Politik

Putin jagt Terroristen: Massenverhaftung und Gewalt gegen Unschuldige

Im Zuge einer Großrazzia verhaftete die russische Polizei mehrere 100 Personen in Wolgograd. Die Russen gehen mit äußerster Härte vor und schrecken auch nicht vor Gewalt gegen Unbeteiligte zurück. Vom meistgesuchten Mann Russlands, einem Terror-Anführer, fehlt dagegen jede Spur.
02.01.2014 16:08
Lesezeit: 2 min

Russische Sicherheitsbehörden melden die Festnahme von über 700 Verdächtigen in der russischen Provinzstadt Wolgograd. Diese sollen an den Bombenanschlägen der vergangenen Tage beteiligt sein, bei denen 30 Menschen ums Leben kamen.

Die Behörden gehen bei der Suche nach den Tätern offenbar mit äußerster Härte vor - auch wenn sie an unschuldige Verdächtige geraten. Der DLF meldet, dass lokale Menschenrechtsorganisationen von Schlägen gegen unbeteiligte Zivilisten berichten. Die Russen durchkämmen offenbar die Viertel, in denen kaukasische Billigarbeiter leben und versuchen, den Terroristen auf die Spur zu kommen.

Wolgograd gilt als Hauptanlaufpunkt für die Besucher der Olympischen Spiele in Sotschi. Aus diesem Grund vermuten die Sicherheitsbehörden Separatisten aus dem Nordkaukasus als Drahtzieher hinter den Anschlägen. Diese hatten sich in der Vergangenheit als leidenschaftliche Gegner der Olympischen Spiele in Sotschi gezeigt.

Russlands Präsident Wladimir verkündete nach Lagebesprechung mit dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB und dem Innenminister Wladimir Kolokolzew „Maßnahmen, um die Sicherheit im gesamten Territorium der russischen Föderation angesichts der Vorkommnisse hier in Wolgograd zu erhöhen“, so zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Sotschi befindet sich am Rande der Nordkaukasus-Region. Die russischen Nordkausus-Provinzen Dagestan und Tschetschenien stehen seit dem Verfall der Sowjetunion immer wieder im Konflikt mit der Regierung in Moskau. Muslimische Extremisten verfolgen die Agenda einer Abspaltung von Russland. Zuletzt hat der „Emir des Kaukasischen Emirats“, Doku Umarow, im Juli 2013 alle Muslime des Landes zu Terroranschlägen in Sotschi aufgerufen mit dem Ziel, die Olympischen Spiele zu verhindern.

Allerdings wird auch hier Kritik am russischen Apparat laut: Im Innenministerium ist ein eigener Stab eingerichtet worden, der sich mit der Fahndung nach Umarow beschäftigt. Beobachter sind erstaunt, dass die Russen trotz der Fahndungsmöglichkeiten über Internet und Telefon bisher keine Spur von Umarow haben. Das Interesse der Beamten an einer Verhaftung des Staatsfeinds Nummer 1 soll sich in Grenzen halten: Wenn Umarow erst einmal gefasst ist, verlieren die Beamten ihren Job, berichtet der DLF über Einschätzungen in Moskau.

Währenddessen bekommt Russland Hilfe von unerwarteter Seite zugesprochen. Das US-Verteidigungsministerium bietet der russischen Regierung „vollständigen Rückhalt bei den Sicherheitsmaßnahmen für die Olympischen Spiele in Sotschi an“, so zitiert CNN die Sprecherin des National Security Council, Caitlin Hayen, in einer Pressemitteilung vom vergangenen Montag. „Wir begrüßen jede Möglichkeit zu einer engeren Kooperation mit der Russischen Regierung zum Wohle der Sicherheit unserer Sportler, Besucher und anderer Teilnehmer“, so Hayden. Bereits am Mittwoch hatte die Amerikaner ihre Unterstützung angekündigt (mehr hier).

Der Politikwissenschaftler Pjotr Fedossow erwartet allerdings, dass die Sicherheit in Sotschi weitgehend gewährleistet sein dürfte. Er sagte dem DLF: "In Sotschi werden außerordentliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen, was man über Wolgograd nicht sagen kann. Vielmehr ist die Gefahr, dass die Terroristen woanders zuschlagen werden als in Sotschi."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...