Deutschland

Energiekrise: Chemieindustrie meldet Einbruch der Produktion

Die deutsche Chemieproduktion ist wegen der Energiekrise bereits um 10 Prozent gesunken. Mit zunehmender Dauer der Krise geht es bei den Firmen an die Substanz.
03.09.2022 21:07
Aktualisiert: 03.09.2022 21:07
Lesezeit: 1 min

Die Energiekrise hat dem Verband der Chemischen Industrie zufolge bereits zu einem heftigen Produktionseinbruch in der Branche geführt. "Die Lage ist dramatisch. Seit Jahresbeginn ist die Chemieproduktion um zehn Prozent gesunken", sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Noch Anfang Juli hatte der VCI für dieses Jahr bei teurer, aber ausreichender Energie- und Rohstoffversorgung mit einem Produktionsrückgang von 1,5 Prozent für die Chemie- und Pharmabranche gerechnet. Für das reine Chemiegeschäft hatte der Verband ein Minus von 4 Prozent in Aussicht gestellt.

Die Talsohle sei noch nicht erreicht, sagte Große Entrup. "Mit zunehmender Dauer der Energiekrise dürfte es bei vielen Unternehmen an die Substanz gehen". Der VCI fordert, dass das Programm zur Energiekostendämpfung der Bundesregierung, mit der sie energieintensive Firmen mit Staatshilfen unterstützen kann, verlängert und geändert wird.

"In der jetzigen Form bringt es vor allem Unternehmen in den Chemieparks nichts", monierte Große Entrup. Bei der geplanten Gasumlage müsse ebenfalls nachgebessert werden. Zudem müsse die Stromsteuer auf das EU-Mindestmaß sinken.

Die Chemie- und Pharmabranche mit mehr als 530 000 Beschäftigten hierzulande ist laut VCI größter deutscher Gasverbraucher mit einem Anteil von 15 Prozent. Sie braucht Gas als Energie und als Rohstoff zur Weiterverarbeitung etwa in Kunststoffen, Arzneien und Düngern.

Der Chef der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, plädierte für eine Ausweitung der Kurzarbeiterregelung. "Die Bundesregierung muss auch dort Kurzarbeit ermöglichen, wo die hohen Gaspreise zu Produktionsstillegungen zwingen", sagte er dem RND.

Bislang sei eine vom Markt induzierte Kurzarbeit wegen zu hoher Preise und mangelnder Rentabilität nicht erlaubt. "Das kann in dieser Ausnahmesituation nicht so bleiben", sagte Vassiliadis. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump besucht erneut die Golfstaaten – Wirtschaftsinteressen stehen im Vordergrund
13.05.2025

Warum reist Donald Trump erneut als erstes nach Saudi-Arabien – und nicht etwa zu den engsten Nachbarn der USA? Hinter dem glanzvollen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump: Die Arzneimittelpreise müssen um 59 Prozent sinken
13.05.2025

Die Pharmabranche gerät weltweit unter Druck: Mit einer neuen Ankündigung hat US-Präsident Donald Trump den globalen Arzneimittelmarkt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Kommission kündigt Importverbot für russisches Gas an – doch wo bleibt das Gesetz?
13.05.2025

Die EU verkündet das Ende russischer Gasimporte – aber präsentiert (noch) keine juristische Grundlage. Experten warnen: Was die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Innovation Neuro-Webdesign: „Die meisten Firmenwebsites scheitern am Menschen“
13.05.2025

Viele mittelständische Websites wirken modern, funktionieren aber nicht. Warum? Sie ignorieren die Psychologie der Nutzer. Jonas Reggelin,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession 2025: Düstere Aussichten für Deutschland
13.05.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle – und das ausgerechnet in einer Phase, in der neue Impulse dringend nötig wären. Der...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...