Deutschland

Trotz Energiekrise: Ausbau der Windkraft geht nur schleppend voran

Der Ausbau der Windkraft an Land ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ins Stocken geraten.
06.07.2022 22:11
Aktualisiert: 06.07.2022 22:11
Lesezeit: 1 min
Trotz Energiekrise: Ausbau der Windkraft geht nur schleppend voran
In Bayern könnten nach Einschätzung der Branche deutlich mehr Windräder gebaut werden. (Foto: dpa) Foto: Daniel Karmann

Rückläufiger Trend: Der Ausbau der Windkraft an Land geht in Deutschland nur schleppend voran. Dabei zeigen sich zwischen den einzelnen Bundesländern große Unterschiede. Während in Bayern im ersten Halbjahr 2022 nur vier und in Sachsen zwei Windräder genehmigt wurden, waren es in Nordrhein-Westfalen 79. Damit liegt das Bundesland vor den Küstenländern Schleswig-Holstein mit 61 und Niedersachsen mit 57 an der Spitze der genehmigten Verfahren.

In ganz Deutschland wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 311 Windkraftanlagen genehmigt. Das ist im Vergleich zum ersten Halbjahr des vergangenen Jahres ein Rückschritt von zehn Windkraftanlagen. Und: In den Jahren 2014 und 2015 wurden bis zu dreimal so viele Genehmigungen erteilt.

Um aber die Einhaltung der Klimaziele zu erreichen, geht Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, davon aus, dass jährlich zwischen 1500 und 2000 Windräder errichtet werden müssen. Und auch der Wirtschaftsverband Windkraftwerke e.V. (WVW) schlägt Alarm. „Die Zahl der Genehmigungen und der in Betrieb genommenen Windenergieanlagen bleiben unverändert auf einem viel zu niedrigen Niveau“, so der Verband.

Dass es in Bayern so wenige sind, hängt laut Aussage des bayerischen Umweltministeriums mit den „Akzeptanzproblemen in der Bevölkerung“ zusammen. Zudem gebe es eine geringe Nutzung gemeindlicher Bauleitverfahren zur Unterschreitung der 10H-Abstandsregel. Diese besagt, dass ein Abstand zwischen Windrad und Wohnhäusern liegen muss, der dem zehnfachen der Höhe des Windrades entspricht.

Während Kritiker bemängeln, dass durch diese Regelung der Windkraftausbau fast zum Erliegen gekommen sei, hofft der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), dass Bayern mit dem geplanten Wind-an-Land Gesetz gezwungen werden kann, seinen Beitrag zum Erneuerbaren-Ausbau zu leisten.

Der Experte für regenerative Energien, Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, kritisiert, dass Länder wie Bayern oder Sachsen den Ausbau der Windkraft blockieren und meint: „Wenn wir nicht weiter Erdgas und Erdöl aus fragwürdigen Staaten importieren wollen, muss die Blockadepolitik bei allen Ländern und Kommunen aufhören.“

Die Bundesregierung will jetzt erstmals mit dem neu geplanten Gesetz verbindliche Flächenziele für die einzelnen Bundesländer festlegen. Dabei müssen alle Länder einen Beitrag leisten, um in der Summe auf eine Flächenausweisung in der Höhe von zwei Prozent der Bundesfläche für die Windenergie an Land zu kommen.

Und auch der WVW warnt. „Wer jetzt den Ausbau der Erneuerbaren Energie nicht radikal voranbringt, gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland und den sozialen Frieden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Shein, Temu & Co. betroffen: EU erhöht Kosten für Billigpakete aus Drittstaaten
12.12.2025

Um die Flut günstiger Online-Pakete aus Ländern wie China einzudämmen, beschließt die EU eine neue Importabgabe. Ab Juli 2026 sollen...

DWN
Politik
Politik Regierung reagiert auf Cyberangriffe: Russlands Botschafter einbestellt
12.12.2025

Nach einer Reihe hybrider Angriffe, darunter Falschnachrichten, manipulierte Videos und eine Hacker-Attacke, hat die Bundesregierung...