Politik

Demonstration gegen Erdogan: Ausschreitungen in Istanbul

Lesezeit: 1 min
22.12.2013 16:49
In der Türkei ist es zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. In Istanbul hatte Demonstranten gegen Regierungschef Erdogan demonstriert. Die Polizei ging mit Tränengas und Wasserwerfen vor.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die türkische Polizei ist am Sonntag mit Tränengas und Wasserwerfern gegen regierungskritische Demonstranten vorgegangen. Hunderte Menschen hätten sich in Istanbul versammelt und auf Transparenten den Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan gefordert, meldete die Nachrichtenagentur Dogan News. Sie wandten sich gegen die jüngste Entlassung von Dutzenden Polizeichefs im ganzen Land als Reaktion auf Korruptionsermittlungen. Diese werden von Experten als Teil eines Machtkampfs gewertet, der inzwischen die Beziehungen zum Nato-Partner USA zu belasten droht.

In den vergangenen Tagen sind in der Türkei 24 Menschen - darunter zwei Ministersöhne - als Teil der Korruptionsermittlungen festgenommen worden. Erdogan hat die Untersuchungen verurteilt und "internationalen Gruppen" und "finsteren Allianzen" vorgeworfen, eine Schmutzkampagne gegen seine Regierung zu führen. "Ausländische Botschafter" würden sich an Provokationen beteiligen, sagte er am Samstag. Die türkischen Behörden haben Medienberichten zufolge als Reaktion auf die Ermittlungen etwa 70 Polizeichefs vom Dienst suspendiert oder versetzt. Allein am Sonntag wurden 25 entlassen.

Mehrere regierungsnahe Zeitungen bezichtigten am Wochenende namentlich die US-Botschaft, sich für Ermittlungen gegen die staatliche Halkbank einzusetzen, die Geschäfte mit dem Iran macht. Der Hauptgeschäftsführer wurde ebenfalls am Samstag festgenommen. Die Zeitung "Yeni Safak" veröffentlichte ein Foto des US-Botschafters Francis Ricciardone unter der Überschrift: "Verlasse die Türkei". Die amerikanische Botschaft wies alle Vorwürfe als "glatte Lügen und Verleumdungen" zurück.

Beobachter sehen hinter den Entwicklungen einen Machtkampf zwischen Erdogan und den Anhängern seines Rivalen und früheren politischen Weggefährten Fethullah Gülen. Der islamische Kleriker lebt nach einer Klage gegen ihn in den USA. In den vergangenen Monaten haben die Spannungen zwischen beiden Lagern zugenommen. Sie könnten auch Folgen für die Kommunalwahlen im März haben. Beide Männer werden von konservativen und gläubigen Türken unterstützt. Viele Anhänger sehen Gülen jedoch als Vertreter einer moderneren und eher westlichen orientierten Strömung.

Wie die türkische Zeitung Hürriyet am Sonntag meldet, sei es Journalisten nicht mehr gestattet, Polizeiwachen zu betreten. „Mitglieder der Presse ist es ab dem 22. Dezember in der gesamten Türkei nicht mehr gestattet, Polizeistationen zu betreten.“ Künftig werden die Reporter auf Geheiß des neuen Polizeichefs von Istanbul auf eine Einladung durch die Behörden warten müssen. Journalisten mit Zugang zu Presseräumen in den Stationen in Vatan und Gayrettepe wurden aufgefordert, ihre Schlüssel und Passierkarten abzugeben.

Erst in der vergangenen Woche hatte das Committee to Protect Journalists (CPJ) erneut auf die katastrophale Lage der Pressefreiheit in der Türkei hingewiesen. Die Türkei hält derzeit mit 40 eingesperrten Journalisten den Rekord. Dies entspricht einem Anteil von knapp einem Fünftel aller inhaftierten Journalisten weltweit (mehr hier).

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft DWN Marktreport: Rohstoffmärkte ziehen die Handbremse an
26.09.2023

Die anhaltende Dollar-Rally streut den Rohstoffbullen zunehmend Sand ins Getriebe. Auch die jüngste Zinserhöhungspause der US-Notenbank...

DWN
Politik
Politik Auf dem Weg in die Einsamkeit
26.09.2023

Wirtschafts- und Energiepolitik, Migration, Außenpolitik – die Liste der Themen wird immer länger, bei denen die Grünen mit ihren...

DWN
Politik
Politik Polen könnte Auslieferung von SS-Veteran aus Kanada beantragen
26.09.2023

Ein polnischer Minister beantragt die Auslieferung des SS-Veteranen, der im Parlament von Kanada mit stehendem Applaus für seinen Einsatz...

DWN
Politik
Politik Grüne verteidigen deutsche Zahlungen an Seenotretter in Italien
26.09.2023

Italiens hatte kritisiert, dass die Bundesregierung Nichtregierungsorganisationen finanziert, die "irreguläre Migranten" nach Italien...

DWN
Politik
Politik Deutschland blockiert Asyl-Kompromiss in der EU
26.09.2023

Die anderen EU-Staaten verlieren langsam die Geduld mit Deutschland, weil die Bundesregierung einen Kompromiss in der Asylpolitik...

DWN
Politik
Politik Bund muss deutlich weniger Schulden machen
26.09.2023

Der Bund muss sich im vierten Quartal 31 Milliarden Euro weniger am Finanzmarkt leihen, als bisher geplant. Grund sind die niedrigeren...

DWN
Immobilien
Immobilien Büro-Immobilien: „Die Mischung aus Präsenz und Mobilität macht es"
26.09.2023

Seit der Pandemie ist hybrides Arbeiten das Schlagwort in Deutschland. Vor einem Hintergrund wachsender Büroleerstände, stark steigender...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesanleihe verzeichnet höchste Rendite seit 2011
25.09.2023

Anleger haben die Hoffnung auf ein baldiges Ende der hohen Zinsen aufgegeben. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt auf dem...