Die Ölpreise haben am Mittwoch deutlich nachgegeben und sind auf die tiefsten Stände seit rund einem Monat gefallen. Am Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 109,56 US-Dollar. Das waren 5,12 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 5,48 Dollar auf 104,04 Dollar.
Am Markt wurde die zunehmende Rezessionsangst als Grund für die Preisabschläge bei Rohöl genannt. Ein Auslöser ist der entschlossene Kampf vieler Zentralbanken gegen die hohe Inflation. Im Fokus steht die US-Notenbank Fed, die ihre Geldpolitik zuletzt mit einer ungewöhnlich deutlichen Zinsanhebung um 0,75 Punkte gestrafft hat.
Zur Wochenmitte absolviert Fed-Chef Jerome Powell seinen regelmäßigen Auftritt vor dem US-Senat. Auch Bundesfinanzminister Christian Linder zeigt sich besorgt: "Es besteht die Gefahr einer sehr ernstzunehmenden Wirtschaftskrise aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise, aufgrund der Lieferketten-Probleme, aufgrund auch der Inflation."
Commerzbank Analyst Carsten Fritsch verweist zudem auf das am Donnerstag anstehende Treffen von US-Präsident Joe Biden mit Vertretern der US-Ölindustrie. Biden hatte den Raffinerien in der vergangenen Woche vorgeworfen, zu wenig Benzin zu produzieren. "Offenbar geht eine Reihe von Marktteilnehmern davon aus, dass sich die Ölindustrie gefügig zeigen und das Benzinangebot deutlich ausweiten wird", schreibt Fritsch. Allerdings dürfte dies aufgrund begrenzter freier Verarbeitungskapazitäten kaum möglich sein.
Trotz der jüngsten Abschläge bewegen sich die Ölpreise auf hohem Niveau. Aktuell liegen sie gut 40 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Hauptgründe sind der Krieg Russlands gegen die Ukraine und scharfe Sanktionen überwiegend westlicher Länder. Russland ist einer der weltgrößten Öllieferanten.