Der Immobilienmarkt bröckelt – das von vielen Analysten wegen der Zinswende beschworene Platzen der Immobilien-Blase scheint bevorzustehen. Unter Interessenten macht sich eine gewisse Zurückhaltung breit. „Häuser erhalten jetzt ein bis drei Angebote, verglichen mit fünf bis 10 vor zwei Monaten und 25 bis 30 vor sechs Monaten“, kommentiert ein Redfin-Immobilienmakler in Nashville. Inzwischen würden die Verkaufspreise selbst in den bislang heißesten Märkten um bis zu 20.000 Dollar reduziert.
Das Problem ist vor allem die Kauf-Nachfrage. Immobilien-Konzerne, Institutionelle Käufer und professionelle Spekulanten halten sich im aktuellen Umfeld zurück und wer privat für den Eigenbedarf kaufen will, kann sich das wegen steigender Hypothekenzinsen und der schmerzhaften Kaufkraftverluste durch die hohe Inflation kaum mehr leisten.
Bürger können sich kein Haus mehr leisten
Ein Großteil aller Hauskäufe ist schuldenfinanziert (Eigenanteil meist zwischen 10 und 20 Prozent der Kaufsumme) und diese Finanzierungskosten steigen dramatisch an. Die durchschnittlichen Hypothekenzinsen liegen in den USA inzwischen bei 5,6 Prozent, nachdem sie zu Jahresbeginn noch um die Marke von 3 Prozent geschwankt hatten. Die Verdoppelung der Zinskosten gilt selbstverständlich auch für Anschlussfinanzierungen. Die wenigsten dürften finanziell auf diese Situation vorbereitet sein.
Wer das Glück hatte, sich den Hauskauf zu historisch niedrigen Hypothekenzinsen zu finanzieren, der ist davon nicht betroffen – sofern diese Person die Schulden bereits getilgt hat oder die Zinsen über einen langen Zeitraum festgeschrieben hat. Alle anderen müssen nunmehr doppelt so viel oder noch mehr Zinsen bezahlen. Eine erhebliche Belastung, die sich bei weitem nicht jeder aus der Mittelschicht leisten kann. Aber es kommt noch schlimmer: Durch die regide Finanzaufsicht innerhalb der Banken drohen auch bei vermögenden Kunden Zahlungsausfälle. Was passiert dann mit der hochangepriesenen, eigenen Immobilie?