Politik

Preiskampf: Iran will Öl-Produktion massiv ausbauen

Öl ist so teuer wie seit zwei Monaten nicht mehr. Dennoch will die Opec die Produktion nicht erhöhen. Doch der Iran hat angekündigt, seine Produktion 2014 massiv auszubauen. Dadurch könnten die Preise für Unternehmen und Konsumenten in der ganzen Welt fallen.
05.12.2013 03:02
Lesezeit: 2 min

Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) wird die Öl-Produktion voraussichtlich bei 30 Millionen Barrel pro Tag belassen, so die Mehrheit der Ölminister der beteiligten Staaten. Doch das Opec-Mitglied Iran will seine Produktion erhöhen, auch wenn dadurch der Ölpreis einbrechen sollte.

„Wir werden in dieser Frage unsere Rechte nicht aufgeben“, zitiert die FT den iranischen Ölminister Bijan Zangeneh. Das Land werde die Ölproduktion im kommenden Jahr auf 4 Millionen Barrel pro Tag ausbauen, „selbst dann wenn der Ölpreis unter 20 Dollar fällt“. Zurzeit liegt der Preis für Brent-Öl bei circa 113 Dollar pro Barrel, so hoch wie seit zwei Monaten nicht mehr.

Die tägliche Produktionsmenge betrug im November 2,65 Millionen Barrel. 2011 waren es im Schnitt noch 4,3 Millionen Fässer.

Der Iran verfügt über die viertgrößten nachgewiesenen Ölreserven weltweit und über die größten belegten Erdgas-Reserven. Doch seit der Verhängung verschärfter Sanktionen im vergangenen Jahr samt eines Ölembargos im Zuge des Streits um das iranische Atomprogramm sind ausländische Investitionen zum Erliegen gekommen.

In der Hoffnung auf eine baldige Lockerung der Sanktionen trifft der Iran Vorbereitungen für eine Rückkehr westlicher Ölkonzerne. Ölminister Bidschan Sanganeh nannte sieben Unternehmen, die er gerne im Land hätte, sobald die Strafmaßnahmen gegen den Energiesektor aufgehoben würden.

Neben den europäischen Konzernen Total, Royal Dutch Shell, Eni, Statoil und BP waren dies auch die US-Branchenriesen Exxon Mobil und ConocoPhillips. Mit einigen Firmen führe er bereits Gespräche, die Amerikaner seien aber noch nicht darunter, sagte Sanganeh. Bedingungen für mögliche Verträge sollten bis kommenden April ausgearbeitet sein.

Im vergangenen Monat deutete sich Entspannung in dem Atomstreit ab. Die fünf ständigen Mitglieder im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und Deutschland einigten sich mit dem Iran auf ein Zwischenabkommen mit dem Ziel binnen sechs Monaten eine endgültige Einigung zu erzielen. Sollte dies gelingen, könnte dies eine baldige Aufhebung der Ölsanktionen nach sich ziehen.

Eine Erhöhung der iranischen Ölproduktion um mehr als 1 Million Barrel pro Tag könnte den Ölpreis deutlich senken. Dadurch würde nicht nur Benzin billiger werden, sondern auch viele andere Produkte. Denn die Kosten in vielen Industrien und Dienstleistungen würden zurückgehen.

Es ist möglich, dass die Opec infolge der iranischen Mehrproduktion die Förderziele anderer Opec-Staaten absenkt. Die Opec-Staaten produzieren ein Drittel des weltweiten Rohöls. Als einzige verfügen sie jedoch über massive zusätzliche Förder-Kapazitäten. Sie können daher den Preis auf dem Weltmarkt beeinflussen.

Vor allem das größte Opec-Mitglied Saudi-Arabien könnte unter Druck geraten, seine Öl-Produktion zu drosseln. Das Königreich produziert 10 Millionen Barrel pro Tag. Doch die saudischen Behörden sagten, es sei unklar, ob Iran und Irak die Produktion tatsächlich massiv ausbauen können. Zudem würde ein Großteil der Produktion eingestellt werden, wenn der Ölpreis deutlich fallen sollte.

Brent-Öl hat dieses Jahr einen durchschnittlichen Preis von 110 Dollar pro Barrel. Das ist deutlich höher als das inoffizielle Preisziel der Opec. Denn die Produktions-Unterbrechungen in Nigeria und Libyen haben die schnell wachsende Produktion in den USA ausgeglichen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.