Politik

Venezuela vertieft Zusammenarbeit mit Iran und Türkei

Das südamerikanische Land löst sich aus der internationalen Isolation, der türkische Präsident kritisiert die gegen Caracas erlassenen US-Sanktionen.
13.06.2022 11:51
Aktualisiert: 13.06.2022 11:51
Lesezeit: 2 min
Venezuela vertieft Zusammenarbeit mit Iran und Türkei
2018: der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan beim Staatsbesuch in Venezuela- (Foto: dpa) Foto: Boris Vergara

Venezuela baut seine Beziehungen zur Türkei und zum Iran aus: Bei einem Besuch des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro im Iran haben sich die beiden Länder auf einen Ausbau der Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen geeinigt. Die Kooperationsvereinbarung für die kommenden 20 Jahre wurde am Samstag in Teheran von den Außenministern der beiden Staaten unterzeichnet, wie in einem Video zu sehen war, das Venezuelas Präsidialamt auf Twitter veröffentlichte. «Ich glaube, dass zwischen uns beiden eine unzerstörbare Freundschaft für die Zukunft unserer Völker wachsen wird», sagte Maduro anschließend an den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi gerichtet.

Dieser sprach von strategischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Nach Angaben beider Regierungschefs soll die Zusammenarbeit unter anderem in den Bereichen Energie, Finanzen, Verteidigung, Lebensmittelproduktion und Tourismus vertieft werden. Beide betonten außerdem mit Blick auf die von den USA erlassenen Sanktionen gegen ihre Länder, gegen die «Aggressionen des Imperialismus» Widerstand zu leisten.

Beide Erdöl-Förderländer sind mit Sanktionen der USA und der Europäischen Union belegt. Der Iran gehört zu den engsten Verbündeten der Regierung Maduros, der die USA und andere Länder die Legitimität absprechen.

Venezuela steckt wegen der Sanktionen und der im Land grassierenden Korruption seit Jahren in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. Es fehlt an Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff - obwohl das südamerikanische Land über die größten Ölreserven der Welt verfügt. Die iranische Regierung erklärte sich solidarisch mit Venezuela und schickte zwischenzeitlich mehrere Öltanker und Frachter mit Lebensmitteln. Vor knapp zwei Jahren konfiszierten die USA vier Tanker mit iranischem Öl für Venezuela. Venezuela wiederum nahm mutmaßliche US-Söldnern im Land fest.

Erdogan kritisiert US-Sanktionen

Die Türkei und Venezuela haben sich auf einen Ausbau der Beziehungen verständigt. In Ankara unterzeichneten Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein venezolanischer Amtskollege Nicolás Maduro am Mittwochabend mehrere Abkommen. Beide Seiten betonten die Bedeutung der bilateralen Beziehungen, Maduro nannte Erdogan in einem Tweet seinen „Bruder“. Der türkische Präsident verurteilte in einem auf Spanisch verfassten Tweet die „einseitigen“ Sanktionen der USA gegen Venezuela. Die USA haben eine ganze Reihe von Sanktionen gegen die Maduro-Regierung verhängt.

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erhielt das südamerikanische Land humanitäre Hilfe von der Türkei, China, Russland und internationalen Organisationen wie den UN und dem Roten Kreuz.

Biden lockert Sanktionen

Zuletzt hatte die Biden-Administration einige Sanktionen gelockert, insbesondere gegen den venezolanischen Ölkonzern PDVSA. Denn die Spritpreise explodieren und Biden bemüht sich deswegen darum, das Angebot auszuweiten - nun bald offenbar auch mit venezolanischem Erdöl.

Auch der 2019 von der Trump-Administration zum Gegenpräsidenten aufgebaute Juan Guaidó spielt kaum noch eine Rolle in Venezuela. Zwar erhielt Guaidó zunächst viel Unterstützung aus dem westlichen Ausland - die Bundesregierung erkannte in ihm sogar den rechtmäßigen Präsidenten - in Venezuela selbst konnte er sich aber nie durchsetzen. Zuletzt verlor er auch in seiner Heimat deutlich an Rückhalt. Auch die USA erkennen Guaidó weiterhin als demokratisch gewählten Präsidenten der Nationalversammlung und Übergangsstaatschef an, wie das Weiße Haus erst am Mittwoch nach einem Telefonat zwischen ihm und US-Präsident Joe Biden bekräftigte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik Ultimatum statt Diplomatie: Moskaus Bedingungen für einen Friedensvertrag
03.06.2025

Russland hat nach tagelangen Forderungen nun sein Memorandum für eine Beendigung des Krieges in der Ukraine veröffentlicht. Im Grunde...

DWN
Technologie
Technologie Toyota hebt ab – Autobauer setzt auf Flugtaxi-Revolution in den USA
03.06.2025

Mitten in der Krise der deutschen Flugtaxi-Pioniere investiert Toyota hunderte Millionen in ein US-Start-up – und setzt auf eine Zukunft...

DWN
Politik
Politik Iran kurz vor der Atombombe – und der Westen schaut zu
03.06.2025

Trotz internationaler Warnungen treibt der Iran sein Atomprogramm unbeirrt voran – mit Uranmengen, die für den Bau mehrerer Bomben...

DWN
Politik
Politik Rechtsruck in Polen – schlechte Aussichten für Berlin?
02.06.2025

Polen hat einen neuen Präsidenten – und der Wahlausgang sorgt europaweit für Nervosität. Welche Folgen hat der Rechtsruck für Tusk,...

DWN
Politik
Politik Trump zieht Investoren ab – Europa droht der Ausverkauf
02.06.2025

Donald Trump lockt mit Milliarden und Zöllen Investoren zurück in die USA – Europa verliert an Boden. Bricht der alte Kontinent im...

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Biontech-Aktie hebt ab: Milliardenkooperation mit US-Pharmaunternehmen
02.06.2025

Die Biontech-Aktie erhält neuen Aufwind: Eine milliardenschwere Allianz mit Bristol-Myers Squibb weckt Hoffnung bei Anlegern und...