Finanzen

Schuldenkrise: Brüssel zwingt Italien zu massiver Privatisierung

Brüssel hatte von Italien Schritte gefordert, das Defizit in Grenzen zu halten. Daher verkauft die italienische Regierung nun Anteile an Unternehmen im Umfang von 12 Milliarden Euro. Eine zweite, deutlich größere Privatisierungs-Welle ist bereits geplant. Die internationalen Finanz-Eliten reiben sich die Hände.
22.11.2013 23:34
Lesezeit: 1 min

Die italienische Regierung will kleine Anteile an acht staatlich kontrollierten Unternehmen verkaufen, darunter der Energie-Riese Eni. Italien hat die zweithöchste Schuldenquote der Eurozone nach Griechenland. Ein Ende der Rezession, die bereits seit mehr als zwei Jahren anhält, ist nicht abzusehen.

Der Verkauf der Unternehmensanteile soll 12 Milliarden Euro einbringen. Premier Enrico Letta sagte, der Verkauf sei „die erste Tranche der Privatisierung“, zitiert ihn die FT. Dies sei eine „erste Antwort“ auf die Forderungen aus Brüssel, die Schuldenquote zu reduzieren und das Staatsdefizit zu begrenzen.

Italien verkauft unter anderem 3 Prozent des staatlich kontrollierten Energiekonzerns Eni. Daraus würden sich Einnahmen von 2 Milliarden Euro ergeben, sagte Finanzminister Fabrizio Saccomanni nach den Beratungen der Regierung über den Verkauf.

Der Restbetrag komme aus Anteilsverkäufen des Chip-Herstellers STM, dem Schiffbaukonzern Fincantieri, der Flugsicherung Enav, der Agentur für Exportkreditversicherungen Sace, von Grandi Stazioni, dem Betreiber der 13 größten Bahnhöfe Italiens, und anderen Unternehmen.

Analysten erwarten, dass bei einer zweiten Privatisierungs-Welle Staatseigentum im Umfang von bis zu 180 Milliarden Euro liquidiert wird.

In der vergangenen Woche hatte Brüssel Italien gewarnt, dass das Budget für 2014 die Schuldenquote des Landes nicht schnell genug senke. Das italienische Budget für 2014 könnte gegen EU-Regeln verstoßen, so die Kommission (hier). Neuausgaben von Milliarden Euro wurden kritisiert. Italiens Schuldenquote wird auf 133 Prozent des BIP geschätzt.

Die italienische Statistikbehörde Istat sagte im Oktober, dass sich die Zahl der armen Italiener von 2007 bis 2012 auf 4,8 Millionen verdoppelt habe. Die Industrieproduktion liegt 25 Prozent niedriger als vor dem Beginn der Rezession. Die Rezession gefährdet auch das Finanzsystem des Landes. Die Zahl der faulen Kredite hat sich in nur fünf Jahren verdreifacht (mehr hier).

Die Privatisierung ist ein Teil des globalen Konzepts, welches der IWF verfolgt: Die Nationen sollen möglichst viel privatisieren, um neue Assets in den globalen Finanz-Kreislauf zu bringen (mehr zu dieser grundlegender Strategie - hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen in der Krise – Wie der Autoriese eine ganze Stadt ins Wanken bringt
10.03.2025

Von Dieselskandal bis E-Auto-Desaster: Der Niedergang eines deutschen Industriegiganten gefährdet eine ganze Stadt.

DWN
Politik
Politik Ukraine kann laut Trump nun doch wieder auf US-Geheimdienstinformationen hoffen
10.03.2025

Nach einem vorübergehenden Stopp von US-Militärhilfen, kann die Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland nun wieder darauf hoffen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand gibt auf: Negativrekord an Insolvenzen und kurzfristiger Betriebsschließungen
10.03.2025

So viele mittelständische Betriebe wie noch nie gehen pleite oder erwägen eine Geschäftsaufgabe: Laut einer KfW-Studie stehen mehr als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen legen Flugverkehr lahm
10.03.2025

Tausende Flugreisende müssen tapfer sein: Wegen eines Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi fallen an diesem Montag viele Flüge aus....

DWN
Politik
Politik Trudeau-Nachfolger: Mark Carney soll Kanada führen
10.03.2025

Der ehemalige Zentralbankchef Mark Carney wird neuer Vorsitzender der Liberalen Partei in Kanada. Das ergab eine Abstimmung unter...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schuldenbremse Wählerbetrug: 500 Milliarden Sonderschulden mit alten Bundestag - Das Ergebnis von CDU und SPD
10.03.2025

Die Wirtschaft sieht für die CDU einen klaren Auftrag für Umsetzung dringende Wirtschaftsreformen. Doch die SPD und auch die Grünen und...

DWN
Panorama
Panorama 25 Jahre London Eye: Ein Wahrzeichen mit stolzen Eintrittsgeldern
10.03.2025

Das London Eye, ursprünglich nur als temporäres Millennium-Projekt geplant, ist heute eines der bekanntesten Wahrzeichen Londons und...

DWN
Technologie
Technologie Kernfusionsreaktor: Deutschlands Weg zur Fusionsenergie
10.03.2025

Kernfusionsreaktor – eine Technologie mit gigantischem Potenzial, aber vielen offenen Fragen. Die CDU will Deutschland an die Spitze der...