Deutschland

Auftragsstau in der deutschen Industrie wird wieder länger

Nach einer kurzen Erholung wächst der Auftragsstau der deutschen Industrie nun wieder. Seit Juni 2020 kommen mehr Aufträge rein, als die Betriebe abarbeiten können.
21.04.2022 09:41
Lesezeit: 1 min

Der Auftragsstau in den deutschen Industriebetrieben ist nach dem leichten Rückgang zu Jahresbeginn wieder länger geworden. Der Bestand an Bestellungen sei im Februar um 1,0 Prozent zum Vormonat gewachsen, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Grund dafür ist die schon vor dem Krieg in der Ukraine anhaltende Knappheit an Vorprodukten.

"In deren Folge haben viele Unternehmen Probleme, die eingehenden Aufträge abzuarbeiten", erklärten die Statistiker. Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich um 0,5 Prozent, die aus dem Ausland sogar um 1,3 Prozent.

Die Betriebe haben seit Juni 2020 von Monat zu Monat mehr neue Aufträge bekommen, als sie abarbeiten konnten - mit Ausnahme des Januar 2022. So fehlen etwa den Autobauern die begehrten Mikrochips, weshalb sie trotz starker Nachfrage nicht so viele Fahrzeuge bauen können wie eigentlich möglich. Der Auftragsbestand lag daher im Februar um insgesamt 20,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Dessen Reichweite hat sich zugleich auf ein Rekordniveau erhöht. Sie markierte im Februar mit 7,9 Monaten "einen neuen Höchststand seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2015", wie die Statistiker betonten.

Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen ist die Reichweite mit 11,4 Monaten besonders hoch. Diese gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.

Die exportabhängige deutsche Industrie rechnet mit einem schwierigen Jahr. Hauptgrund dafür ist die russische Invasion in der Ukraine, die auch die Weltwirtschaft belastet. Diese wird dem Internationalen Währungsfonds zufolge im laufenden Jahr um 3,6 Prozent zulegen, nach 6,1 Prozent im Vorjahr. Gegenüber den Schätzungen im Januar hat der IWF seine Prognose damit um 0,8 Punkte gesenkt.

Neben den Kriegsfolgen macht der Wirtschaft auch die neue Corona-Welle bei ihrem wichtigsten Handelspartner China zu schaffen, der Millionen-Metropolen wie Shanghai in den Lockdown schickt, was Lieferketten und Handel stört.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Frankreichs Schulden bedrohen Europa: Kommt jetzt die Eurokrise zurück?
23.11.2025

Steigende Zinsen, explodierende Schulden, nervöse Märkte: Europa erlebt ein gefährliches Déjà-vu. Immer mehr Experten warnen vor einer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 645 Millionen Euro Verlust: Cannabis-Betrug und Geldwäsche-Netzwerk erschüttern Europa
23.11.2025

Europa ist von einem der größten Cannabis-Investmentbetrugsfälle der letzten Jahre erschüttert worden, der Anleger in mehreren Ländern...

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...