Politik

Monti triumphiert: Nach dem Fussball noch ein Sieg gegen Deutschland

Mario Monti freut sich nach dem Fußball bei der EM (1:2 aus deutscher Sicht) über einen weiteren Erfolg gegen die Deutschen. Der Gipfel habe den Weg für Eurobonds geebnet, sagte Monti in einer ersten Reaktion.
29.06.2012 10:34
Lesezeit: 1 min

Aktuell: EU-Gipfel – Sieg der Südstaaten ist Pyrrhus-Sieg für Europa

Eigentlich sollte der im Vorhinein zwischen Angela Merkel, Francois Hollande, Mario Monti und Mariano Rajoy ausgehandelte, 120 Milliarden Euro schwere Wachstumspakt schnell am Donnerstag beschlossen werden. Doch Mario Monti, mit Unterstützung von Mariano Rajoy, wollte erst grünes Licht für den Pakt geben, wenn Deutschland Sofortmaßnahmen für die beiden Länder zustimmen würde. „Die Idee, die dahinter steckt, ist nicht zu blockieren, sondern die Diskussion in eine andere Richtung zu lenken“, sagte ein italienischer Diplomat am Donnerstagabend.

„Sie haben die ganze Sache in Geiselhaft genommen“, berichtete ein anderer Diplomat. Monti und Rajoy wollten ganz klare Zusagen für das Eingreifen des Rettungsfonds und der EZB am Staatsanleihenmarkt. Angela Merkel sagte daraufhin, eine solche Methode – wie sie Italien und Spanien anwendeten – drohe, den ganzen Gipfel entgleisen zu lassen. „Es wurde richtig angespannt“, beurteilte ein hochrangiger EU-Beamter gegenüber der FT die Situation.

Auch wenn der Wachstumspakt nicht mehr ist als eine Art Verschiebung von Geld in andere Ausgabenbereiche, war es eine zentrale Forderung des französischen Präsidenten, die er bereits in seinem Wahlkampf immer wieder deutlich machte. Aber Francois Hollande, der kurz vor dem Gipfel auch ein kurzes Treffen mit Mario Monti hatte, wollte auch kurzfristige Maßnahmen zur Stabilisierung der Eurozone. Beides war für ihn entscheidend: Mit dem Wachstumspakt und Maßnahmen zur Stabilisierung der Finanzmärkte will er die Ratifizierung des Fiskalpaktes im eigenen Land rechtfertigen.

Die Entscheidungen am frühen Freitagmorgen haben Mario Montis Taktik Recht gegeben. Sowohl eine Direkthilfe für Banken über den ESM, als auch der Kauf von Staatsanleihen über den Rettungsfonds und die Finanzhilfe ohne strenge Sparauflagen für Länder, die sich an die Vorgaben der EU-Kommission halten (mehr hier) sind vereinbart. Am Morgen zeigte sich der italienische Premier auch mit Blick auf den Erfolg der italienischen Fußballmannschaft entsprechend stolz, „Es ist eine doppelte Befriedigung für Italien“.

Nach Mario Montis Überzeugung sei nun auch der Weg für gemeinschaftliche Anleihen geebnet. Zwar hat sich Angela Merkel in dieser Angelegenheit klar dagegen ausgesprochen, als sie sagte, es werde keine Eurobonds geben, solange ich lebe“, aber ganz abwegig ist Mario Montis Äußerung nicht, hatte doch sogar Wolfgang Schäubles am Donnerstag eine Vergemeinschaftung der Schulden nicht mehr ausgeschlossen (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Tesla-Aktie stürzt ab: Miese Tesla-Auslieferungen belasten - was das für den Tesla-Kurs bedeutet
02.04.2025

Die weltweiten Auslieferungen des US-Autobauers Tesla sind im vergangenen Quartal um 13 Prozent auf 336.681 Fahrzeuge zurückgegangen....

DWN
Panorama
Panorama Polizei: Kriminalstatistik 2024 mit dramatischen Zahlen - immer mehr Gewalt- und Sexualdelikte
02.04.2025

Die Kriminalstatistik der Polizei offenbart ein besorgniserregendes Bild: Die Zahl der erfassten Gewalttaten ist 2024 um 1,5 Prozent...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump-Zölle könnten Preiskarussell, Zinserhöhungen und Insolvenzen anheizen - die EU bereitet sich vor
02.04.2025

Die Regierungen weltweit bereiten sich auf die massive Einführung von Zöllen durch US-Präsident Donald Trump vor, die, so sein Plan, am...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes-Benz erwägt Ausstieg aus dem Billigsegment in den USA aufgrund von Trump-Zöllen
02.04.2025

Die Mercedes-Benz Group prüft derzeit, ob sie ihre günstigsten Fahrzeugmodelle in den USA aus dem Sortiment nimmt. Hintergrund sind die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Volatile Märkte vor Trumps Zollerklärung
02.04.2025

Die US-Börsen dürften überwiegend mit Verlusten in den Mittwochshandel starten, vorbörslich stecken die Technologieindizes an der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWS-Aktie unter Druck: Deutsche-Bank-Tochter muss Millionenstrafe wegen Greenwashing zahlen
02.04.2025

Die DWS, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, wurde in Deutschland zu einer Millionenstrafe wegen "Greenwashing"-Vorwürfen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kurzarbeit auf Rekordhoch: Kritik an Verlängerung des Kurzarbeitergeldes wächst
02.04.2025

Die Wirtschaft steckt fest in einer Strukturkrise: seit 5 Jahren kein Wachstum. Die Folge: Immer mehr Unternehmen bauen Stellen ganz ab...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Verbände fordern dringenden Kurswechsel der Koalition
02.04.2025

Bitte kein "Weiter-so"! Mit Unmut blicken deutsche Wirtschafts- und Industrieverbände auf das, was die noch namenlose Koalition aus Union...