Deutschland

Bekennerschreiben, Gewaltaufrufe und Bombenbau: Linkes Online-Portal gilt nun als gesichert linksextrem

Neben Bekennerschreiben, Aktionsaufrufe sowie Adressen politischer Gegner wurde auf der linken Plattform "Indymedia" zu Gewalt oder gar Totschlag aufgerufen. Jetzt stuft der Verfassungsschutz das Portal als gesichert linksextrem ein.
07.06.2022 11:35
Aktualisiert: 07.06.2022 11:35
Lesezeit: 1 min
Bekennerschreiben, Gewaltaufrufe und Bombenbau: Linkes Online-Portal gilt nun als gesichert linksextrem
Vor dem Bundesverwaltungsgericht kam es 2020 zu Protesten mit mehreren hundert Teilnehmern, die sich gegen ein Verbot der Plattform "linksunten.indymedia.org" aussprachen. (Foto: dpa)

Der Verfassungsschutz beobachtet die Internet-Plattform "de.Indymedia" mittlerweile als gesichert linksextremistische Bestrebung. Das geht aus dem Jahresbericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz für 2021 hervor, der am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde. Der Inlandsgeheimdienst hatte die Plattform, auf der regelmäßig Bekennerschreiben, Gewalt- und Mordaufrufe sowie Adressen mutmaßlicher politischer Gegner veröffentlicht werden, vor rund zwei Jahren als Verdachtsfall im Bereich des Linksextremismus eingestuft. Zur Begründung führte die Kölner Behörde damals unter anderem an, dass nach Zusammenstößen zwischen Autonomen und der Polizei in Leipzig auf der Website versucht worden sei, die Gewalt zu rechtfertigen.

Im aktuellen Verfassungsschutzbericht heißt es nun, die "Moderationskollektive" der nach dem Prinzip des "Open-Posting" betriebenen Website löschten zwar Spam-Beiträge und Inhalte, die dort mutmaßlich "unter falscher Fahne" veröffentlicht wurden - etwa von Rechtsextremisten. Vereinzelt würden auch Beiträge mit linksextremistischem Hintergrund entfernt, "wenn diese eine erhebliche Gefährdung für Leib oder Leben von Menschen entfalten könnten", wie etwa Anleitungen für den Bau von Sprengsätzen. Zahlreiche Tatbekenntnisse zu erheblichen linksextremistischen Straftaten würden dagegen nicht entfernt.

Verfassungsschutz-Bericht: Indymedia eindeutig verfassungsfeindlich

"In der Gesamtschau lassen die nicht entfernten Beiträge auf 'de.indymedia' eindeutig eine verfassungsfeindliche Linie erkennen", heißt es in dem Bericht. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte im Januar 2020 das Verbot der Internet-Plattform "Linksunten.Indymedia" bestätigt, das 2017 vom damaligen Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ausgesprochen worden war. Laut Verfassungsschutz hatten sich die Aktivitäten nach dem Verbot von dieser Plattform hin zu "de.Indymedia" verlagert. 2020 klagten die mutmaßlichen Betreiber gegen das Verbot, doch das Bundesverwaltungsgericht gab nicht nach.

Bei einem Verdachtsfall gibt es bereits "hinreichend gewichtige tatsächliche Anhaltspunkte" für verfassungsfeindliche Bestrebungen. Das bedeutet, dass der Geheimdienst personenbezogene Daten auswerten und speichern kann. Unter strengen Voraussetzungen können auch nachrichtendienstliche Mittel eingesetzt, also heimlich Informationen beschafft, werden. Erhärtet sich der Verdacht, wird eine Gruppierung als gesichert extremistische Bestrebung eingestuft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wirtschaftsmodell zerbricht, Polen rückt vor
25.04.2025

Deutschlands Wirtschaftsmaschinerie galt jahrzehntelang als unaufhaltsam. Doch wie Dr. Krzysztof Mazur im Gespräch mit Polityka...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China im Handelskrieg: Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor
25.04.2025

Chinas Führung bereitet sich inmitten des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA auf mögliche Härtefälle vor. In einer Sitzung des...