Weltwirtschaft

Britisches Konsumklima fällt auf Rekordtief, Experte spricht von "Verzweiflung"

Lesezeit: 1 min
19.08.2022 09:34  Aktualisiert: 19.08.2022 09:34
Die Kauflaune der Briten ist angesichts der hohen Inflation so schlecht wie nie zuvor. "Über die Runden zu kommen, ist zu einem Albtraum geworden", sagt ein Experte.
Britisches Konsumklima fällt auf Rekordtief, Experte spricht von "Verzweiflung"
Sonnenuntergang in Ealing im Westen von London. In Großbritannien ist das Konsumklima auf ein Rekordtief gefallen. (Foto: dpa)
Foto: Victoria Jones

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Kauflaune der Briten ist im August angesichts der stärksten Inflation seit 40 Jahren auf ein Rekordtief gefallen. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen sank um drei auf minus 44 Punkte, wie die GfK-Konsumforscher am Freitag zu ihrer monatlichen Umfrage mitteilten. Das ist der niedrigste Stand seit mindestens 1974, als die Erhebung über die Finanzen der britischen Haushalte begann. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen schwächeren Rückgang auf minus 42 Zähler erwartet.

Die befragten Verbraucher schätzten sowohl ihre persönlichen Finanzen als auch die allgemeine wirtschaftliche Lage schlechter ein. "Alle Werte fielen, was die akuten Sorgen angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten widerspiegelt", sagte GfK-Experte Joe Staton. "Das Gefühl der Verzweiflung über die britische Wirtschaft ist der Hauptgrund für diese Ergebnisse." Experten betrachten vor allem mit Sorge, dass sich neben Energie auch Lebensmittel stark verteuern.

"Über die Runden zu kommen, ist zu einem Albtraum geworden", sagte Staton, der düster nach vorn blickt: "Die Vertrauenskrise wird sich mit den dunkler werdenden Herbsttagen und den kälteren Wintermonaten nur noch verschlimmern."

Die Inflation im Vereinigten Königreich ist aktuell so stark wie seit vier Jahrzehnten nicht mehr: Waren und Dienstleistungen kosteten im Juli durchschnittlich 10,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Stärkster Preistreiber ist Energie. Aber auch bei den Einkäufen des täglichen Bedarfs müssen die Briten immer tiefer in die Taschen greifen: Im Einzelhandel stiegen die Preise mit 12,3 Prozent so stark wie seit 1981 nicht mehr. Ökonomen sagen voraus, dass die Inflationsrate im Herbst auf mehr als 13 Prozent steigen und eine längere Rezession auslösen könnte.

Das zieht ungewöhnliche Maßnahmen nach sich: Die britische Supermarktkette Iceland Foods etwa bietet ihren Kunden angesichts der extrem hohen Inflation zinslose Kredite für den Kauf von Lebensmitteln an. Das Programm richtet sich an arme Haushalte, die mit den steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben.

Iceland Foods mit seinen mehr als 900 Geschäften arbeitet dabei mit dem gemeinnützigen Kreditgeber Fair For You zusammen. Finanziell schwachen Kunden sollen dabei über vorinstallierte Karten kleine Darlehen in Höhe von 25 bis 100 Pfund (30 bis 119 Euro) gewährt werden, die einmal pro Woche zurückgezahlt werden können.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...