Viele Anleger beobachten nach wie vor gespannt die Auseinandersetzungen in der Ukraine, weil die Nachrichten aus dem Krieg den Großteil der deutschen und internationalen Berichterstattung füllen. Doch spielt der militärische Konflikt derzeit an den Börsen nur untergeordnete Rolle:
So hat der Dax am Montag bis 16 Uhr zwar 1,2 Prozent auf Niveaus um 13.900 Punkte verloren. Doch hatte dieser Rückgang andere Gründe. Denn die Vorgaben aus den USA waren schwach gewesen.
Das deutsche Leitbarometer hat seit Kriegsausbruch nur relativ wenig verloren. Die Faktoren, die den Index davor bewegt haben, sind wesentlich stärker. Dazu gehören die Pandemie, die nach wie vor nicht hundertprozentig überwunden ist, sowie die Störungen in den Lieferketten, die den Unternehmen immer noch die Geschäfte erschweren. So hat der deutsche Index seit drei Monaten schon 7,7 Prozent an Boden verloren. Und seit einem Jahr hat der Dax sogar ein Minus um 8,7 Prozent verzeichnet.
Von zentraler Bedeutung ist die Zinsentscheidung, welche die US-Fed am Mittwochabend um 20 Uhr MEZ präsentieren wird. Die Börsianer gehen davon aus, dass die Geldpolitik wieder auf ein normales Niveau gehoben wird, nachdem sie durch die Pandemie extrem angespannt gewesen ist. Sie rechnen mit einer Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte. Ein solch großer Schritt wurde letztmals vor 22 Jahren gemacht.
Die Entscheidung ist am Mittwoch nicht die einzige, die sich mit der volkswirtschaftlichen Entwicklung der USA befasst. So warten die Anleger am Nachmittag auf ein ganzes Bündel von Makrodaten. Es geht um Informationen aus dem nicht-produzierenden Gewerbe, die das wissenschaftliche Institut ISM für den April präsentiert. Dieser Frühindikator gilt als bedeutsames Barometer für die Entwicklung der gesamten US-Wirtschaft.
Das ISM erklärt unter anderem, wie die Stimmung in den Branchen, die nicht zur Produktion gehören, gewesen ist. Die Erwartungen liegen bei 58,5. Im Vormonat betrug der Wert noch 58,3. Die Experten gehen davon aus, dass der Preisindex 83,8 betragen hat. Bei der vorherigen Messung war das Niveau noch bei 81,2. Darüber hinaus gehen die Volkswirte davon aus, dass das Barometer für den Auftragseingang bei 60,2 gelegen hat – nach 60,1 im März. Sollten die Fachleute Recht behalten, hätte sich die US-Wirtschaft nicht wesentlich anders als im Vormonat entwickelt.
In Deutschland wird zuvor der Dialyse-Spezialist aus dem Dax, FMC, seine Erstquartalszahlen präsentieren. Schätzungen zufolge hat das Unternehmen einen Gewinn je Aktie von 0,66 Euro ausgewiesen. Die Experten rechnen für das zweite und dritte Quartal mit einem Plus je Anteilsschein von 0,88 Euro beziehungsweise von 1,05 Euro je Papier. Im Gesamtjahr wird der Gewinn je Papier wahrscheinlich bei 3,70 Euro liegen, glauben die Analysten.
Die Aktie von FMC hat sich im vergangenen Monat kaum bewegt und liegt jetzt bei Werten um 132 Euro. Der Kurs hat in den vergangenen drei Monaten hingegen 22 Prozent gewonnen. Im vergangenen halben Jahr ist das Papier sogar um 40 Prozent geklettert. Darüber hinaus gab es in den vergangenen zwölf Monate ein Wachstum um ein Fünftel.
Arbeitslosen-Zahlen wohl weiterhin auf sehr niedrigem Niveau
Darüber hinaus ist der 3. Mai für die Börsianer wichtig, wenn neue Arbeitsmarktdaten aus Deutschland präsentiert werden – und zwar für den April. Die Schätzungen liegen bei 2,277 Millionen Menschen, die erwerbslos gemeldet waren. Im Vormonat waren es noch 2.362 Millionen gewesen, wie den Statistiken des Deutschen Arbeitsamtes zu entnehmen ist. Die Erwerbslosenquote dürfte wohl bei fünf Prozent gelegen haben, schätzen die Volkswirte. Im März hat das Niveau noch 5,1 Prozent betragen.
Zusätzlich gibt es Informationen, wie sich die Arbeitslosenquote in der Eurozone im März entwickelt hat. Die Volkswirte gehen von 6,8 Prozent aus, die damit denselben Wert aus dem Vormonat erreichen würde. Dieses Niveau ist das niedrigste Level, das es je in der Eurozone gegeben hat. Zudem erfahren die Anleger, wie sich in den europäischen Ländern im März der Erzeugerpreis-Index entwickelt hat. Die Schätzungen liegen bei einem Wachstum von 36,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Vormonat lag die Steigerung bei 31,4 Prozent. Für die Unternehmen bleibt die Preisentwicklung somit auf einem besorgniserregend hohen Niveau.
Außerdem wird die EZB-Chefin Christine Lagarde an einem Treffen der Eurogroup teilnehmen, auf dem sich Minister aus den Mitgliedsstaaten der Eurozone über gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik unterhalten.
Anleger begrüßen Entscheidung von BP gegen Russland
Neben der Präsentation makroökonomischer Zahlen konzentrieren sich die Börsianer auf die Vorlage von Erstquartalsergebnissen bedeutsamer internationaler Konzerne – beispielsweise BP. Die Schätzungen liegen bei 0,233 Dollar je Aktie. Die Experten gehen auch für die darauffolgenden Quartale von einem Plus aus – und das, obwohl der Konzern sich aus seinem Russland-Geschäft wegen des Ukraine-Krieges zurückgezogen hat. So rechnen die Analysten für das zweite Quartal mit einem Plus von 0,25 Dollar je Anteilsschein. Im dritten Quartal wird es wohl auch Gewinne geben, glauben die Fachleute und gehen von 0,25 Dollar je Aktie aus. Im Gesamtjahr wird das Plus wahrscheinlich bei 0,93 Dollar je Papier liegen, sagen die Experten.
Die Anleger haben auf die Entscheidung des Konzerns, sich aus Russland zurückziehen, positiv reagiert. Nachdem die Aktie am ersten Tag, als die Führungsspitze den Ausstieg verkündete, teilweise erheblich verloren hatte, hat sich der Kurs wieder gefangen. Im vergangenen Monat erreichte das Papier ein Plus von 2,2 Prozent auf Werte um 4,60 Euro. In den vergangenen sechs Monaten hat das Wachstum sogar 13,8 Prozent betragen. Doch das war noch nicht alles: In den vergangenen zwölf Monat freuten sich die Börsianer sogar über ein Plus von 30 Prozent.
Wohl kaum Gewinn-Bewegung bei der Deutschen Post
Darüber hinaus gewährt der Vorstand der Deutschen Post Einblicke in die Ergebnisse, die das Unternehmen in den ersten drei Monaten erreicht hat. Die Schätzungen liegen bei 0,89 Euro je Anteilsschein. Auch im zweiten und dritten Quartal wird das Plus je Anteilsschein wahrscheinlich bei 0,89 Euro liegen, glauben die Analysten. Die Experten rechnen damit, dass der Gewinn fürs Gesamtjahr 2022 3,99 Euro je Aktie beträgt.
Die Aktie hat im vergangenen Monat einen Rückgang um 4,4 Prozent auf Niveaus um 40 Euro verzeichnet. In den vergangenen drei Monaten gab es einen Rückgang um 25 Prozent. Darüber hinaus beobachteten die Anleger in den vergangenen sechs und zwölf Monaten Verluste von 26 und 17 Prozent.