Politik

Das „Mädchen aus Brooklyn“: Barbra Streisand wird 80

In ärmlichen jüdisch-orthodoxen Verhältnissen im New Yorker Bezirk Brooklyn aufgewachsen, der Vater schon sehr früh gestorben, träumte sie schon früh von einer Schauspielkarriere. Vom „Mädchen aus Brooklyn“ wurde Barbra Streisand zum Weltstar, gefeiert in Musik, Film, Fernsehen und Theater. Jetzt wird die Diva 80 Jahre alt.
18.04.2022 14:47
Aktualisiert: 18.04.2022 14:47
Lesezeit: 4 min
Das „Mädchen aus Brooklyn“: Barbra Streisand wird 80
Barbara Joan „Barbra“ Streisand wurde 1942 in New York City geboren. (Screenshot via YouTube)

Normalerweise schaue sie nur ungern zurück in die Vergangenheit, sagte Barbra Streisand jüngst in einem Interview. „Ich höre mir nicht meine Alben an, oder schaue meine Filme“, sagte die Schauspielerin und Sängerin im Jahr 2021 der „USA Today“. „Ich lebe gerne in der Gegenwart.“

Die Pandemie aber nutzte die Diva, die am Sonntag (24. April 2022) 80 Jahre alt wird, für eine Reise in die Vergangenheit. „Was in diesem Land passierte, war schlimm. Aber ich konnte mich zu Hause konzentrieren, ohne auf Veranstaltungen gehen zu müssen oder Menschen zu Besuch zu haben, deswegen war es auch eine sehr nachdenkliche Zeit.“ Unter anderem veröffentlichte Streisand das Album „Release Me 2“, eine Zusammenstellung aus B-Seiten der vergangenen Jahrzehnte, und ihre Autobiografie, an der sie schon seit rund 40 Jahren arbeitet, steht kurz vor der Fertigstellung. Auch ihrer Ehe habe die Pandemie-Zeit gut getan, erzählte Streisands Mann, der Schauspieler James Brolin, kürzlich in einem Interview. „Wir haben uns nochmal verliebt in dieser Zeit, in der wir jeden Tag zusammen sein mussten, und das hat funktioniert.“ Er und Streisand seien nun nach fast 25 Jahren Ehe „perfekt“ und „besser denn je“ zusammen.

Seit mehr als einem halben Jahrhundert feiert die im New Yorker Stadtteil Brooklyn geborene und inzwischen hauptsächlich an der Westküste der USA lebende Streisand Erfolge: Mehr als 140 Millionen verkaufte Alben, Auszeichnungen wie Oscars, Emmys und Golden Globes und unzählige Fans auf der ganzen Welt.

Trotzdem sieht sie sich nach wie vor als das „Mädchen aus Brooklyn“, wie sie einmal der TV-Moderatorin Oprah Winfrey erzählte. „Ich habe zwei Seiten. Zum Beispiel habe ich kein Problem damit, große Summen Geld wohltätigen Zwecken zu spenden, aber der Brooklyn-Teil in mir fragt immer noch: ,Kostet diese Fliese wirklich 10,95 Dollar?‘“ Dabei sammelt und handelt Streisand inzwischen auch mit Kunst und Aktien im Wert von Millionen. „Ich liebe Dinge, die schön sind. Ich denke, ich habe ein gutes Auge dafür - mein ganzes Leben war in gewisser Hinsicht ein Streben nach Schönheit.“

Öffentliche Auftritte sind ihr dagegen weniger lieb. Jahrzehntelang litt Streisand unter Lampenfieber, „dass es mir fast den Magen umgedreht hat“. „Ein Grund, dass ich inzwischen auftreten kann, ist, dass es Tabletten gegen Lampenfieber gibt. Ich wünschte, davon hätte mir jemand schon vor Jahren erzählt.“ Auch Auftritte auf roten Teppichen oder Interviews meidet sie so weit es geht.

Die Karriere der 1942 geborenen Streisand begann in den 60er Jahren in Nachtclubs und Broadway-Revuen. In ärmlichen jüdisch-orthodoxen Verhältnissen im New Yorker Bezirk Brooklyn aufgewachsen, der Vater schon sehr früh gestorben, träumte sie schon früh von einer Schauspielkarriere. „Ich nahm Schauspielunterricht, seit ich 14 war, habe mit 15 die Medea gespielt und wollte wirklich eine klassische Schauspielerin werden“, sagte sie einmal dem britischen „Telegraph“. „Weil ich als ,das Kind vom Straßenblock mit der guten Stimme‘ bekannt war, habe ich mich bei einem Talentwettbewerb beworben. Ich dachte, so kann ich mir ein paar Mahlzeiten leisten, bevor ich Shakespeare oder Ibsen spiele.“

Das klappte - und noch viel mehr. Bei einem Nachtclub-Auftritt trifft Streisand das Songschreiber-Duo Alan und Marilyn Bergman, die ihr jahrzehntelang Hits wie „The Windmills of Your Mind“, „Solitary Moon“, „The Same Hello, the Same Goodbye“ oder „That Face“ schreiben werden. „Ich werde nie vergessen, was Marilyn als erstes zu mir gesagt hat: ,Weißt du, wie wundervoll du bist?‘“

Aber auch auf der Bühne und in Film und Fernsehen feiert das Multitalent schließlich Erfolge. Gleich für ihren ersten großen Hollywood-Film „Funny Girl“ (1968) gewinnt sie einen Oscar als beste Hauptdarstellerin. Ihre TV-Shows „My Name is Barbra“ und „Color Me Barbra“ gehen um die Welt und erzielen Rekordeinnahmen. Filme wie „So wie wir waren“, „Hello Dolly“, „Nuts“, „Is was, Doc?“ und „Yentl“ werden ebenfalls zu Klassikern. Ihr Lieblings-Filmpartner sei Robert Redford gewesen, sagt Streisand. „Wir wussten nie genau, was der andere machen würde, haben uns genau beobachtet und waren aneinander interessiert, und ich glaube, die Zuschauer haben das gemerkt.“ Streisand wird zum Weltstar mit Wiedererkennungswert - wegen ihrer unvergleichlichen Stimme, aber auch wegen ihrer auffallend großen Nase. Zu einer Operation habe sie sich aber nie überwinden können. „Ich hatte Angst vor dem Schmerz. Und wie könnte ich dem ästhetischen Geschmack eines Arztes vertrauen? Wie würde ich wissen, dass er nicht zu viel wegschneidet?“

Am liebsten ist Streisand zu Hause, in dem aufwendig eingerichteten Anwesen an der Küste Kaliforniens, das sie mit Ehemann Brolin teilt. Aus ihrer ersten Ehe stammt Sohn Jason. Mühelos könne sie Tage mit Zeitunglesen und der Dekoration ihres Anwesens verbringen, erzählt sie in Interviews. Überhaupt gehe nichts über einen Kaffee im Bett. „Ich bin nämlich ziemlich normal, in vielerlei Hinsicht gewöhnlich.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket der EU gegen Russland gestoppt: Slowakei stimmt dagegen
16.07.2025

In der Europäischen Union ist das 18. Sanktionspaket gegen Russland am Widerstand der Slowakei gescheitert. Das mitteleuropäische Land...

DWN
Politik
Politik Corona-Maßnahmen und die dauerhaften Folgen: „Man hat eine ganze Generation Kinder einfach geopfert“ - Warum?
16.07.2025

Die Lockdowns haben Kinder und Jugendliche besonders hart getroffen: Mehr als jedes fünfte Kind und jeder fünfte Jugendliche zeigt seit...

DWN
Finanzen
Finanzen Gewerbesteuereinbruch: Krise bei Mercedes und Porsche führt zu gewaltigen Steuerloch
16.07.2025

Massive Investitionen in E-Mobilität, Absatzflauten in China, geopolitische Risiken: Die Autoindustrie bricht ein – und mit ihr die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU will mit neuer Abgabe große Unternehmen anzapfen: Auch 20.000 deutsche Firmen betroffen
16.07.2025

Brüssel greift nach den Kassen der Großkonzerne und damit indirekt in die Geldbörsen der Bürger. Eine neue EU-Umsatzabgabe ab 50...

DWN
Politik
Politik Rückkehr Wehrpflicht: Immer mehr Anträge auf Kriegsdienstverweigerung
16.07.2025

Die Sorge vor einer möglichen Rückkehr der Wehrpflicht sorgt in Deutschland für Aufruhr: Immer mehr Menschen wollen den Dienst an der...

DWN
Politik
Politik Anhebung Mindestlohn: Höherer Mindestlohn beschert dem Start Milliardeneinnahmen
16.07.2025

Viele Aufstocker verlieren bei einem höheren Mindestlohn einen Teil oder auch das gesamte Bürgergeld. Das spart dem Staat einige hundert...

DWN
Finanzen
Finanzen Aus für Steuerklärung wegen Fachkräftemangel? Gewerkschaft fordert die Abschaffung
16.07.2025

Kurz vor Ablauf der Abgabefrist für das Jahr 2024 hat die Deutsche Steuer-Gewerkschaft gefordert, die Steuererklärung für Arbeitnehmer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Inflation zieht stärker an – Zölle als möglicher Preistreiber
16.07.2025

Steigende Inflation, anhaltend hohe Zinsen – und ein Präsident, der die Lage verschärfen könnte: Die USA geraten unter...