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Polen: Große Mengen Chemikalien wurden in Oder entsorgt

Lesezeit: 2 min
12.08.2022 14:00  Aktualisiert: 12.08.2022 14:43
Die Oder ist offenbar durch große Mengen Chemikalien kontaminiert worden. Die polnische Regierung kündigt harte Strafen für die Verantwortlichen an.
Polen: Große Mengen Chemikalien wurden in Oder entsorgt
Die Oder ist verseucht. Die Gründe sind unklar. (Foto: dpa)
Foto: Patrick Pleul

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+++UPDATE+++

Das Fischsterben in der Oder ist nach Aussage von Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki offenbar durch die Einleitung von Chemie-Abfällen ausgelöst worden. «Es ist wahrscheinlich, dass eine riesige Menge an chemischen Abfällen in den Fluss gekippt wurde, und das in voller Kenntnis der Risiken und Folgen», sagte Morawiecki in einer am Freitag auf Facebook veröffentlichten Videobotschaft.

Morawiecki betonte, alle zuständigen Behörden seien in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Jeden Tag werde Wasser aus dem Fluss entnommen, auch das Veterinäramt und die Gesundheitsbehörde seien mit einbezogen. «Die wichtigste Aufgabe ist es aber jetzt, den Täter, den Giftmischer zu finden.» Dies sei kein gewöhnliches Verbrechen, da der Schaden auf Jahre bleiben könne, so Polens Regierungschef weiter. «Wir werden nicht ruhen, bis die Schuldigen hart bestraft sind.»

Nach Angaben der polnischen Wasserbehörde sind zehn Tonnen verendeter Fisch geborgen worden. «Man möchte vor Wut nur schreien», schrieb Morawiecki auf Facebook. Allerdings gibt es in Polen wie in Deutschland viel Kritik am Umgang seiner Regierung und der polnischen Behörden mit der Situation.

Die Ursache des Fischsterbens ist noch ungeklärt. Nach Aussage von Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) wurde in Deutschland ein erhöhter Quecksilbergehalt in Wasserproben festgestellt. Allerdings sei nicht klar, ob das Quecksilber für das Massensterben der Fische verantwortlich ist.

+++UPDATE ENDE+++

Die Folgen des massenhaften Fischsterbens in der Oder werden nach Einschätzung von Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel noch jahrelang zu spüren sein. "Für die Oder als ökologisch wertvolles Gewässer ist das ein Schlag, von dem sie sich mehrere Jahre vermutlich nicht mehr erholen wird", sagte der Grünen-Politiker am Freitag in Schwedt bei einem Besuch in der Region. Die Fischbestände müssten erst langsam neu aufgebaut werden.

"Wenn auch das Zooplankton, also die kleinen Lebewesen in der Oder, geschädigt sind - und davon ist auszugehen -, dauert es einen langen Zeitraum, bis überhaupt das Futter für die Fische wieder in ausreichendem Ausmaß in der Oder zu finden ist." Eine ernsthafte Gefährdung der Ostsee durch giftige Substanzen, die über den Fluss dorthin gelangen könnten, sieht Vogel dagegen nicht: "Ich würde erstmal davon ausgehen, dass, was immer sich auch in der Oder gerade befindet, so weit verdünnt wird, dass es in der Ostsee keinen Schaden mehr anrichten wird."

Allerdings gibt es dazu noch keine verlässlichen Erkenntnisse: "Unser Problem ist, dass wir nach wie vor im Dunkeln tappen, dass wir also nicht wissen, welche Stoffe tatsächlich in die Oder eingebracht wurden", sagte Vogel. "Wir haben Hinweise von polnischer Seite, dass um den 28. Juli bei Oppeln, also in der Nähe von Breslau, Stoffe in die Oder gelangten, die dort ein Fischsterben ausgelöst haben, das sich die Oder bis zu uns hinuntergewälzt hat."

Allerdings gebe es keine klaren Informationen dazu, welche Stoffe das genau seien. "Und wir haben auch keine Erkenntnisse darüber, inwieweit sich diese Stoffe in den Fischen angereichert und möglicherweise dazu geführt haben, dass diese Fische giftig sind." Das könnte dann auch andere Tiere, etwa Störche oder Greifvögel, betreffen, wenn sie solche Fische fressen sollten.

Umweltministerium kritisiert Polen

Das Bundesumweltministerium hat ein Versagen der bei solchen Ereignissen üblichen Meldekette beklagt. "Tatsächlich wissen wir, dass diese Meldekette, die für solche Fälle vorgesehen ist, nicht funktioniert hat", sagte ein Sprecher des Umweltministeriums am Freitag in Berlin. Gemeint ist das frühzeitige Melden des Fischsterbens auf der polnischen Seite.

Die Meldekette habe "bis gestern", also bis Donnerstag, nicht funktioniert, erklärte der Sprecher weiter. "Gestern gab es dann schließlich die Meldung, die von der polnischen Seite hätte kommen müssen. Aber da war eben tatsächlich auch schon die Verschmutzung auf deutscher Seite bekannt."

"Wir wissen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht, ob diese Fische als Sondermüll zu deklarieren sind", sagte Vogel. "Je nachdem müssen dann unterschiedliche Entsorgungswege gewählt werden. Aber es ist völlig klar, es muss zu einer Entsorgung kommen." Dafür müssten Personal und zum Beispiel auch entsprechende Container für den Abtransport der toten Fische bereitgestellt werden.


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