzskandal mit Bildern von überfüllten Ställen, abgemagerten Kühen und im Kot liegenden Tieren für Entsetzen gesorgt, so die dpa.

Oft offenbaren solche Fälle nicht nur tierisches, sondern auch menschliches Leid. „Es ist immer ein Zusammenbruch des Menschen, der einen Zusammenbruch des Betriebes nach sich zieht“, sagt der Vertrauensmann für den Tierschutz in der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein, Edgar Schallenberger. „Die Leute vernachlässigen sich und ihre Familie zuerst, physisch und psychisch. Dann wird der Stall nicht mehr geputzt.“

Auslöser sei in den allermeisten Fällen ein Schicksalsschlag, sagt Tierschutz-Expertin Irene Pfeiffer vom bayerischen Bauernverband. Eine Abwärtsspirale komme in Gang, die sich erst langsam und dann immer schneller drehe.

Ursprünglich war der Prozess um die verhungerten Rinder vor dem Amtsgericht in Ansbach schon für Mitte März angesetzt gewesen. Weil der Richter aber erkrankt war, wurde dieser um etwa einen Monat verschoben. Am Mittwoch werden nach Angaben des Gerichtssprechers drei Polizisten als Zeugen aussagen, die mit den Ermittlungen zu tun hatten. Außerdem sind eine Sachverständige des Veterinäramts und der psychiatrische Gutachter geladen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...

DWN
Finanzen
Finanzen Klöckner & Co-Aktie hebt ab: Übernahmefantasie und positive Analysteneinstufung treiben Aktienkurs
08.12.2025

Die Klöckner-Co-Aktie schießt hoch, weil erneut Übernahmegespräche kursieren. Doch hinter dem Kurssprung steckt eine lange...

DWN
Politik
Politik EU-Krisenpolitik: Ein Plüschelefant gegen Putin und Trump
08.12.2025

Ein harmloser Plüschelefant entlarvt ein System voller Überregulierung und geopolitischer Schwäche. Warum ein Plüschelefant die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa unterschätzt die Rohstoffkrise: Ex-Rio-Tinto-Chef stellt der EU ein vernichtendes Urteil aus
08.12.2025

Europa will sich aus der Rohstoffabhängigkeit von China befreien,doch laut Jakob Stausholm, dem langjährigen Chef des Bergbaukonzerns Rio...

DWN
Technologie
Technologie Stromproduktion: Rekord bei Strom aus Wind und Sonne
08.12.2025

Deutschlands Stromproduktion hat im Sommer neue Rekorde erreicht: Windkraft und Photovoltaik dominieren, Kohle verliert weiter. Doch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Industrieproduktion im verarbeitenden Gewerbe setzt Erholung fort
08.12.2025

Die deutsche Industrieproduktion legt erneut zu – vor allem der Bau liefert Rückenwind. Nach dem Einbruch im Sommer mehren sich positive...