Politik

Österreich schafft heimlich die Neutralität ab

Die EU will sich militärisch der Nato angleichen. Das schließt die Neutralität eines Staates aus. In einem Grundlagenpapier, das diese Woche auf dem EU-Gipfel diskutiert wird, wird eine stärkere „Verzahnung“ der europäischen Sicherheitspolitik gefordert. Österreich verstößt in diesem Zusammenhang ohne mit der Wimper zu zucken gegen die Verfassung: Als neutraler Staat darf Österreich bei der Nato-Angliederung nicht mitmachen.
20.12.2013 03:04
Lesezeit: 1 min

Die EU müsse mehr Verantwortung für die innere und äußere Sicherheit übernehmen, heißt es in einem im Juli 2013 veröffentlichten Grundlagenpapier der Kommission an das Europäische Parlament. Wichtig sei, so steht es gleich zu Anfang, dass diese Entwicklung mit der Nato und ihren Grundsätzen kompatibel sei. Das schließt die Neutralität eines Staates aus.

Verhandelt wird diese Richtungsänderung auf dem EU-Gipfel (19./20. Dezember) in Brüssel. Auf der Agenda stehen Beschlüsse zur Zusammenarbeit bei der Gemeinsamen Verteidigungs- und Sicherheitspolitik (GSVP). Außerdem die Intensivierung der Entwicklung von Verteidigungsfähigkeiten und die Stärkung der europäischen Verteidigungsindustrie.

„Ohne gemeinsame Verteidigungspolitik werden wir nicht das nötige Gewicht in der Welt haben“, sagt dazu Manuel Barroso in einer Mitteilung der EU-Kommission. Werden die Pläne umgesetzt, hat dies für neutrale EU-Staaten wie Österreich, Schweden, Finnland und Irland weitreichende Konsequenzen.

Gerade in Österreich ist die „immerwährende Neutralität“ in der Bevölkerung von großer Bedeutung. Das Bundesheer beschreibt sie sogar als „Bestandteil des österreichischen Selbstwertgefühls“. Die eingegangene Nato-Partnerschaft (PfP – Partnership for Peace) war keine Herzensangelegenheit der österreichischen Politik.

Das österreichische Außenministerium beschreibt seine Partnerschaft mit der Nato bis heute nur als logische Folge des EU-Beitritts, so Nato-Experte Stanley R. Sloan in einem Kommentar über neutrale EU-Staaten.

Die österreichische Politik verschweigt die Konsequenzen eines weiterführenden GSVP-Abkommens, obwohl das Grundlagenpapier bereits im Juli veröffentlicht wurde. Der österreichische Verteidigungsminister Gerald Klug hat sich in einem Interview sogar massiv für gemeinsame militärische EU-Einsätze ausgesprochen. Zur Zukunft des österreichischen Bundesheeres sagt er:

„Die Eckpunkte sind Modernisierung, Europäisierung und gesteigerte Kooperation. Denn wie für alle europäischen Staaten in vergleichbarer Lage gewinnt die Zusammenarbeit mit Partnern an Bedeutung und nationale Alleingänge treten zunehmend in den Hintergrund“, so Klug in einem Interview mit dem Magazin des österreichischen Bundesheers.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Viererrunde bei RTL: Scholz, Merz, Weidel und Habeck im TV-Schlagabtausch
05.02.2025

Die klassische TV-Schlacht zwischen zwei Kanzlerkandidaten gerät in die Kritik. RTL reagiert und lädt Scholz, Merz, Weidel und Habeck zu...

DWN
Panorama
Panorama Elf Tote in Schweden: Was ist passiert?
05.02.2025

Nach einer Schießerei an einer Erwachsenenbildungseinrichtung in Schweden bleiben viele Fragen offen. Mindestens elf Menschen starben,...

DWN
Panorama
Panorama USA wollen Gazastreifen übernehmen
05.02.2025

Donald Trump will den Gazastreifen übernehmen und wirtschaftlich entwickeln. Dafür soll das vom Krieg gezeichnete Gebiet erst geräumt...

DWN
Politik
Politik Wagenknecht knüpft politische Zukunft an Wahlerfolg
05.02.2025

BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht kämpft um den Einzug in den Bundestag – und knüpft daran ihre politische Zukunft. Mit einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Firmen verstärken Investitionen in Mittel- und Osteuropa
05.02.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass immer mehr deutsche Unternehmen überlegen, ihre Produktion nach Mittel- und Osteuropa zu verlagern....

DWN
Politik
Politik Heizungsgesetz: CDU will es abschaffen – was wären die Folgen?
05.02.2025

Heizungsgesetz CDU? Was viele nicht wissen: Das heiß diskutierte und viel gehasste „Heizungsgesetz“ stammt ursprünglich von der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China kündigt Gegenmaßnahmen auf US-Zölle an - so könnte die EU reagieren
04.02.2025

Während Mexiko und Kanada mit US-Präsident Donald Trump eine Vereinbarung zur vorübergehenden Aussetzung von Zöllen erzielten, kam es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Spotify: Musikstreaming-Anbieter legt starke Zahlen vor - Aktie im Aufwind
04.02.2025

Spotify hat für das vierte Quartal im letzten Jahr starke Zahlen vorgelegt und kann immer mehr Nutzer von seinem Angebot überzeugen -...