Finanzen

Wetten gegen den Euro steigen auf höchsten Stand seit zwei Jahren

Lesezeit: 2 min
20.08.2022 12:07  Aktualisiert: 20.08.2022 12:07
Investoren haben zuletzt massive Short-Positionen gegen den Euro aufgebaut. Denn ihrem Kalkül zufolge ist die EU der geopolitische Verlierer dieses Jahres.
Wetten gegen den Euro steigen auf höchsten Stand seit zwei Jahren
Investoren wetten im großen Stil gegen den Euro. (Foto: dpa)
Foto: Oliver Berg

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die sich verschlechternde Wirtschaftslage in Europa und die zunehmenden geopolitischen Risiken haben dazu geführt, dass Investoren massiv gegen den Euro wetten, wie aus Daten der Bank of New York Mellon hervorgeht. Die Tendenz, den Euro zu shorten, ist zwar nicht neu, wohl aber das enorme Ausmaß, schreibt BNY-Analyst Daniel Tenengeuzer in einer Notiz vom Freitag.

Die Investmentbank modelliert die allgemeine Stimmung und die Währungsrentabilität auf der Grundlage einer Kombination aus Termin- und Swap-Positionen in seiner Datenbank. Die Auswertung zeigt, dass Investoren derzeit Short-Positionen auf den Euro gegenüber allen anderen Währungen halten, einschließlich des Dollars, des britischen Pfunds und des Schweizer Frankens.

Die Wetten gegen den Euro übersteigen bereits das Niveau vom Oktober 2020, als die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen überall auf der Welt zu Verwerfungen führten. Damals machten die Investoren mit ihren Wetten gegen den Euro letztlich massive Verluste, weil die europäische Gemeinschaftswährung im Rahmen der folgenden globalen wirtschaftlichen Erholung wieder an Boden gewann.

Doch diesmal ist die Situation anders, glaubt BNY-Analyst Daniel Tenengauzer. Anleger hätten "ihre Short-Positionen im Euro zu Recht aufgestockt", zitiert ihn Bloomberg. Der Euro ist in diesem Jahr stark gefallen. Im Juli fiel die Währung vorübergehend sogar vorübergehend auf 99,52 US-Cent. Damit fiel sie zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten unter die Parität zum Dollar.

Hintergrund ist der Konflikt mit der Ukraine, der die Energie- und Lebensmittelpreise in die Höhe getrieben und allgemeinere geopolitische Bedenken geschürt hat. Hinzu kommt die Dürre, die die Inflation in die Höhe schnellen ließ. Diese Entwicklungen könnten die Europäische Zentralbank daran hindern, die Zinssätze so schnell zu erhöhen wie andere Länder der Welt und den Appetit der Anleger auf Vermögenswerte in der Eurozone dämpfen.

Zwar erholte sich der Euro zwischenzeitlich wieder etwas, doch in dieser Woche fiel er wieder um mehr als 2 Prozent und steht nur noch knapp über der 1-Dollar-Marke. Zudem zeigen die Daten zu den Positionen im Futures-Handel, dass gehebelte Fonds im großen Stil Short-Positionen in der Gemeinschaftswährung aufgebaut haben, die sie in der Woche bis zum 16. August sogar noch verstärkten.

Sicherlich kann man die aktuelle Euro-Schwäche zum Großteil auf die "erstaunliche Dominanz des Dollars" zurückführen. Denn höhere US-Zinsen und Mittelzuflüsse in die USA aus dem Ausland haben dazu beigetragen, dass der Dollar in diesem Jahr gegenüber so gut wie allen anderen Währungen an Wert gewonnen hat. Dabei haben einige Währungen wie der Yen und das Pfund sogar noch schlechter abgeschnitten als der Euro.

Die Daten der Bank of New York Mellon stützen laut ihrem Analysten Tenengauzer die These, dass der Handel mit Long-Dollars weit über Wetten gegen den Euro hinausgeht. Nach den Berechnungen der BNY sind die profitabelsten Short-Positionen die auf den südafrikanischen Rand, den thailändischen Baht und den chinesischen Renminbi.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
22.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktien sind heiß gelaufen: Warum immer mehr Analysten den europäischen Aktienmarkt in den Blick nehmen
22.11.2024

Vermögensverwalter Flossbach von Storch sieht zunehmend Risiken für US-Aktien. Nach der jüngsten Rekordjagd an den US-Börsen verlieren...

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...