Wirtschaft

Mercedes baut mit Weltmarktführer aus China große Batteriezellen-Fabrik auf

Zusammen mit Mercedes wird der weltgrößte Batteriezellen-Hersteller aus China in Ungarn eine große Produktionsanlage aufbauen.
12.08.2022 13:41
Aktualisiert: 12.08.2022 13:41
Lesezeit: 2 min

Der Autobauer Mercedes-Benz hat sich weitere Mengen an Elektroauto-Batterien durch eine Investition in ein neues Werk des weltgrößten Batteriezellherstellers CATL aus China gesichert. Im ostungarischen Debrecen sollen 7,3 Milliarden Euro investiert und ein Werk mit der jährlichen Akku-Kapazität von 100 Gigawattstunden (GWh) errichtet werden, wie CATL am Freitag mitteilte. Erster und zunächst größter Partner wird der deutsche Dax-Konzern, der damit seine eigenen Bemühungen in der Batteriefertigung ausbaut.

Wie viel die Stuttgarter zu den Investitionen beisteuern und wie viel an Batteriekapazität sie sich damit sichern, verrieten die Unternehmen nicht. Allerdings ist das Vorhaben Teil der Mercedes-Bestrebungen, sich bis zum Ende des Jahrzehnts zusammen mit Partnern in acht Werken 200 GWh an Batteriekapazität jährlich zu sichern, um die eigenen Elektroautos damit zu bestücken. Mercedes will bis 2030 in der Lage sein, nur noch vollelektrisch angetriebene Mercedes-Benz-Pkw zu verkaufen, wo immer es die Marktbedingungen zulassen. 200 GWh würden rechnerisch für 2,5 Millionen Mercedes EQC-Modelle mit jeweils 80 Kilowattstunden (kWh) Stromspeicher reichen. Eine Partnerschaft mit CATL (Contemporary Amperex Technology) besteht den Angaben zufolge seit August 2020.

Mercedes-Entwicklungschef Markus Schäfer sprach von einem "Meilenstein für den Hochlauf" der eigenen Elektroauto-Produktion. Mercedes hatte sich auch bereits an der Batterieallianz ACC der Opel-Mutter Stellantis (Peugeot, Citroen, Fiat, Chrysler, Jeep) und des französischen Energiemultis Totalenergies beteiligt, um den großen Bedarf an Batterien zu decken. Ab Mitte des Jahrzehnts soll ACC Mercedes mit Zellen und Modulen aus Fabriken in Deutschland und Frankreich beliefern - auch dabei ist der Umfang der vereinbarten Liefermenge nicht öffentlich. ACC selbst will aber bis Ende des Jahrzehnts mindestens 120 GWh an Zellen pro Jahr herstellen.

Die EU-Staaten fördern den Bau von Batteriewerken in Europa mit Milliardenbeträgen, um von asiatischen Lieferanten unabhängiger zu werden. Die Zukunft soll wegen der Vermeidung von Abgasen und Kohlendioxid (CO2) in Europa künftig vorwiegend Elektroautos gehören. Bisher dominieren Batteriekonzerne wie CATL und Samsung SDI die Branche. CATL baut auch ein Batteriewerk in Erfurt, das dieses Jahr in der ersten Ausbaustufe starten soll, zunächst mit einer Jahreskapazität von acht GWh.

Volkswagen hatte sich im Frühjahr 2021 entschlossen, in die eigene Batteriezellfertigung zu investieren. Die Wolfsburger wollen bis Ende des Jahrzehnts eine Zellkapazität von 240 GWh in sechs europäischen Batteriewerken auf die Beine stellen. Ein Werk mit bis zu 40 GWh Jahreskapazität entsteht am VW-Standort Salzgitter - es soll die sogenannte Einheitszelle für die Massenmodelle des Konzerns herstellen. Eine weitere Fabrik baut VW zusammen mit dem Partner Northvolt im nordschwedischen Skelleftea für besonders leistungsstarke Akkus. Eine zusätzliche Fabrik soll in Spanien entstehen.

Elektroauto-Batteriewerke erfordern hohe Investitionen, daher sind Partnerschaften dafür üblich. VW etwa plant mit seiner PowerCo genannten Batteriesparte bis 2030 gemeinsame Investitionen mit Partnern von mehr als 20 Milliarden Euro. BMW hingegen will kein Geld in eine eigene Zellfertigung stecken: Die Münchener setzen darauf, dass der hohe Wettbewerb unter den Batterielieferanten weiterhin bestehen bleibt und der Bezug so günstiger ist als eigene Investitionen.

Mercedes baut in seinem ungarischen Werk in Kecskemét bislang Kompaktwagen, darunter auch schon den vollelektrischen Kompakt-SUV EQB. Ab 2024 sollen weitere - vorwiegend elektrische - Fahrzeuge dazukommen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Eilmeldung: In Washington wurden zwei Nationalgardisten am Weißen Haus angeschossen
26.11.2025

In der Nähe des Weißen Hauses sind zwei Nationalgardisten angeschossen worden. Laut Polizei wurde ein Verdächtiger festgenommen....

DWN
Politik
Politik Bündnis Sahra Wagenknecht: AfD unterstützt Neuauszählung der Bundestagswahl
26.11.2025

An gerade mal 9.500 fehlenden Stimmen scheiterte im Februar der Einzug des BSW in den Deutschen Bundestag. Seitdem fordert die Partei eine...

DWN
Politik
Politik Regierung plant weiter die Energiewende mit einer Grüngasquote: Mehr Umweltschutz und mehr Kosten für Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft und Energiewende in Deutschland weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz bei GOVECS – das Ende der elektrischen Schwalbe
26.11.2025

Das Münchner Unternehmen Govecs stellt unter dem Namen der in der DDR populären Moped-Marke seit einigen Jahren Elektroroller her. Nun...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobs wandern nach Südamerika: Faber-Castell will 130 Stellen in Deutschland streichen
26.11.2025

Hohe Kosten und eine schwache Nachfrage: Der fränkische Schreibwarenhersteller will Fertigung nach Südamerika verlagern und dafür...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Covestro-Überrnahme genehmigt: Abu Dhabi wird vom Ölreich zum Chemieriesen
26.11.2025

In Abu Dhabi gilt die Chemieindustrie als Zukunftsmodell. Zentraler Baustein der Vision: Die Übernahme des Leverkusener...