Technologie

Pentagon-Programm lässt Satelliten mit aerodynamischem Eigenantrieb bauen

Lesezeit: 2 min
30.07.2022 09:03
Der Verzicht auf Treibstoff könnte eine effektivere Nutzung der Satelliten für militärische Zwecke ermöglichen.
Pentagon-Programm lässt Satelliten mit aerodynamischem Eigenantrieb bauen
Amerikas Verteidigungsminister Lloyd Austin. (Foto: dpa)

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Ein vom US-Verteidigungsministerium finanziertes Satelliten-Programm ermöglicht es Satelliten ohne Treibstoff, einzig mittels beweglicher Solarpaneelen, durch die erdnahe Umlaufbahn zu navigieren. Die an den Satelliten befestigten Paneelen erlauben es dem neuen Kleinsatelliten-Typus, von den besonderen atmosphärischen Bedingungen im erdnahen Orbit Gebrauch zu machen und den dortigen Luftwiderstand als eine Art Antrieb zu nutzen.

Gebaut wurden die drei Kleinsatelliten, die diese neuartige aerodynamische Antriebsform kürzlich erfolgreich demonstrierten, von der Boeing-Tochterunternehmen Millennium Space Systems. Finanziert wird das 2015 gestartete Programm mit dem Namen „RED EYE“ von der Pentagon-Behörde Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA). Neben der Navigation per Eigenantrieb hätten die Satelliten auch die Fähigkeit bewiesen, über Funk miteinander zu kommunizieren sowie Daten auf einem fortgeschrittenen Niveau zu verarbeiten, wie das Unternehmen vermeldet.

Start der Satelliten von der ISS war keine Selbstverständlichkeit

Doug Hulse, „RED EYE“-Programmmanager bei Millennium Space Systems, erklärte dazu gegenüber US-Medienvertretern: „Unser Team hat eine Methode entwickelt, um den Abstand der Satelliten in unserer Konstellation allein durch den aerodynamischen Widerstand ihrer Solaranlage zu steuern. Also ohne jeglichen Antrieb und nur durch Modulation unseres Widerstandsprofils. Da wir uns in einer erdnahen Umlaufbahn befinden, gibt es einen gewissen Luftwiderstand.“

Er betonte, dass die Boeing-Tochter als Hauptauftragnehmer nicht nur für das Design, sondern auch für die Steuerung und den Betrieb der Satelliten vom Boden aus zuständig gewesen sei. Dabei habe das Fehlen eines Antriebssystems es dem Team ermöglicht, die Satelliten von der ISS aus zu starten – keine Selbstverständlichkeit, zumal die Sicherheitsvorkehrungen der ISS das Mitbringen von leicht entzündlichem Treibstoff an Bord für gewöhnlich nicht gutheißen.

Treibstoff-Verzicht schafft mehr Raum für Gebrauch von KI-Technologien

So jedoch würde auf den Satelliten laut Hulse wieder mehr Platz für zusätzliche Verarbeitungs- und Berechnungsfunktionen frei. Diese könnten laut einem Bericht des US-Verteidigungsportals „Defense One“ eine wichtige Rolle bei der Umwandlung von Sensordaten in verwertbare Informationen spielen und so „echte Hinweise auf die Aktivitäten und Absichten des Gegners durch computerintensive Anwendungen wie künstliche Intelligenz“ liefern.

„Ich denke, eine der wichtigsten Technologien, die uns das Red-Eye-Programm gezeigt hat, war die fortschrittliche Echtzeit-Verarbeitung an Bord“, bestätigt auch Hulse. Er sei zudem der Ansicht, „dass KI-Anwendungen für diese Art von Prozessor und diesen Ansatz der erweiterten Verarbeitung absolut in Frage kommen.“

Russischer Krieg zeigt: Mithilfe von KI ausgewertete Satellitenbilder allein helfen wenig

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine spielen mit KI-Technologien ausgerüstete Satelliten besonders im Hinblick auf die Beobachtung von gegnerischen Truppenbewegungen eine gewichtige Rolle. Sogar Monate vor dem Beginn der russischen Invasion lieferten Satellitenbilder so wiederholt Hinweise auf erhöhte militärische Aktivität Moskaus in Nähe der ukrainischen Grenze. Das beweist aber auch: Selbst mithilfe von KI ausgewertete Satellitenbilder helfen wenig, wenn die Bereitschaft fehlt, sie entsprechend zu deuten.


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