Weil die Landeswährung von Simbabwe abstürzte, hatte die Regierung von Präsident Emmerson Mnangagwa bereits Ende Juni eine neue Strategie angekündigt: Goldmünzen. Am 25. Juli begann die Zentralbank des Landes 22-Karat-Goldmünzen auszugeben. Die Münzen sind seitdem bei zugelassenen Banken erhältlich.
Auf den neuen Goldmünzen ist das weltberühmte Naturwunder Victoria Falls abgebildet. Jede Münze ist mit einer Seriennummer versehen, wird mit einem Zertifikat geliefert und zu einem Preis verkauft, der auf dem internationalen Goldpreis und den Produktionskosten basiert, so die Zentralbank in ihrer Ankündigung vom 4. Juli.
Nach Angaben der staatsnahen Zeitung The Herald aus der letzten Woche haben die Banken des Landes seit der Einführung der Unzen-Goldmünze am 25. Juli bereits 4.475 Stück verkauft. Davon wurden 90 Prozent mit der lokalen Währung bezahlt, sodass auf diese Weise rund 4 Milliarden Simbabwe-Dollar aus dem Markt gezogen wurden.
Allerdings waren die Unzen-Münzen mit einem Preis von mehr als 1.800 Dollar sehr teuer. "Kein normaler Mensch wird sie sich leisten können", zitierte Ende Juli die Washington Post Prosper Chitambara vom Labor and Economic Development Research Institute of Zimbabwe. Das durchschnittliche Jahresgehalt eines Beamten in Simbabwe beträgt 2.600 Dollar.
Goldmünzen in kleinen Stückelungen
Nach der Unzen-Goldmünze wird Simbabwe ab November auch Münzen von einer halben Unze, von 0,25 Unzen und 0,1 Unzen verkaufen. Der Verkaufspreis wird eine Aufschlag von bis zu 5 Prozent beinhalten und ist in US-Dollar oder der entsprechenden Menge Simbabwe-Dollar zu zahlen.
Die Münzen sind demnach sowohl in Simbabwe als auch im Ausland handelbar und können in Bargeld umgetauscht werden. Das Ziel der Zentralbank besteht darin, die Menge der im Umlauf befindlichen Simbabwe-Dollars zu verringern, um den Wert der heimischen Währung wiederherzustellen.
Zwar ist Gold traditionell eine Absicherung gegen Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit. Doch bisher hat noch kein Land versucht, eine schwächelnde Währung durch den Verkauf von Goldmünzen zu bekämpfen. "In diesem Sinne ist es ungewöhnlich", sagt Carlos Caceres, der Vertreter des Internationalen Währungsfonds in Simbabwe.
Der in Harare ansässige Ökonom Tatenda Mabhande von Akribos Capital äußerte sich bereits Ende Juni optimistisch über den Nutzen der neuen Goldmünze. "Was die Funktion der Münze als Wertaufbewahrungsmittel betrifft, so ist dies ein guter Schritt, da der Wert des Simbabwe-Dollars erodiert ist", sagte er gegenüber Al Jazeera.
"Aber die Nachfrage nach dem US-Dollar wird weiterhin bestehen bleiben. Wir glauben nicht, dass die Goldmünze die Wechselkursvolatilität beheben wird", so Mabhande. Die Goldmünze sei ein Versuch der Regierung, die Nachfrage nach dem US-Dollar zu verringern.
"Solange Simbabwe ein Nettoimporteur bleibt, wird es immer noch eine Nachfrage nach Dollar geben", sagte er. "Auf dem Weg dorthin wird das schlechte Geld das gute Geld aus dem Markt verdrängen. Es ist wahrscheinlich, dass auch die Münzen verschwinden werden".
Batanai Matsika, Leiter der Forschungsabteilung der Börsenmaklerfirma Morgan & Co, sagte, die Goldmünze sei eine willkommene Entwicklung auf einem Markt, auf dem es an Anlagemöglichkeiten fehle, und werde Anlegern helfen, sich gegen die Inflation abzusichern.
"Lange Zeit gab es auf dem Markt nicht viele Anlagemöglichkeiten, und dies ist eine neue Anlageklasse", so Matsika. "Der Gedanke wurde durch die Notwendigkeit inspiriert, ein Instrument zu finden, das die Inflationsprobleme in der Wirtschaft angeht, wo die Kaufkraft erodiert ist. Nach allem, was wir wissen, wird dies ein Wertaufbewahrungsmittel sein".
Das Konzept sei nicht völlig neu. "Die Idee wurde vom Krüger-Rand übernommen", sagte Matsika. "Es ist auch eine Möglichkeit, den Goldmarkt für normale Investoren zu öffnen. Aus Sicht der Anlageberatung ist dies ein potenziell spannender Bereich. Es könnte sich als lohnend erweisen."
Droht eine neue Hyperinflation?
Wirtschaftskrisen sind für die Menschen in dem Land im südlichen Afrika nichts Neues. Seit mehr als zwei Jahrzehnten haben sie mit Hyperinflation, Lebensmittel- und Treibstoffknappheit, hoher Arbeitslosigkeit und anderen Problemen zu kämpfen.
Für viele erinnert die aktuelle Krise bereits an die späten 2000er Jahre unter dem damaligen Präsidenten Robert Mugabe. Die jährliche Inflation erreichte im September 2008 einen Rekordwert von 489 Milliarden Prozent, und die Käufer mussten Müllsäcke voller Geldscheine mit sich herumtragen, um Lebensmittel zu kaufen.
Mugabes Regierung druckte damals 100-Billionen-Simbabwe-Dollar-Scheine, bevor das Land 2015 seine Währung zugunsten des US-Dollars aufgab. Mugabe musste 2017 zurücktreten. Zwei Jahre später wurde Zimbabwe-Dollar wieder eingeführt. Und nun scheinen die alten Probleme zurückgekehrt zu sein.
Da das Vertrauen in die heimische Währung erneut geschwunden war, warnte Finanzminister Mthuli Ncube die Unternehmen des Landes, sie würden ihre Handelslizenzen verlieren, wenn sie sich weigerten, die offizielle Landeswährung von ihren Kunden zu akzeptieren.
Sehnsucht nach einer stabilen Währung
Zwar ist die hohe Inflation derzeit ein globales Phänomen. Doch in Simbabwe ist die Entwicklung besonders verheerend. Die Inflation stieg im Juli auf über 256 Prozent, obwohl sich die Zinssätze mehr als verdoppelt haben - von 80 Prozent auf 200 Prozent.
Der größte Teil des Inflationsdrucks ist hier auf die extrem lockere Geldpolitik in dem Land zurückzuführen. Der Wert der Landeswährung fiel von 108,66 Simbabwe-Dollar für 1 US-Dollar zu Jahresbeginn auf 481,85 Simbabwe-Dollar im August. Das heißt, was zu Jahresbeginn noch 10 Dollar entsprach, war bis August auf 23 Cent gefallen.
Einzelhändler müssen oft jeden zweiten Tag die Preise erhöhen, und immer mehr von ihnen beginnen, die Preise in US-Dollar anzugeben. Die Zentralbank von Simbabwe bot den Bäckern des Landes im Juni Zugang zu Devisen an, um die Brotpreise niedrig zu halten.
Viele Menschen in Simbabwe überleben auf einem parallelen Schwarzmarkt mit Devisenhändlern, die an Straßenecken und vor Einkaufszentren mit Bündeln von US-Dollars und Simbabwe-Dollar winken. Lehrer und Krankenschwestern streikten im Juni und forderten, dass die Hälfte ihrer Gehälter in US-Dollar ausgezahlt wird.