Deutschland

Russland-Sanktionen sind für deutsche Unternehmen ein Rätsel

Deutschen Unternehmen fällt es schwer zu erkennen, welche Geschäfte unter die Russland-Sanktionen fallen, wie eine Umfrage von KPMG zeigt.
18.05.2022 10:07
Lesezeit: 1 min

Das Einhalten der mehrfach verschärften Sanktionen westlicher Länder stellt für die Unternehmen in Deutschland mit geschäftlichen Kontakten nach Russland ein Problem dar.

Für zwei von drei Betrieben (64 Prozent) ist das Identifizieren betroffener Geschäftspartner, Warengruppen und Dienstleistungen sowie das Einhalten von Ein- und Ausfuhrkontrollen die größte Herausforderung, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hervorgeht.

"Da die Sanktionen sehr kurzfristig beschlossen und sukzessive verschärft wurden, bestehen Regelungslücken und Interpretationsspielräume", sagte KMPG-Vorstand Mattias Schmelzer. "Viele Unternehmen mussten aufgrund der EU-Sanktionen ihrer Betriebsabläufe und Kontrollsysteme mit teils hohem manuellem Anteil anpassen."

Die Hälfte der 280 befragten Unternehmen exportiert Waren und Dienstleistungen nach Russland, knapp jedes dritte in die Ukraine. Rund ein Viertel verfügt sogar über eigene Produktionsstätten in Russland. Bei den Managern besteht den Angaben zufolge große Unsicherheit über die konkreten Auswirkungen des Kriegs für das eigene Unternehmen.

"Noch massiver als die direkten Folgen des Kriegs für die mit und in Russland und der Ukraine aktiven Unternehmen wirken sich die indirekten Folgen auf die gesamte deutsche Wirtschaft aus", sagte Schmelzer. Die Lieferengpässe und steigende Einkaufspreise betreffen demnach fast jede Branche und jedes Unternehmen.

Fast jedes zweite befragte Unternehmen erwartet als Folge des Ukraine-Kriegs einen Umsatzrückgang, ebenso viele einen Ergebnisrückgang. Zugleich können 40 Prozent aktuell gar nicht einschätzen, wie sich der Krieg auf ihre Geschäfte auswirken werden. Ebenfalls vier von zehn erwarten negative Auswirkungen zumindest für die kommenden drei Jahre.

"Das Bild dürfte sich noch einmal deutlich verdüstern, sollten tatsächlich weitgehende Sanktionen für russisches Öl und gegebenenfalls auch Gas oder diesbezügliche Lieferstopps durch Russland erlassen werden", sagte KPMG-Experte Andreas Glunz.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Freie Wirtschaftszone im Donbass? Kiew zeigt sich zurückhaltend
12.12.2025

Die USA schlagen eine „freie Wirtschaftszone“ im Donbass als möglichen Kompromiss vor – doch die ukrainische Führung reagiert...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB testet Banken auf Krisenfestigkeit – 110 Institute im Fokus
12.12.2025

Geopolitische Spannungen und Konflikte belasten Europas Finanzsystem. Die Europäische Zentralbank (EZB) will deshalb 2026 mit einem...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Deutsche lehnen US-Einfluss auf Europa klar ab
12.12.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt deutlich: Die Mehrheit der Deutschen spricht sich gegen eine stärkere Einmischung der USA in europäische...

DWN
Technologie
Technologie OpenAI kontert Google: Neue ChatGPT-Version setzt zum nächsten KI-Sprung an
12.12.2025

Nachdem Googles Gemini zuletzt für Schlagzeilen sorgte, meldet sich OpenAI mit einem neuen ChatGPT-Modell zurück. Die Entwickler wollen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Preise ziehen weiter an: Inflation verharrt über dem Zielwert
12.12.2025

Trotz einer insgesamt moderaten Entwicklung verharrt die Inflation im November bei 2,3 Prozent und damit weiterhin über dem angestrebten...

DWN
Finanzen
Finanzen Lebenshaltungskosten: Geringverdiener geben 60 Prozent ihres Geldes nur für Essen und Wohnen aus
12.12.2025

Steigende Lebenshaltungskosten: Haushalte in Deutschland wenden inzwischen mehr als die Hälfte ihres Geldes alleine für Wohnen und...

DWN
Politik
Politik Koalition verspricht sanierte Straßen und stabile Beiträge
12.12.2025

Im neuen Jahr sollen Millionen Menschen spürbar von Reformen profitieren. Bundeskanzler Merz und Vizekanzler Klingbeil versprechen...

DWN
Politik
Politik Wendet sich Brüssel vom Verbrenner-Aus ab, um die Industrie zu schützen?
12.12.2025

Das geplante Verbrenner-Aus stellt Europas Autobranche vor eine Zerreißprobe. Während der Absatz von Elektroautos in vielen EU-Ländern...