Finanzen

Energie-Importe der EU lassen in Russland den Rubel rollen – und steigen

Russland ist es gelungen, seine Einnahmen aus Energie-Exporten zu verdoppeln und so den Wert des Rubels massiv steigen zu lassen.
01.05.2022 14:11
Aktualisiert: 01.05.2022 14:11
Lesezeit: 1 min
Energie-Importe der EU lassen in Russland den Rubel rollen – und steigen
Trotz aller Sanktionen und Konzern-Rückzüge schlagen Russland und der Rubel aus der gegenwärtigen Situation Profit. (Foto: dpa)

Ein neuer Bericht des finnischen Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) ergibt, dass Russland in den ersten beiden Monaten nach der Invasion der Ukraine allein durch die Ausfuhr fossiler Brennstoffe schätzungsweise 63 Milliarden Euro eingenommen hat.

Denn trotz der unterschiedlich weit reichenden Bemühungen der EU-Länder, unabhängig zu werden, kaufen diese weiterhin Öl, Kohle und Gas aus Russland. In der Folge ist es auch die EU, die mit 71 Prozent für den Löwenanteil des russischen Gewinns aus Energie-Exporten verantwortlich zeichnet. Etwa 44 Milliarden Euro flossen laut der CERA bislang so nach Moskau.

Der größte Importeur war dabei Deutschland, mit 9,1 Milliarden Euro. Darauf folgen Italien (6,9 Milliarden), die Niederlande (5,6 Milliarden) und Frankreich (3,8 Milliarden). Jenseits der EU-Länder sind die größten Importeure russischer Energie China (6,7 Milliarden) und die Türkei (4,1 Milliarden Euro).

Andererseits sei das russische Exportvolumen, wie die CREA betont, "aufgrund von Selbstsanktionen, Unternehmens- und nationalen Entscheidungen zur Einstellung der Käufe bereits rückläufig". Dabei handele es sich zumeist um freiwillige Maßnahmen, da es in den wichtigsten Einfuhrländern keine Einfuhrverbote gebe: "Es kann noch viel mehr getan werden."

Das Resümee des CREA: "Unsere Empfehlung an alle Regierungen und Käufer fossiler Brennstoffe: Beenden Sie alle Käufe und Umladungen aus Russland. Führen Sie während der Übergangszeit erhebliche Zölle ein. Erstellen Sie einen jeweils einen Plan, um alle Importe aus Russland durch saubere Energie und höhere Energieeffizienz zu ersetzen."

Auch der Kurs des Rubels fällt nach wie vor nicht, steigt im Gegenteil sogar. Maria Demertzis, stellvertretende Direktorin des Wirtschafts-Thinktanks Bruegel, erklärt dazu: "Wenn die Europäer Gas vertraglich vereinbart in Euro zahlen, müssen sie auch weiter in Euro bezahlen. Aber wenn Gazprom diese Euro in Rubel umtauscht, dann werden so die Sanktionen umgangen. So kann der russische Staat auf die Gelder zugreifen, die Europa für Energie zahlt."

Dadurch wiederum steige die Nachfrage nach dem Rubel und letztlich auch sein Wert. Laut Demertzis läge der einzige Ausweg im Verzicht: "Wir müssen aufhören, Energie in jeglicher Form aus Russland zu kaufen. Nur dann werden wir echte Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Währung sehen." Ökonomen warnen jedoch teilweise genau vor diesem Schritt.

Egal ob ein vollständiges europäisches Energie-Embargo gegen Russland kommt oder nicht: Der Wirtschaftskrieg bleibt vorerst ein zweischneidiges Schwert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Regulieren statt dominieren: Europas letzter Ausweg in der KI-Welt
07.06.2025

Europa droht im globalen KI-Wettlauf abgehängt zu werden. Doch Experten zeigen: Die wahre Macht liegt nicht in der Modellentwicklung,...

DWN
Politik
Politik Kollaps der Insekten-Revolution: EU zerstört ihre eigene Bio-Strategie
07.06.2025

Erst gefeiert als nachhaltige Wunderlösung – nun droht das Aus: Europas Insektenzüchter stecken in der Krise. Die Hoffnung, Fischmehl...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen verkaufen: Die 10 häufigsten Fehler beim Unternehmensverkauf
07.06.2025

Was Unternehmer beim Verkauf ihres Unternehmens falsch machen – und wie selbst starke Zahlen durch fehlende Strategie, überzogene...

DWN
Politik
Politik Ehegattennachzug stagniert: Rechtliche Hürden beim Sprachnachweis
07.06.2025

Die Zahl der Visa für den Ehegattennachzug nach Deutschland ist rückläufig. Gleichzeitig bestehen weiterhin sprachliche und rechtliche...

DWN
Panorama
Panorama Ausweis, Ticket & Co.: Was Sie vor einem Urlaubsflug beachten sollten
07.06.2025

Check-in, Sicherheitscheck und Sprint zum Gate: Der Start in den Urlaubsflug kann am Flughafen schnell im Stress enden. Das lässt sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wertvollster Fußballer der Welt: Lamine Yamal knackt 400-Millionen-Marke
07.06.2025

Ein 17-Jähriger dominiert den globalen Fußballmarkt: Lamine Yamal ist mehr wert als ganze Bundesligateams – und verkörpert die extreme...

DWN
Politik
Politik Der Weltraum als nächstes Schlachtfeld – Europas Sicherheit steht auf dem Spiel
07.06.2025

Der Orbit wird zur neuen Frontlinie geopolitischer Machtspiele. Wie private Satelliten, militärische Strategien und neue Allianzen die...

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...