Wirtschaft

Ungarn erlaubt Firmen Steuerzahlungen in Euro und Dollar

Ungarn will Firmen Steuerzahlungen auch in Euro und Dollar erlauben. Hintergrund ist der harte Kurs der EU, der dem Land wirtschaftliche Problem gebracht hat.
30.07.2022 13:05
Lesezeit: 1 min

Ungarn will angesichts der zunehmenden Abwertung seiner Landeswährung Firmensteuern auch in Euro und Dollar akzeptieren und könnte damit seine Devisenreserven aufbessern. Finanzminister Mihaly Varga warb am Samstag auf Facebook damit, dass Unternehmen mit Umsätzen in ausländischen Währungen auf diese Weise die Buchhaltung vereinfachen könnten.

Der Forint hat in den vergangenen Monaten seine Talfahrt fortgesetzt, womit sich Importe für Ungarn tendenziell weiter verteuern. Unter anderem hatte der Streit Ungarns mit der EU über Finanzhilfen dem Kurs zugesetzt. Ungarn leidet auch und einer hohen Inflationsrate.

Bereits im Juni hatte Tschechien angekündigt, ab 2024 seinen Unternehmen Steuerzahlungen in Euro erlauben zu wollen. Finanzminister Zbynek Stanjura sagte damals der Nachrichtenagentur Reuters, dies könnte auch dazu führen, dass das Land mehr Anleihen in der Gemeinschaftswährung begebe.

Der Analyst David Nemeth von der K&H Bank erklärte zu den ungarischen Plänen, Firmen könnten damit Umtauschgebühren sparen. "Wahrscheinlich will die Regierung auch die Devisenreserven erhöhen", sagte er. Selbst wenn es im Herbst zu einer Einigung mit der EU im Streit über Menschenrechte und demokratische Standards kommen sollte, dürften bis Jahresende keine nennenswerten EU-Gelder zur Verfügung stehen.

"Das ist eine einfache Möglichkeit, an Devisen zu gelangen, ohne dafür Anleihen in Fremdwährungen ausgeben zu müssen", sagte Nemeth. Mit diesen Devisen könnten dann auch entsprechende, bereits laufende Staatsanleihen bedient werden.

Ungarn und Tschechien gehören zu den acht EU-Mitgliedern, die nicht den Euro eingeführt haben. Sie peilen dafür bislang auch keinen konkreten Termin an. Die Zulassung von Steuerzahlungen in Euro würde Experten zufolge beide Länder trotzdem stärker in die Euro-Zone einbinden.

"Wenn immer mehr Marktteilnehmer nur noch den Euro benötigen, wird die Bedeutung des Forint abnehmen", sagte Nemeth zu den konkreten Folgen für Ungarn. "Das bedeutet auch eine Annäherung an die Euro-Zone, ohne den Euro einzuführen." Die Volkswirtschaften beider Staaten sind auf den Export ausgerichtet, der von schwachen Landeswährungen tendenziell profitiert. In Ungarn befinden sich etwa Werke deutscher Autohersteller.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hilfsarbeitskraft: Deutschlands unterschätzte Welle zur Rettung bei Fachkräftemangel
23.12.2025

Die Krise im deutschen Mittelstand ist real: Der Fachkräftemangel lähmt das Wachstum. Die strategische Antwort darauf ist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden 2025: Finanzsektor glänzt, Autobauer kürzen massiv
23.12.2025

Während die Autobranche unter Druck steht, feiern Banken und Versicherer Rekordzahlen. Für deutsche Aktionäre bedeutet das ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold und Silber auf Rekordkurs: Edelmetalle profitieren von Zinserwartungen und Geopolitik
23.12.2025

Edelmetalle rücken erneut in den Fokus der Finanzmärkte und markieren ungewöhnliche Preisbewegungen in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Politik
Politik Mike Pompeo über China und Russland: Die wahre Bedrohung für den Westen
23.12.2025

Der frühere US-Außenminister Mike Pompeo entwirft ein Bild globaler Machtverschiebungen, in dem Abschreckung und strategische Klarheit...