Wir dürfen uns freuen. Endlich ist sie da: Die von uns allen erwartete Zinswende!
Ist das möglich? ... Sollten Europas Währungshüter wirklich zur Vernunft gekommen sein?
Nun, nach elf Jahren schickt sich die Europäische Zentralbank (EZB) tatsächlich an, zum allerersten Mal wieder die Zinsen zu erhöhen, und zwar um 25 Basispunkte. Aber: Das entspricht - und jetzt halten Sie sich fest – gerade mal 0,25 Prozent. Kein Witz! Allzu sehr jubeln dürfen wir also doch nicht. Verdeutlicht diese Verzweiflungstat doch nur zu deutlich, wie rat- und planlos die Währungshüter in Frankfurt sind.
Sie haben nämlich weder der historisch hohen Inflation noch den aktuellen Krisen etwas entgegenzusetzen. Ihre Munition haben sie in den vergangenen Jahren komplett verschossen. Die Finanzkrise, die Eurokrise und zuletzt die Coronakrise: Diese Ereignisse haben Christine Lagarde und ihre – angeblichen - Experten immer weiter in die Ecke gedrängt (was die Banker nicht davon abgehalten hat, auch Nebenkriegsschauplätze zu beackern, vor allem die grüne Transformation mit dem Green Deal). Die Antworten auf jeder der genannten Krisen waren immer die gleichen: Gelddrucken und Zinssenkungen. Die Klaviatur wurde ins Extreme inflationär ausgespielt. Mit dem Ergebnis: Durch das stetige Gelddrucken hat sich die Bilanz der EZB auf gigantische 8,81 Billionen Euro aufgebläht, was nicht weniger als circa 84 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) der Eurozone entspricht.
Das Resultat ist zum einen eine historisch hohe Inflationsrate von 8,1 Prozent in der Eurozone, zum anderen der – schwere zu glaubende, aber wahre Fakt - dass 40 Prozent der Staatsschulden in der Bilanz der EZB liegen. Parallel haben sich die Regierungen bis zur Halskrause verschuldet und benötigen die Geldentwertung, ja, sehnen sie geradezu herbei, um ihre Schulden wegzuinflationieren - auf Kosten der Bürger natürlich. Denn die sind es, die die Zeche zahlen – ihnen nimmt die EZB durch ihre verfehlte Politik immer weiter, immer mehr. Hand in Hand mit der Bilanz der EZB ist die Vermögenspreisblase in den vergangenen Jahren gestiegen: Aktien, Oldtimer, Kunstwerke, Immobilien, usw.: Ihr Wert ist immer weiter angeschwollen. Jedenfalls auf dem Papier (im wahrsten Sinne des Wortes!) – doch in echt handelt es sich bei den gestiegenen Werten lediglich um einen Wertverlust des Geldes. Wer sich zum Beispiel vor zehn Jahren eine Immobilie gekauft hat, bekommt nun doppelt so viele bunte Papierscheine für sein Objekt - ob renoviert oder nicht. Und das, obwohl die Immobilie weder auf die doppelte Größe angewachsen ist, noch die Größe des Grundstücks sich verdoppelt hat. Nein, passiert ist lediglich dies: Die Kaufkraft der Papierscheine der EZB haben sich im Wert halbiert, und wir alle haben de facto entsprechend diesem Wert an Kaufkraft verloren. Fakt ist: Seit Einführung des Euros im Jahr 2001 hat der Euro laut Statistischem Bundesamt etwas über 35 Prozent an Kaufkraft verloren. Betrachtet man aber einen objektiveren Gegenwert, zum Beispiel den Goldpreis, beträgt der Kaufkraftverlust rund 90 Prozent. Wirklich, wird so mancher fragen? Ja, lautet die Antwort, denn bei der Berechnung der Inflation muss man auch Immobilienpreise, den Preis von Aktien, usw. miteinberechnen. Die EZB hat damit planwirtschaftlich und sozialistisch organisiert die Reichen reicher gemacht und die Mittelschicht ärmer. Wir haben nichts anderes gesehen, als den von mir schon vor geraumer Zeit prognostizierten größten Vermögenstransfer in der Geschichte der Menschheit, und zwar von unten, von der Mitte und von oben nach ganz, ganz weit oben in die Hände einiger weniger. Das ist der Cantillon-Effekt, der leider wie geschmiert funktioniert (der Cantillon-Effekt besagt, dass von einer Erhöhung der Geldmenge nicht alle Akteure profitieren, aber alle Akteure die Kosten mittragen müssen, die durch die Geldmengen-Erhöhung ausgelöst wird. Von der Geldflut der vergangenen Jahre haben neben den Reichen vor allem die Finanzwirtschaft und die Zombie-Unternehmen profitiert – ausbaden müssen sie jedoch alle, also auch die solide wirtschaftenden Unternehmen und die Bürger - Anm. d. Red.). Die geradezu lächerlich anmutende Zinserhöhung der EZB, die zaghaft und unsicher wirkt, wird weder der Inflationsrate in Höhe von 8,1 Prozent noch der gigantischen Schuldenlast gerecht.
Die nächste Krise ist schon vorprogrammiert!
Wie immer, hat die EZB zu spät und zu wenig reagiert. Wobei sie die Zinsen mittlerweile auch gar nicht mehr spürbar erhöhen kann, da sonst die Südstaaten Europas der Reihe nach umkippen würden.
Die EZB steckt in einer Zwickmühle: Zwischen der Bekämpfung der Inflation auf der einen Seite sowie der Rettung der Südstaaten und des Euro auf der anderen. Alles zusammen geht nicht. Mit anderen Worten: Es bahnt sich schon die nächste große Krise an. Ein Blick auf die Staatsanleihen im Euroraum verdeutlicht das Dilemma: Schon jetzt klaffen die Koste der einzelnen Länder weit auseinander. Nur ein Beispiel: Italien muss aktuell 2,5 Prozent mehr Zinsen am Kapitalmarkt für neue Schulden berappen als Deutschland. Hört sich vielleicht gar nicht so viel an, aber: Für ein Land mit einer Schuldenquote von nahezu 150 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist jeder Prozentpunkt schmerzhaft.
Die EZB befindet sich im Endspiel
In Deutschland sehen wir uns mit einer Inflationsrate von 7,9 Prozent konfrontiert - ein 50-Jahreshoch (zur Verdeutlichung: Damals war Willy Brandt noch Kanzler!). Dies alles auf den Krieg in der Ukraine zu schieben, ist eine billige Ausrede. Schon vor Ausbruch der Kämpfe betrug die Teuerungsrate deutlich über fünf Prozent.
Im obigen Chart kann man gut erkennen, wie hohe Inflationsraten in der Vergangenheit mit steigenden Zinsen bekämpft wurden.
Dieses Mal hat die EZB das Problem, dass ihr Spielraum – wie geschildert – deutlich eingeschränkt ist. Aber das ist nicht das einzige Problem: Wir haben darüber hinaus:
- einen Krieg in Europa
- die Kollateralschäden der Corona-Krise (zum Beispiel zerstörte Lieferketten)
- ein China, dass einen Lockdown nach dem anderen durchführt und einer Rezession entgegengeht
- eine Energiekrise (die, nebenbei bemerkt, unsere Entscheidungsträger durch ihre völlig fehlgeleitete Energiewende teilweise selbst verursacht haben)
All diese Faktoren zusammengenommen sprechen für eine Krise. Und zwar eine große Krise.
Also muss sich die EZU nun entscheiden zwischen zwei Optionen - zwischen Pest und Cholera:
- Sie kann die Inflation bekämpfen - was bedeutet, dass die südlichen Zombiestaaten in den Bankrott gehen und das Währungsexperiment Euro beendet ist
- Sie kann weiter auf eine Politik des billigen Geldes setzten - was bedeutet, dass die die Zombiestaaten (zumindest vorübergehend) gerettet werden und aller Voraussicht nach eine Hyperinflation eintritt.
Egal, wie man es dreht und wendet, beide Optionen führen zum gleichen Ergebnis: Dem Ende des Euros!