Deutschland

Staats-Anwaltschaft ermittelt gegen Prokon

Die Staatsanwaltschaft Lübeck prüft Anzeigen gegen den Windkraft-Betreiber Prokon. Es besteht der Anfangsverdacht des Betruges und der Insolvenzverschleppung. Prokon hat Vorwürfe zurückgewiesen, man betreibe ein Schneeballsystem.
21.01.2014 11:27
Lesezeit: 1 min

Der in Schieflage geratene Windkraftbetreiber Prokon hat sich bei seinen Anlegern deutlich weniger Kapital gesichert als angepeilt. Ob damit das Unternehmen in die Insolvenz schlittert, wie Geschäftsführer Carsten Rodbertus angekündigt hatte, ist aber noch offen.

Statt 95 Prozent des Genussrechtskapitals von 1,4 Milliarden Euro lagen bis Dienstagmorgen (Stand 09:00 Uhr) lediglich Zusagen über 54 Prozent vor, wie Prokon auf seiner Internetseite veröffentlichte.

Derweil prüft die Staatsanwaltschaft Lübeck Anzeigen gegen Prokon. Dabei gehe es um den Anfangsverdacht des Betruges und der Insolvenzverschleppung, sagte Oberstaatsanwältin Wenke Haker-Alm. Es sei aber noch unklar, ob die Verdachtsmomente für ein Ermittlungsverfahren ausreichten.

Rodbertus hatte Mitte Januar angekündigt, sollten nicht 95 Prozent des Kapitals bis mindestens Oktober 2014 im Unternehmen bleiben, werde er eine Planinsolvenz anstreben. Er hatte den Anlegern eine Frist bis zum 20. Januar gesetzt, in der sie sich zu ihrer Kapitaleinlage erklären sollten.

Verbraucherschützer warfen dem Manager Erpressung der Genussrechtsinhaber vor. Bei ihnen steht das Geschäftsmodell ohnehin seit langem in der Kritik. Anlegerschützer Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) mutmaßt, dass es sich um eine Schneeballsystem handelt, bei dem Zinsen und Tilgungen mit dem Geld neuer Anleger finanziert werden.

In einem Fernsehmagazin wies Rodbertus diesen Vorwurf zurück, blieb weitere Erklärungen aber schuldig. Er verweigert den Kontakt zu den Medien seit Mai 2013 nach wiederholten negativen Berichten.

2013 hatte Prokon schon 130 Millionen Euro an die Anleger zurückgezahlt. In den vergangenen Wochen hatten sich die Kündigungen dann gehäuft. Bis Ende vergangener Woche summierten sie sich auf über 200 Millionen Euro. Aus einer Zwischenbilanz per Ende Oktober geht hervor, dass bei Prokon insgesamt 210 Millionen Euro Verluste aufgelaufen sind.

Rodbertus hatte Prokon 1995 gegründet. Das Unternehmen mit mehr als 1.300 Mitarbeitern betreibt nach eigenen Angaben gut 50 Windparks mit 314 installierten Windkraftanlagen in Deutschland und Polen. Weitere seien im Bau. Zum Konzern gehört auch ein Biodiesel-Hersteller in Magdeburg. Zudem finanziert Prokon ein Sägewerk in Torgau, das Holzpaletten produziert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromsteuersenkung: Wirtschaftsverbände kritisieren Merz für gebrochene Zusage
04.07.2025

Die Entscheidung der Bundesregierung zur Stromsteuersenkung sorgt für Aufruhr. Wirtschaftsverbände fühlen sich übergangen und werfen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China-Zölle auf EU-Weinbrand kommen nun doch – das sind die Folgen
04.07.2025

China erhebt neue Zölle auf EU-Weinbrand – und das mitten im Handelsstreit mit Brüssel. Betroffen sind vor allem französische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet
04.07.2025

Nach einem deutlichen Preisrückgang ziehen die europäischen Gaspreise wieder an. Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet –...

DWN
Panorama
Panorama Schwerer Flixbus-Unfall auf der A19 bei Röbel: Was wir wissen und was nicht
04.07.2025

Ein Flixbus kippt mitten in der Nacht auf der A19 bei Röbel um. Dutzende Menschen sind betroffen, ein Mann kämpft ums Überleben. Noch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Solarausbauziel in Deutschland bis 2030 zur Hälfte erfüllt
04.07.2025

Deutschland hat bereits einen großen Schritt in Richtung Solarenergie gemacht – doch der Weg ist noch weit. Trotz beachtlicher...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Neue Mütterrente wohl erst ab 2028 umsetzbar
04.07.2025

Die Ausweitung der Mütterrente sorgt für Diskussionen: Einigkeit herrscht über das Ziel, Uneinigkeit über das Tempo. Millionen Mütter...