Deutschland

Fataler Irrtum: Mietpreis-Bremse wird Mieten in die Höhe treiben

Die im Koalitionsvertrag verankerte Mietpreisbremse soll zu hohe Mieten verhindern. Doch wenn sich die Vermietung nicht mehr lohnt, werden weniger neue Wohnungen gebaut. Auch in bestehende Wohnungen wird dann weniger investiert. Das Angebot an Wohnraum könnte knapp werden.
07.12.2013 02:31
Lesezeit: 1 min

Die SPD konnte in den Koalitionsverhandlungen eine Mietpreisbremse durchsetzen. Wird diese zum Gesetz, droht vor allem in den Ballungszentren ein Mangel an Wohnraum. Denn der Anreiz zum Neubau von Wohnungen geht zurück.

„Wir haben alle unsere Forderungen zur Mietpreisbremse durchgesetzt“, zitiert das Handelsblatt den SPD-Chef Sigmar Gabriel. Im Koalitionsvertrag steht, dass die Mieten in „angespannten Märkten“ innerhalb von drei Jahren um maximal 15 Prozent erhöht werden dürfen. Dadurch sollen extreme Mieterhöhungen verhindert werden.

Doch Jürgen Michael Schick, Vize-Präsident des Immobilienverbandes IVD, bezweifelt die Wirksamkeit dieser Maßnahme.

„Die Mietpreisbremse ist eine Baubremse. Sie wird die Investitionen in den Bestand maßgeblich behindern und zum Rückgang des Neubaus bei Mietwohnungen führen. (…) Die Wohnungsknappheit in den Großstädten steigt und am Ende zahlen die Mietsuchenden die Zeche für diesen [Koalitions-]Vertrag“.

Neubauten kosten aktuell zwischen 3.000 und 3.500 Euro pro Quadratmeter, sagt Stephan Korthals, Geschäftsführer des Immobilien-Investors Corpus Sireo. Damit sich ein Neubau rechne, müsse ein Vermieter mindestens 12 bis 15 Euro pro Quadratmeter Miete einnehmen.

„In Berlin liegt der Mietspiegel aber bei circa 8 Euro. Wenn sich die Miete auf dieser Basis nur um 10 Prozent bei jedem Wechsel erhöhen darf, wird niemand bauen, da es sich nicht rechnet“.

„Die Mietpreisbremse trifft vor allem die Städte mit hoher Wohnungsknappheit und einem daraus folgenden starken Nachfrageüberhang“, sagte Jacopo Mingazzini, Vorstand des Bestandshalters Estavis. Besonders in den Ballungsräumen ziehen die Mieten seit Jahren deutlich an.

Im Koalitionsvertrag ist auch festgehalten, dass Vermieter künftig nur noch maximal 10 Prozent der Kosten einer Modernisierung auf die Mieten umlegen dürfen. Zudem will die künftige Regierung „wirksame Instrumente gegen grobe Vernachlässigung von Wohnraum durch den Eigentümer“.

Derzeit werden in Deutschland so viele Wohnungen gebaut wie seit Jahren nicht mehr. Von Januar bis September 2013 wurden 86.000 Baugenehmigungen für Mehrfamilienhäuser erteilt. Das sind 25,1 Prozent mehr als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Die Baugenehmigungen für Mietwohnungen stiegen sogar um ein Drittel.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...